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Mehr humanitäre Hilfe für Irak

Jeder Tag bringt neue Selbstmord-Anschläge, diesmal in Ramadi. Keystone

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) stockt seine Hilfe für die irakische Bevölkerung um mehr als die Hälfte auf. Dies, um das immense Leiden lindern zu helfen.

Gemäss IKRK kämpft die irakische Bevölkerung buchstäblich ums Überleben. Die Organisation will deshalb dieses Jahr gegen 100 Millionen Franken für Irak einsetzen.

Angesichts der sich verschlechternden Lage der Bevölkerung in Irak verstärkt das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) seine Hilfsmassnahmen in dem vom Krieg zerstörten Land.

“Dieser Konflikt bringt allen Irakern enormes Leid”, sagte die Leiterin der Nahost-Operationen des IKRK, Beatrice Megevand-Roggo, am Montag am Sitz der Organisation in Genf. Die direkt Betroffenen hätten immer mehr Probleme, mit der Lage fertig zu werden.

Das IKRK fordert deshalb 35 Mio. Franken zur Verstärkung seines humanitären Engagements in Irak. Damit steigen die Aufwendungen für das Land im laufenden Jahr auf über 91 Mio. Franken, wie die Organisation mitteilte.

Die Kriegsparteien und politischen Akteure in Irak wurden aufgerufen, alles zu tun, um die Menschen zu schonen und kein Blut zu vergiessen.

Konkrete Hilfe

Mit dem Geld sollen humanitäre Projekte verstärkt werden. Das IKRK plant nach eigenen Angaben die Verbesserung der medizinischen Einrichtungen und der Wasserqualität.

In Zusammenarbeit mit dem irakischen Roten Halbmond sollen Lebensmittel und andere wichtige Güter an etwa 110’000 Haushalte (rund 660’000 Menschen) abgegeben werden – mehr als doppelt so viele wie ursprünglich geplant.

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IKRK

Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) ist eine unparteiische, neutrale und unabhängige Organisation mit Sitz in Genf. Der Schweizer Henri Dunant hat das IKRK 1863 gegründet. Das Komitee hat ein permanentes Mandat, sich unter internationalem Recht um die Gefangenen, Verwundeten, Kranken und Zivilisten zu kümmern, die von einem Konflikt betroffen sind. Aus dem IKRK…

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Auf der Flucht

Derzeit sind über 850’000 Irakerinnen und Iraker vertrieben im eigenen Land. Anfang Jahr waren es 500’000 gewesen. Viele weitere flüchten ausser Landes in die Nachbarstaaten.

“Es ist ein konstanter Flüchtlingsstrom von Menschen, die ihre Häuser, ihre Wohngegend verlassen müssen”, erklärte Megevand-Roggo an der Medienkonferenz. “Einige mussten ihre Häuser wegen Drohungen innert Stunden verlassen oder wurden einfach vertrieben.”

Insgesamt sind es schätzungsweise zwei Millionen Personen, die aus Irak geflüchtet sind. Den grössten Anteil von ihnen beherbergen Syrien und Jordanien.

Die jordanische Regierung muss nach eigenen Angaben für die mehr als 750’000 in Jordanien lebenden Flüchtlinge aus Irak jährlich etwa eine Milliarde Dollar aufbringen, wie kürzlich mitgeteilt wurde.

Mehr Personal

Das IKRK will zur Verstärkung des Engagements neue Verbindungsbüros im Süden, Nordwesten und Westen des Landes eröffnen.

Die Anzahl der internationalen Angestellten des IKRK in Irak und der jordanischen Stadt Amman soll von 57 auf 69 aufgestockt werden, jene der irakischen von 415 auf 456.

Letzten Monat hatte das Komitee vom Roten Kreuz einen Bericht veröffentlicht, der über die üblichen Aufrufe an alle Parteien zur Einhaltung der Genfer Konventionen betreffend Schutz der Zivilbevölkerung hinausging.

Der Report “Schutzlose Zivilisten: Die sich verschlimmernde humanitäre Krise in Irak” erwähnte, dass Millionen von Irakerinnen und Irakern in einer “katastrophalen Lage” seien und die Situation immer schlechter werde.

So wurde der Aufruf von Müttern erwähnt, die Leichen auf den Strassen wegzuräumen, um ihren Kindern den Anblick der Toten auf dem Schulweg zu ersparen. Auch lägen tausende Tote in den Leichenhäusern, ohne dass sich Angehörige gemeldet hätten; sei es, weil sie nichts davon wussten oder Angst hatten, sie abzuholen.

swissinfo und Agenturen

Laut der UNO-Flüchtlingsorganisation verlassen monatlich bis zu 50’000 Personen Irak.

Bis jetzt sind über 2 Millionen Menschen ins Ausland geflohen, die meisten in Nachbarstaaten Iraks.

Die Schweiz hat rund 5000 irakische Flüchtlinge aufgenommen.

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