
Logitech: Gewinnwarnung bringt Aktie unter Druck (Zus)
Zürich (awp) – Der Computerzubehör-Hersteller Logitech hat erneut den Ausblick für das Geschäftsjahr 2011/2012 gesenkt. Als Gründe wurden das wirtschaftliche Umfeld und eine Neubewertung der Geschäftslage genannt. Der Kurs der Aktie geriet kräftig unter Druck. Analysten äusserten sich zurückhaltend zu den Aussichten für das Papier.
Logitech rechnet nun für das Geschäftsjahr mit einem deutlich niedrigeren EBIT von 90 Mio USD nach zuvor 143 Mio USD. Die Umsatz-Prognose wurde ebenfalls auf jetzt 2,4 Mrd USD nach zuvor 2,5 Mio USD gesenkt, wie aus der Mitteilung vom Donnerstag hervorgeht. Bereits im Juli, bei der Vorlage der Zahlen zum ersten Quartal, hatte das in der Schweiz kotierte, aber aus Kalifornien operierende Unternehmen die Prognose für den operativen Gewinn und den Umsatz gesenkt.
Die Senkung der Umsatz- und Ergebniserwartungen sei durch das wirtschaftliche Umfeld und eine traurige Bestandsaufnahme der aktuellen Situation nötig geworden, sagte der Verwaltungsratspräsident und Interim-CEO von Logitech, Guerrino de Luca, gegenüber AWP. Damit kehre das Unternehmen wieder zu einer realistischen Planung zurück.
Die Bruttomarge, die auch den bereits tiefen Wert aus dem ersten Quartal berücksichtig, wird bei rund 33% erwartet. Dabei dürften die Margen des dritten und des vierten Quartals jedoch klar über dem erwarteten Jahreswert liegen, hiess es weiter. Für die Bruttomarge wurde zuvor keine Prognose abgegeben.
De Luca ist für die kommenden Quartale vorsichtig optimistisch. Die eingeleiteten Massnahmen, um die strukturellen Probleme im Vertrieb zu beseitigen, würden sich in den kommenden Monaten positiv bemerkbar machen. Dazu trage auch die Stärkung und Erneuerung der Produktlinie und die Anpassungen der Konditionen für die Kunden bei.
GESCHÄFT MIT TABLET-PC-ZUBEHÖR
Logitech ist weltweit der grösste Hersteller von Computer-Peripheriegeräten wie Mäusen, Tastaturen, Web-Kameras, Kopfhörern und Lautsprechern. De Luca will weiter auf diese Geräte setzten und die Linien für Audio- und Video-Geräte sowie Equipment für Video-Konferenzen ausbauen. Auch im Bereich des Zubehörs für Tablet-PCs und Smartphones sieht de Luca Chancen für sein Unternehmen. Der Boom dieser neuen Geräteklassen habe einen weitaus geringeren negativen Effekt, als von vielen Marktbeobachtern angenommen. Der Zubehörverkauf für dieses Segment laufe gut.
Zum Geschäft mit den Settop-Boxen für Google TV wollte de Luca keine Zahlen nennen, die drastische Preissenkung für die Geräte sei jedoch der richtige Schritt gewesen. Logitech hatte nach einem enttäuschenden Start des Internet-basierten TV-Dienstes die Preise für die Endgeräte auf 99 USD von ursprünglich 249 USD gesenkt.
Im ersten Quartal (per 30. Juni) war Logitech mit einem Fehlbetrag beim Betriebsergebnis von 45,0 Mio USD tief in die roten Zahlen gerutscht. Netto betrug das Minus 29,6 Mio USD. Die schlechten Zahlen führten zum Weggang von CEO Gerald Quindlen, woraufhin Verwaltungsratspräsident Guerrino de Luca – der bereits von 1998 bis 2008 das Unternehmen geleitet hatte – erneut die Führung der Geschäfte übernahm.
ZURÜCKHALTENDE ANALYSTENSTIMMEN
Die Aktie reagierte auf die heutigen Nachrichten mit erneuten Abgaben und notiert aktuell um 11,7% im Minus bei 6,88 CHF. Seit Jahresbeginn beträgt das Minus beim Logitech-Kurs 61,4 Prozent.
Morgan Stanley stuft das Unternehmen mit «Underweight» ein. Die Beurteilung verweist auf die starke Abhängigkeit vom europäischen und nordamerikanischen Markt, strukturelle Probleme und Schwächen im Produktportfolio. Der Tablet-Boom und geänderte Kundenwünsche würden bei der Ausrichtung noch nicht genug berücksichtigt. Die Credit Suisse bewertet Logitech mit «Neutral», während die Deutsche Bank das Papier auf «Hold» einstuft. Eine «Buy»-Empfehlung hält die Bank Vontobel aufrecht.
yr/uh