
Parmalat/Hohe Haftstrafe für früheren Chef
PARMA (awp international) – Sieben Jahre nach dem spektakulären Zusammenbruch des Parmalat-Konzerns ist der damalige Chef Calisto Tanzi wegen betrügerischen Bankrotts zu 18 Jahren Haft verurteilt worden. Auch anderen führenden Köpfen des norditalienischen Milchkonzerns hat ein Gericht in Parma am Donnerstag Gefängnisstrafen auferlegt. Bei der betrügerischen Insolvenz war 2003 ein Schuldenberg von 14 Milliarden Euro zurückgeblieben, geschädigt wurden 32.000 betrogene Kleinanleger sowie Investoren. Das Gericht hat den Parmalat-Zusammenbruch, einen der grössten Finanzskandale weltweit, über 32 Monate lang verhandelt.
«Eine so schwere Strafe habe ich nicht erwartet», so Tanzis erste Reaktion. Die Verurteilten müssen dem erstinstanzlichen Richterspruch zufolge dem neuen Konzern, der nach dem Crash aufgebaut worden ist, zwei Milliarden Euro an Entschädigung zahlen. Den Anlegern sollen sie fünf Prozent des Nominalwertes der Obligationen zahlen, etwa 30 Millionen.
Die Staatsanwaltschaft hatte eine Haftstrafe von 20 Jahren für Tanzi verlangt, der die «grösste Schuldenfabrik des europäischen Kapitalismus» aufgebaut habe. In dem Verfahren standen insgesamt 17 Angeklagte wegen Bilanzfälschung und des Bankrotts vor Gericht. Es bleiben ihnen wie auch der Staatsanwaltschaft dem italienischen Recht zufolge nach dem Urteil in erster Instanz noch zwei Berufungsetappen.
Für den früheren Grossunternehmer und Milchmogul Tanzi ist dies die zweite Verurteilung wegen des Parmalat-Zusammenbruchs, und weitere könnten folgen. Im Mai erst hatte ein Mailänder Berufungsgericht eine zehnjährige Haftstrafe gegen ihn wegen Börsenspekulation bestätigt, so dass dem umtriebigen Geschäftsmann nun noch das Kassationsgericht bleibt, um eine endgültige Gefängnisstrafe in dem Fall abzuwenden. Der findige Unternehmer hatte eine kleine Molkerei zu einem Weltkonzern aufgebaut, und das offensichtlich nicht zuletzt mit Hilfe eines Korruptionsnetzes./ka/DP/stb