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Puma soll Sport-Ambitionen von PPR auf die Sprünge helfen (AF)

HERZOGENAURACH/PARIS (awp international) – Puma soll den Sportambitionen der französischen Konzernmutter PPR auf die Sprünge helfen. Eigentlich eher bekannt für Mode und Luxus und damit für Marken wie Gucci und Yves Saint Laurent plant Konzernchef Francois-Henri Pinault nun den Schwenk hin zu Sport und Lifestyle. Herzstück dieser Pläne soll die Marke mit dem Raubkatzenlogo sein, die aber schon bald durch Zukäufe ergänzt werden soll, wie Pinault am Montag während einer Telefonkonferenz ankündigte. Auch Puma selbst könne durch kleinere oder mittlere Übernahmen aufgewertet werden.
Für das Herzogenauracher Unternehmen hat die Strategie der Mutter zur Folge, dass es seinen langjährigen Vorstandschef verliert. Der 47-jährige Jochen Zeitz soll den Plänen zufolge die Leitung des neuen Geschäftsbereich Sport und Lifestyle bei PPR übernehmen und den Ausbau des Markenportfolios überwachen. Puma selbst soll in eine Europäische Aktiengesellschaft (SE) gewandelt werden. Über den Wechsel soll die Hauptversammlung im April 2011 beschliessen. Zeitz wird dann dem Verwaltungsrat ? einem dem Aufsichtsrat ähnlichen Gremium – von Puma vorsitzen und seine Funktion als Vorsitzender der Geschäftsführung (CEO) aufgeben.
‹KEIN DRUCK BEI ZEITZ-NACHFOLGE›
Bei der Suche nach einem Nachfolger für ihn wolle man sich zeitlich nicht unter Druck setzen lassen, sagte Zeitz. Solange kein geeigneter Kandidat gefunden sei, werde er die Rolle des CEO weiter wahrnehmen. Zeitz hatte 1993 im Alter von 30 Jahren als damals jüngster CEO eines börsennotierten Unternehmens den Vorstandsvorsitz bei Puma übernommen.
An der Börse sorgten die Nachrichten für Kursverluste bei der Puma-Aktie, auch die PPR-Papiere gaben nach. Dass es am Montag eine Mitteilung von Puma geben wird, war bekannt gewesen und viele Marktteilnehmer hatten auf eine Komplettübernahme von Puma durch PPR gehofft. Als dies nicht eintrat, rutschte die im frühen Handel stark gefragten Puma-Aktien ins Minus und verloren zuletzt 2,62 Prozent auf 252,75 Euro. Rätselraten herrschte bei Analysten auch darüber, welche genauen Auswirkungen die PPR-Strategie für Puma haben wird. Das im MDax notierte Unternehmen will nächste Woche bei Vorlage der Zahlen zum dritten Quartal genauer Auskunft darüber geben, welchen Weg es in den kommenden Jahren einschlagen wird.
‹SPORT UND LIFESTYLE WIRD GRÖSSER ALS GUCCI›
Vorab liess sich PPR-Chef Pinault nur soviel entlocken, dass er ein grosses Potenzial in Puma sehe. Die Marke sei «eine Ikone innerhalb der Sport- und Lifestyle-Branche». Bei den Zukäufen für das Sport-Portfolio müsse es sich um «globale, starke Marken» handeln, die Puma ergänzten. Aber auch bei Puma seien Zukäufe denkbar. Der Sportartikelhersteller hatte zuletzt die Golfmarke Cobra akquiriert.
Der Bereich Sport und Lifestyle könnte auf lange Sicht mehr Umsatz abwerfen als die Gucci Group, sagte der Manager weiter. Die Sparte steuerte im Vorjahr rund 3,4 Milliarden Euro zum Gesamtumsatz von 16,5 Milliarden Euro bei. Puma kam 2009 auf einen Umsatz von 2,5 Milliarden Euro. PPR ist auch im Einzelhandel aktiv und besitzt etwa die Elektronikkette Fnac, die Einrichtungshäuser Conforma und den Versandhändler Redcats. Vom Handelsgeschäft will sich PPR trennen und die Verkaufserlöse dann für die geplanten Zukäufe nutzen. Er werde nicht das Bonitätsrating von PPR gefährden, in dem er den Konzern mehr Schulden auflade, stellte Pinault klar. Genauso wenig sei eine vollständige Aufstockung der Puma-Anteile geplant. PPR war 2007 bei Puma eingestiegen und hält inzwischen 71,6 Prozent der Anteile./she/dct/tw

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