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Gotthard-Brandkatastrophe: Zahl der Opfer ungewiss

Grosse Hitze behindert die Rettungskräfte weiterhin. Keystone

Nach der verheerenden Brand-Katastrophe im Gotthard-Tunnel sind die Rettungs-Arbeiten am Donnerstag nur langsam vorangekommen. Bis am Abend wurden elf Tote geborgen, zehn Männer und eine Frau. Weitere Opfer werden nicht ausgeschlossen, zahlreiche Personen werden vermisst. Die Bergungsarbeiten gestalten sich sehr schwierig. Der Tunnel bleibt vermutlich für Monate gesperrt.

Bundespräsident Moritz Leuenberger reiste am Donnerstagnachmittag ins Tessin. «Man sieht die Spuren und Reste eines unglaublichen Infernos», sagte der Bundespräsident nach einem Augenschein an der Unglücksstelle und fügte hinzu: «Es ist für mich ein Wunder, dass so viele Leute überhaupt noch überlebt haben.»

Die grösste Gefahr für die Rettungsmannschaften geht nicht mehr vom Rauch und den Flammen aus, sondern von Teilen der Tunneldecke, die herunterzufallen drohen. Deshalb muss der Tunnel zuerst gesichert werden, ehe mit der Bergung weiterer Todesopfer begonnen werden kann.

Wieviele Menschen sich unter den Trümmern im Tunnel befinden, ist derzeit noch ebenso unklar wie der genaue Unfallhergang. Die Polizei kann noch nicht sagen, wie viele Autos in die Frontalkollision zweier (vermutlich ausländischer) Lastwagen verwickelt waren.

Wie Romano Piazzini, Kommandant der Tessiner Kantonspolizei, vor den Medien in Airolo erklärte, wurden sechs Leichen auf dem Asphalt und vier in Autos gefunden. Die polizeitechnischen Ermittlungen hätten so weit als möglich begonnen. Praktisch alle Opfer seien erstickt.

Die Polizei führe eine Vermisstenliste, sagte Piazzini weiter. Am Mittwoch habe diese Liste 200 Namen umfasst, am Donnerstagmorgen seien es noch 80 gewesen.

Der Gotthard-Tunnel wird wegen der Bergungs- und Reparaturarbeiten nach Angaben eines Polizeisprechers vermutlich mindestens zwei bis drei Monate geschlossen bleiben. Schon am ersten Tag nach der Sperrung des Tunnels wurden die Probleme im Transit-Scherverkehr durch die Schweiz offensichtlich.

Tessiner fordert Kontingentierung der Lastwagen

Staatsrat Marco Borradori sagte an der Medienkonferenz, der Gotthard sei schon seit Wochen und Monaten an oder sogar über der Grenze der Belastbarkeit. Die Gotthardachse sei nicht mehr in der Lage, die Lawine von Güterverkehr zu schlucken.

Laut Flavio Rusca von der Tessiner Verkehrspolizei sollen in Zukunft an der Grenze in Basel nicht mehr Lastwagen in die Schweiz eingelassen werden als gleichzeitig in Chiasso abgefertigt werden können.

Die lange der Gotthardtunnel geschlossen bleiben wird, ist derzeit noch nicht abschätzbar. «Mehrere Wochen oder Monate kann das dauern, wer weiss das jetzt schon?», sagte Rusca. Aus ökonomischen und touristischen Gründen habe der Kanton Tessin grosses Interesse, den Gotthard so rasch wie möglich wieder zu öffnen.

Beileids-Schreiben von Schröder und der EU

Der Deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder hat Bundespräsident Moritz Leuenberger nach dem Unglück im Gotthardtunnel ein Beileidschreiben zukommen lassen. Er habe mit Entsetzen vom schrecklichen Unglück erfahren, heisst es im Schreiben.

Auch EU-Parlamentspräsidentin Nicole Fontaine hat ein Beileidstelegramm an Leuenberger geschickt. Sie teile den Opfern und deren Familien wie der Schweizer Bevölkerung ihr ganzes Mitgefühl mit, schrieb Fontaine.


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