
Schweizer Abklärungen in Afghanistan

Verteidigungsminister Samuel Schmid liess sicherstellen, dass drei dem Kontingent der deutschen Bundeswehr unterstellte Schweizer in Afghanistan nichts mit dem Totenkopf-Skandal zu tun haben.
Nach Erkenntnissen der Schweizer Armee sind keine Schweizer Offiziere involviert gewesen. Das erklärte Armeesprecher Felix Endrich am Sonntag.
«Das glaube ich wirklich nicht, aber ich habe sicherheitshalber angeordnet, dass das noch untersucht wird», sagte Schmid gegenüber Blick.
Zur fraglichen Zeit 2003 hätten zwei Schweizer Offiziere im Stab der Internationalen Schutztruppe für Afghanistan (ISAF) in Kabul gearbeitet, sagte nun Endrich. «Diese Offiziere gingen grundsätzlich nicht mit auf Patrouille».
Die Untersuchungen hätten gezeigt, dass «sicher keine Schweizer in die Vorkommnisse involviert waren». Zu diesem Schluss sei die Armee nach Prüfung der damaligen Funktion und der Einsatzorte der Schweizer gekommen.
Totenschändung
Deutsche Bundeswehrsoldaten haben nach einem Bericht der deutschen «Bild»-Zeitung beim Afghanistan-Einsatz einen Toten geschändet und dabei Fotos gemacht.
Die Bilder von Soldaten, die mit einem Totenschädel posierten, stammten offenbar aus dem Jahr 2003, berichtet die Zeitung am Mittwoch. Sie zeigten Soldaten des deutschen Kontingents der Afghanistan-Schutztruppe Isaf in Tarnanzügen auf einer
Patrouillenfahrt in der Umgebung der Hauptstadt Kabul.
Auf einem Foto werde ein Totenschädel auf dem Tarnscheinwerfer eines Kleinpanzers präsentiert.
Zuversichtlich punkto Armeereform
Angesprochen auf die im Nationalrat gescheiterte Armeereform reagierte der VBS-Chef zuversichtlich. Es gehe nicht um eine grundlegene Reform, sondern um einen ersten Entwicklungsschritt der neuen Armee. «Ich bin überzeugt, dass wir am Schluss dort landen, wo wir sein wollen», sagte Schmid.
Er sprach zugleich seinem von der SVP unter Druck geratenen Armeechef Christophe Keckeis das volle Vertrauen aus. «Er bleibt», sagte der Vorsteher des
Eidgenössischen Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz
und Sport (VBS).
swissinfo und Agenturen
Am 16. April 2003 ermächtigte die Schweizer Regierung das VBS maximal vier, zum Selbstschutz bewaffnete Offiziere in der International Security Assistance Force (ISAF) in Afghanistan einzusetzen.
Die UNO-Resolution 1510 vom 13. Oktober 2003 dehnt das Mandat der ISAF auf Gebiete ausserhalb von Kabul aus, damit sowohl die afghanischen Behörden, als auch Vertreter der UNO und anderer humanitären Hilfsorganisationen in einem sicheren Umfeld den Wiederaufbau realisieren können.
Seit Februar 2004 befinden sich vier Schweizer Stabsoffiziere in der ISAF. Ein Schweizer arbeitet in Kabul als Stabsoffizier im Bereich Operationen und ein weiterer Schweizer ist als Arzt in der von den Deutschen geführten Sanitätsstation in Kabul oder Kunduz tätig.
Zwei Schweizer Stabsoffiziere sind in Kunduz als Verbindungsoffiziere im Provincial Reconstruction Team (PRT, Wiederaufbauteam) im Einsatz.

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