SNB will Mindestkurs konsequent durchsetzen – Libor bei Null (AF)
(umgeschrieben und ergänzt mit weiteren Details)
Zürich (awp) – Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hält an ihrer sehr expansiven Geldpolitik fest und will dabei den jüngst festgelegten Mindestkurs zum Euro von 1,20 CHF «mit aller Konsequenz» durchsetzen. Sie ist weiter bereit, unbeschränkt Devisen zu kaufen. Ausserdem strebt sie weiterhin einen Dreimonats-Libor bei Null an und will die gesamten Sichtguthaben bei der Nationalbank bei deutlich über 200 Mrd CHF belassen. Der Zinsentscheid war in dieser Form von den meisten Ökonomen erwartet worden.
Mit diesen Massnahmen stelle sich die Nationalbank der akuten Bedrohung der Schweizer Wirtschaft und dem Risiko einer deflationären Entwicklung entgegen, die von einer massiven Überbewertung des Schweizer Frankens ausgingen, teilten die Währungshüter am Donnerstag mit. Der Franken sei auch bei 1,20 noch hoch bewertet und sollte sich weiter abschwächen. Falls die Wirtschaftsaussichten und die deflationären Risiken es erforderten, werde die Nationalbank auch «weitere Massnahmen ergreifen».
Das Wachstum der Weltwirtschaft hat sich gemäss SNB im Verlauf des zweiten Quartals deutlich verlangsamt, wobei insbesondere die Aussichten für die Industrieländer sich markant eingetrübt hätten. In der Schweiz leide die wirtschaftliche Entwicklung gleichzeitig unter dem starken Franken und der Abschwächung der internationalen Nachfrage.
Die SNB geht denn auch davon aus, dass das Wachstum in der zweiten Jahreshälfte zum Stillstand kommt. Lediglich aufgrund der guten Entwicklung im ersten Halbjahr sei für 2011 mit einem BIP-Zuwachs von 1,5 bis 2% (bisherige Prognose: «rund 2%») zu rechnen. «Ohne die stabilisierende Wirkung des Mindestkurses bestünde erhebliche Rezessionsgefahr», so die Notenbanker. Die Unsicherheit über die weitere Entwicklung der Weltwirtschaft bleibe dabei ausserordentlich hoch und die Risiken für das globale Finanzsystem hätten deutlich zugenommen. Schlechtere Wachstumsaussichten und die fiskalischen Probleme der Industrieländer beeinträchtigten weltweit das Vertrauen an den Finanzmärkten, so die SNB.
Die (bedingte) Inflationsprognose der SNB hat sich «aufgrund der massiven Aufwertung des Frankens und der verschlechterten Aussichten für die Weltwirtschaft» deutlich nach unten verschoben. Die Prognose für 2011 wurde auf 0,4% (von 0,9%) gesenkt. Die Inflationsprognosen für die beiden Folgejahre wurden gar noch deutlich zurückgenommen: Für 2012 prognostiziert die SNB eine negative Jahresteuerung von -0,3%, noch im Juni wurde ein Wert von +1,0% in Aussicht gestellt. Die Inflationsprognose für das Jahr 2013 wurde auf +0,5% nach zuvor +1,7% gesenkt.
uh/gab