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Stadtzürcher Angestellte haben künftig sechs Wochen frei

Keystone-SDA

Der Zürcher Gemeinderat gönnt den städtischen Angestellten eine Woche mehr Ferien. Die Bürgerlichen kritisierten, dass die städtischen Angestellten heute schon bessere Bedingungen hätten als jene in der Privatwirtschaft.

(Keystone-SDA) Aktuell haben die 33’000 städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vier Wochen Ferien. Dazu kommen sechs Betriebsferientage am Freitag nach Auffahrt und nach Weihnachten, an denen die Verwaltung geschlossen bleibt. Unter dem Strich haben sie also fünf Wochen plus einen Tag frei – einen Tag mehr als beim Kanton.

Das Problem: «Die Betriebsferien werden von den Angestellten nicht als Ferien wahrgenommen, weil sie diese Tage nicht frei wählen können», sagte Luca Maggi (Grüne), der die Motion miteingereicht hatte. Deshalb soll nun eine fünfte Woche dazukommen, die sich auch wirklich wie Ferien anfühlt. Unter dem Strich sollen die städtischen Angestellten künftig also sechs Wochen und einen Tag frei erhalten.

Der Gemeinderat überwies die Motion mit 73 Ja zu 45 Nein-Stimmen an den Stadtrat. Finanzvorsteher Daniel Leupi (Grüne) war freiwillig bereit, die Motion entgegenzunehmen.

«Wir sehen den Handlungsbedarf und werden prüfen, wie wir das umsetzen können», sagte er. Leupi rechnet damit, dass die dafür nötige Änderung des Personalrechts im kommenden Jahr ausgearbeitet werden kann. Dann kommt das Geschäft erneut ins Parlament. Welche finanziellen Auswirkungen eine fünfte Ferienwoche hat, ist noch offen.

«Jeder hat gerne mehr Ferien»

Die Bürgerlichen wehrten sich vergeblich gegen die zusätzliche Ferienwoche. «Jeder hat gerne mehr Ferien», sagte Emanuel Tschannen (FDP). Die Angestellten der Stadt Zürich seien jetzt aber nicht gerade das Prekariat, das man als erstes unterstützen müsse.

Eine zusätzliche Ferienwoche könnte seiner Ansicht nach dazu führen, dass die Stadt als Arbeitgeberin noch attraktiver werde und der Privatwirtschaft die Fachkräfte wegnehme.

Die SVP betonte ebenfalls, dass es den städtischen Angestellten doch heute schon gut gehe. «Abo hier, Vergünstigung da», sagte Samuel Balsiger. Zudem hätten sie bis zu zwölf Prozent höhere Löhne als vergleichbare Angestellte in der Privatwirtschaft.

Dabei seien der Druck und die psychische Belastung in der Privatwirtschaft viel grösser als beim Staat. «Dort wird man ja nie entlassen, so lange man sich einigermassen im Rahmen verhält.» Für ihn ist die Motion einmal mehr «rot-grünes Geld verteilen» vor den Wahlen. «Hier kommt jeder Unsinn durch.»

Keine Ferien fürs Kader

Noch offen ist, ob auch die oberen Kaderstufen in den Genuss einer weiteren Ferienwoche kommen. «Es ist uns nicht ersichtlich, weshalb jene mit hohen Funktionsstufen mehr Ferien brauchen», sagte Anjushka Früh (SP). Sie forderte erfolgreich, dass der zusätzliche Ferienanspruch bei diesen Angestellten «kritisch überprüft» wird.

Unterstützt wurde diese Forderung von der Mitte. Wenn das höhere Kader jede Überstunde aufschreibe und einziehen könne, sehe sie eine zusätzliche Ferienwoche ebenfalls kritisch, sagte Karin Weyermann.

Finanzvorsteher Leupi räumte ein, dass er darüber nicht im Detail informiert sei. Er zeigte sich aber bereit, die Forderung anzuschauen. «Nur schon, weil einige hier von der Vorstellung einer zusätzlichen Ferienwoche fürs Kader regelrecht getriggert werden.»

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