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Vermummte um einen brennenden Container

Die Woche in der Schweiz

Liebe Schweizerinnen und Schweizer im Ausland

Viel Wirbel um die Polizei von Lausanne: Sie war nicht nur zwei Nächte lang mit Ausschreitungen konfrontiert, sondern wurde auch des systematischen Rassismus und der Diskriminierung beschuldigt.

Herzlicher Gruss

Brennende Container auf der Strasse
Es gab keine Verletzten, aber die Lausanner Polizei teilte mit, sie habe sieben Personen festgenommen. Keystone / Cyril Zingaro

In Lausanne kam es Anfang dieser Woche in zwei Nächten zu dramatischen Ausschreitungen.

Am frühen Sonntag kam ein 17-Jähriger ums Leben, als er auf der Flucht vor der Polizei mit einem gestohlenen Motorroller gegen eine Mauer prallte. In der Nacht von Sonntag auf Montag setzten vermummte Jugendliche Mülltonnen und Container in Brand. Es kam auch zu Zusammenstössen mit der Polizei, die mit Tränengas reagierte. Es wurden keine Verletzten gemeldet, aber die Polizei gab an, dass sie sieben Personen festgenommen habe.

«Es ist zu einfach, immer von tödlichen Unfällen zu sprechen», sagte ein Jugendlicher, der an den Protesten teilnahm, gegenüber dem Schweizer Radio SRF. «Wir wollen die Wahrheit wissen, wir fordern Gerechtigkeit

Unabhängig davon wurde am Montag aufgedeckt, dass rassistische, sexistische, antisemitische und diskriminierende Nachrichten unter Lausanner Polizeibeamten in WhatsApp-Gruppen zirkulierten. «Es gibt ein Problem der systemischen Diskriminierung«, das angegangen werden muss, räumte der Bürgermeister Grégoire Junod ein.

Ein Mann und eine Frau an einem Tisch
Wirtschaftsminister Guy Parmelin und Finanzministerin Karin Keller-Sutter. Keystone / Peter Schneider

Die Folgen des Telefonats vom 31. Juli zwischen Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter und US-Präsident Donald Trump halten an. Einige fordern die Ablösung Keller-Sutters bei den Zollverhandlungen.

Keller-Sutter soll ihren amerikanischen Amtskollegen «gedemütigt» haben, was dazu führte, dass Trump spontan Zölle von 39% auf die Schweiz verhängte, wie der SonntagsBlick aus US-Quellen zitiert. Sie soll Trump eine halbstündige Lektion in politischer Ökonomie erteilt haben. «Es ist nicht mehr ein Problem des Landes, sondern der Persönlichkeit», soll Trump danach gesagt haben.

Nach diesen Enthüllungen haben sich Schweizer Politiker:innen gefragt, ob es sinnvoll ist, Keller-Sutter erneut mit Trump sprechen zu lassen. In der SVP haben manche Wirtschaftsminister Guy Parmelin aufgefordert, mit dem US-Präsidenten zu verhandeln.

Keine gute Idee, meint der Tages-Anzeiger in Zürich. «Die Schweiz sollte Keller-Sutter nicht ersetzen», schrieb er am Montag in einem Leitartikel. «Ein Wechsel bei der Führung der Gespräche würde die Schweizer Seite nur schwächen – wegen einiger Off-the-Record-Aussagen aus dem erweiterten Umfeld des Präsidenten («he’s done with her») einzuknicken, würde vor allem Unsicherheit signalisieren. Man muss ganz klar festhalten: Es ist Donald Trump, der sich irrational verhält. Der Mann interessiert sich weder für die Fakten des Handelsbilanzdefizits Schweiz–USA noch für die Position seiner eigenen Minister. Er ist der ‚Madman‘ in dieser Situation.»

Die Bundeshauskuppel
Die Schweizer Regierung ist auf der Suche nach Möglichkeiten, bei den Auslandschweizer:innen zu sparen. Keystone / Christian Beutler

Die Liebe der Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer zu ihrem Heimatland wird nicht immer erwidert, meint das Schweizer Fernsehen SRF.

«Ich bin sehr stolz auf die Schweiz. Ich bin auch stolz darauf, Schweizerin zu sein. Und ich betrachte mich auch als solche», sagte Nike Bahlmann, eine junge Biochemikerin und eine von 140 Delegierten des Auslandschweizerrats, der am vergangenen Wochenende in Bern tagte.

Bahlmann, die einen deutschen Vater und eine Schweizer Mutter hat, ist in Deutschland aufgewachsen und lebt heute in Köln. Aber die Schweiz sei ihr Heimatland. Sie sagt, sie liebe die Abenteuergeschichten ihres Grossvaters, und in der Schweiz habe sie ihren ersten Freund kennen gelernt. «Wir haben erstklassige Universitäten, wir sind unglaublich vielfältig«, sagt sie. «Wir sind eines der wenigen Länder mit so vielen Landessprachen. Die Schweiz lebt von der Vielfalt.»

Doch diese Liebe zur Schweiz scheint oft unerwidert zu bleiben. Ob es um Schweizer Schulen in der ganzen Welt oder um Swissinfo geht, die Regierung ist auf der Suche nach Möglichkeiten zum Sparen.

«Es besteht ein gewisser finanzieller Druck», räumt Filippo Lombardi, Präsident der Auslandschweizer-Organisation (ASO), ein. «Plötzlich schauen Bürger und Politiker mehr auf ihr Portemonnaie als auf Solidarität, Werte oder die Präsenz der Schweiz in der Welt.»

Die Vertreter der Fünften Schweiz sagen, es sei wichtig, einen anderen Diskurs zu etablieren und von den Klischees wegzukommen, die Auslandschweizer:innen als Schmarotzer darstellten. Die Liebe der Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer zu ihrer Heimat sei nach wie vor gross, schreibt SRF; aber es brauche mehr denn je viel Überzeugungsarbeit.

Zwei Schwinger auf dem Sägemehl
Bild von einem früheren Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest. Keystone / Jean-Christophe Bott

Sechs Auslandschweizer nehmen dieses Wochenende am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest 2025 teil. Einige von ihnen sind zum allerersten Mal in der Schweiz, wie meine Kolleginnen Melanie Eichenberger und Sara Pasino herausgefunden haben.

Die Schwinger – vier aus den USA und zwei aus Kanada – leben weit weg von der Schweiz und üben sich dennoch in einer der traditionsreichsten Sportarten des Landes.

Der Gang in die Ringerarena ist für die sechs Übersee-Schweizer ein grosser Moment. Für fünf von ihnen ist es die erste Teilnahme an den Schweizer Ringermeisterschaften. «Es ist eine grosse Ehre», sagt Brendan Spahr. «Einer von vier Amerikanern zu sein, die teilnehmen, bedeutet mir sehr viel», ergänzt der Mittelschullehrer, der auch Fussball- und Ringertrainer ist.

Das dreitägige Schwingfest findet alle drei Jahre statt und ist eines der beliebtesten Feste in der Schweiz. Dieses Jahr werden in Mollis im Kanton Glarus rund 350’000 Fans erwartet.

Paulo Coelho
AP Photo/Boris Heger

Ein Blick auf die kommende Woche.

Am Montag eröffnet der bekannte brasilianische Schriftsteller Paulo Coelho (Bild) ein ihm gewidmetes Museum in Genf, wo er lebt.

Am Dienstag beginnt in Baden das internationale Animationsfilmfestival Fantoche, das bis Sonntag dauert.

Am Donnerstag empfängt Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter in St. Gallen die Staatsoberhäupter von sechs deutschsprachigen Ländern zu einem zweitägigen Jahrestreffen.

Am Freitag findet in Zürich, Luzern und Neuenburg ein Klimastreik statt.

Editiert von Samuel Jaberg/ac

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