Heute in der Schweiz
Liebe Schweizerinnen und Schweizer im Ausland
Wie viele andere westliche Länder altert die Schweiz. Diese Entwicklung ist problematisch, das zeigt sich etwa am Mangel an Plätzen in Altersheimen. Es gibt eine Lösung, aber sie ist zeitlich begrenzt, wie Sie in unserer heutigen Auswahl der Nachrichten entdecken werden.
Heute ebenfalls im Programm: ein aussergewöhnliches Jahr für die Kartoffelernte, die Rückkehr der Vogelgrippe und ein Rollmaterialauftrag, der für Aufsehen sorgt.
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Die Zahl der verfügbaren Plätze in den medizinisch‑sozialen Einrichtungen bleibt begrenzt. Direkte Folge: Viele ältere Menschen sind gezwungen, im Spital zu bleiben, während sie auf einen Platz in einem Altersheim warten.
Eine Untersuchung des Westschweizer Fernsehens RTS zeigt, dass etwa 15% der Betten im Spitalnetz des Kantons Neuenburg von Seniorinnen und Senioren belegt sind, die auf einen Platz in einem Altersheim warten. Das Phänomen ist nicht marginal, sondern betrifft auch andere Regionen des Landes, zum Beispiel Genf.
Das Problem hat auch finanzielle Hintergründe. Ältere Menschen ohne ausreichendes Vermögen und ohne Ergänzungsleistungen haben Schwierigkeiten, einen Heimplatz zu finden. In einem solchen Fall muss die Familie die Kosten übernehmen, was zu einer finanziellen Belastung werden kann.
Die Lage dürfte sich noch zuspitzen, da die Schweiz mit einer beschleunigten Alterung ihrer Bevölkerung konfrontiert ist. Laut den Szenarien des Bundesamts für Statistik wird die Zahl der über 80‑Jährigen bis 2050 voraussichtlich auf 1,11 Millionen ansteigen, also fast 10% der Bevölkerung.
Das Vogelgrippevirus ist in die Schweiz zurückgekehrt. Es wurde diese Woche bei einer Graugans in Vinelz nachgewiesen, einer Gemeinde am Bielersee.
In den letzten Wochen wurden bereits mehrere Vogelgrippe‑Fälle in europäischen Ländern nachgewiesen, besonders in Deutschland. Die Rückkehr des Virus in die Schweiz ist laut dem Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) daher keine wirkliche Überraschung.
Auf einem Streifen von drei Kilometern entlang der Ufer des Neuenburger-, des Bieler- und des Murtensees wurde eine verstärkte Überwachung eingerichtet. Zudem müssen Geflügelbetriebe der Region mit mindestens 50 Tieren Schutzmassnahmen ergreifen, um zu verhindern, dass Nutztiere wie Hühner oder Enten mit Wildgänsen in Kontakt kommen.
Das BLV weist darauf hin, dass die Übertragung des Vogelgrippevirus auf den Menschen extrem selten sei und «bisher nur in Einzelfällen nach engem, ungeschütztem Kontakt mit infiziertem Geflügel beobachtet wurde». Das Amt fordert die Bevölkerung jedoch auf, tote oder kranke Wildvögel nicht zu berühren und sie den zuständigen Behörden zu melden.
Nach einem eher tristen 2024 scheint 2025 für den Kartoffelanbau ein aussergewöhnliches Jahr zu werden. Die Ernte fällt so reich aus, dass innovative Lösungen gefunden werden müssen, um die Überschüsse abzubauen.
Es ist ein wenig wie das Gleichnis von den mageren und den fetten Kühen, nur dass es um Kartoffeln geht: Während die Ernte 2023 dürftig und 2024 durchschnittlich war, vor allem wegen Wetterbedingungen und Schädlingen, werden 2025 aussergewöhnliche Erträge erwartet. Es sollen 453’000 Tonnen geerntet werden, deutlich mehr als in den Vorjahren (zwischen 340’000 und 380’000 Tonnen).
Ein solcher Überschuss ist nicht unbedingt leicht zu handhaben. Eine Lösung besteht darin, die überschüssigen Kartoffeln als Viehfutter für Kühe zu verwenden. Unabhängig von ihrer Verwendung müssen die Überschüsse, die nicht für den menschlichen Verzehr bestimmt sind, mit einem orangefarbenen Lebensmittelzusatzstoff eingefärbt werden.
Diese Verpflichtung soll betrügerische Weiterverkäufe von Kartoffeln verhindern und verhindert einen Preiszerfall, wie er in mehreren Ländern zu beobachten ist. In der Schweiz gibt es einen Unterstützungsfonds, um Krisen in der Kartoffelproduktion zu bewältigen. Er ermöglicht die Umwandlung von Überschüssen in Viehfutter und kompensiert teilweise den Wertverlust. Der Fonds wird durch einen kleinen Beitrag pro produziertem Kilogramm finanziert und dient dazu, den Markt in Ausnahmefällen zu entlasten.
Sollte ein grosses Schweizer Staatsunternehmen bei umfangreichen Aufträgen die heimische Industrie bevorzugen oder darf es das Material im Ausland beziehen? Der Kauf von Rollmaterial der Bundesbahnen sorgt für Kontroversen.
Die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) haben Siemens Mobility einen Auftrag über 2,1 Milliarden Franken für die Lieferung von 116 doppelstöckigen Triebzügen erteilt. Diese sind für die Zürcher S-Bahn und für Strecken in der Romandie vorgesehen. Laut SBB-Direktor Vincent Ducrot wurde der deutsche Hersteller wegen Kosteneffizienz, Energieeffizienz, Wartungsfreundlichkeit und Nachhaltigkeit ausgewählt.
Der Schweizer Hersteller Stadler Rail hat seine Enttäuschung über diesen Entscheid zum Ausdruck gebracht und betont, dass der Preisunterschied zu Siemens nur 0,6% betrage. Er hebt die Zuverlässigkeit seiner Züge hervor, die sich bereits in mehreren Ländern im Einsatz befinden, und erinnert daran, dass seine Schweizer Werke 6000 Mitarbeitende beschäftigen und mit über 200 lokalen KMU zusammenarbeiten.
Die Gewerkschaft Unia hält es für «unverständlich», einen solchen Auftrag ins Ausland zu vergeben. «Die Schweizer Industrie befindet sich derzeit in einer zum Teil von aussen verursachten Krisensituation. Wäre der Auftrag für Rollmaterial an ein heimisches Unternehmen vergeben worden, hätten über 170 Schweizer Subunternehmer entlang der Wertschöpfungskette arbeiten können», bemerkt die Gewerkschaft. Da das massgebliche Gesetz eine Unterstützung für die heimische Industrie vorsieht, fordert die Gewerkschaft den Bundesrat und die SBB auf, die Kriterien öffentlich zu machen, die in diesem Fall zur Wahl des deutschen Unternehmens geführt haben.
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