Goldhandel treibt die Kriegsmaschinerie in Darfur an
Trotz internationaler Sanktionen floriert der Goldexport aus dem Sudan. Er gilt als Motor des Bürgerkriegs. Eine zentrale Rolle spielen dabei die Vereinigten Arabischen Emirate, einer der grössten Goldhandelsplätze der Welt.
Die Tragödie, die sich in El Fasher, im Westen des Sudans, abspiele, sei «das direkte Ergebnis der Untätigkeit der internationalen Gemeinschaft».
Das sagte diese Woche der sudanesische Botschafter bei den Vereinten Nationen (UNO) in Genf, Hassan Hamid. Seiner Ansicht nach hat «das internationale Schweigen einen Völkermord ermöglicht».
Ende Oktober nahmen die paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) El Fasher ein, die letzte Hochburg der Armee in der Region Darfur.
Seither gab es zahlreiche Meldungen darüber, wie Angehörige der RSF Massaker an der Zivilbevölkerung verübten. Gemäss der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurden allein am 28. Oktober bei einem Angriff auf ein Spital mehr als 460 Patientinnen und Patienten getötet.
Während der Krieg im Sudan weitergeht, findet das Gold des Landes auf den Weltmärkten immer noch Käuferinnen und Käufer, vor allem in der boomenden Golddrehscheibe der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE).
Deren Regierung unterhält enge wirtschaftliche Beziehungen zu der vom Militär geführten Regierung des Sudans. Die sudanesische Armee wirft den VAE jedoch vor, verdeckt die rivalisierende RSF zu unterstützen.
Daten der sudanesischen Zentralbank zeigen, dass die VAE in der ersten Hälfte des Jahres 2025 rund 90 Prozent der offiziellen sudanesischen Goldexporte importierten, was ihren grossen wirtschaftlichen Einfluss unterstreicht.
Eine Untersuchung der US-Informationsplattform The Sentry brachte in Dubai ansässige Unternehmen in Verbindung mit der Wäsche von illegalem sudanesischem Gold für Financiers, welche die RSF unterstützen.
Der Goldmarkt in Dubai ist einer der grössten der Welt. Er geriet aber in Misskredit, weil er zu wenig tat gegen illegale Finanzströme.
Das trug dazu bei, dass die VAE von 2022 bis 2024 auf die graue Liste der Financial Action Task Force gesetzt wurden, einem internationalen Netzwerk zur Verhinderung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung.
Nachdem die VAE neue Vorschriften eingeführt hatten, welche die Einfuhr von Gold mit Bezug zu Konfliktgebieten verbieten, wurden sie wieder von der Liste gestrichen.
Kriegswirtschaft auf Basis des Goldes
Seit dem Zusammenbruch des Geschäfts mit dem Erdöl in den 2010er-Jahren haben die politischen und militärischen Eliten des Sudans eine Kriegswirtschaft auf der Grundlage von Gold aufgebaut.
UNO-Fachleute weisen seit langem auf den Goldsektor als wichtige Einnahmequelle für beide Seiten hin. Die wirtschaftlichen Netzwerke der Kriegsparteien sind bereits Gegenstand von Sanktionen der USA, der EU und der UNO.
Die Hilfsorganisation Swissaid hat aufgrund von UNO-Daten berechnet, dass die VAE im Jahr 2024 29 Tonnen Gold direkt aus dem Sudan importierten. Im Jahr zuvor waren es noch 17 Tonnen gewesen.
Grössere Mengen bezogen die VAE auch aus den Nachbarländern des Sudans: 27 Tonnen aus Ägypten, 18 aus dem Tschad und neun aus Libyen. Nach Ansicht von Swissaid unterstreichen diese Zahlen die zentrale Rolle der VAE bei der Finanzierung des sudanesischen Kriegs.
«Es handelt sich um Konfliktgold», sagt Marc Ummel, Rohstoffexperte bei Swissaid. «Ob es nun von der RSF oder von den sudanesischen Streitkräften kommt – klar ist, dass sie ihr Engagement im Konflikt mit diesem Goldhandel finanzieren.»
Die Rolle der Schweiz
Die Schweiz ist gemäss der Hilfsorganisation Swissaid «direkt involviert» in den «problematischen Handel» des Sudans. Der Grund: Sie importiere Gold aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), dessen wahre Herkunft unbekannt sei.
Zwischen Januar und September 2025 importierte die Schweiz insgesamt 316 Tonnen Gold im Wert von 27 Milliarden Franken aus den VAE. Das ist mehr als doppelt so viel als im Jahresdurchschnitt seit 2015.
«Wenn man sich den Anstieg der Goldimporte aus den VAE in die Schweiz ansieht, ist das wirklich besorgniserregend», sagt der Rohstoffexperte von Swissaid, Marc Ummel.
«Es ist klar, dass wir hier ein Schlupfloch bei der Umsetzung der Sanktionen haben. Es besteht das Risiko, dass dieses Gold unter Verletzung der Sanktionen gegen den Sudan importiert wurde, und die Schweizer Behörden sollten dies untersuchen.»
Die Schweiz hat Sanktionen gegen den Sudan ergriffen und hält sich dabei an die Resolutionen des UNO-Sicherheitsrats.
Gemäss dem Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) sind alle Goldimporteure in der Schweiz gesetzlich verpflichtet, bei der Beschaffung von Gold aus Konflikt- oder Hochrisikogebieten eine Sorgfaltsprüfung durchzuführen, um sicherzustellen, dass ihre Lieferketten keine bewaffneten Konflikte finanzieren.
Das Seco räumt aber ein, dass es «die Herkunft des in die Schweiz eingeführten Goldes nicht mit Sicherheit garantieren» kann.
Der Schweizerische Edelmetallverband plant für kommendes Jahr die Einführung eines öffentlichen Registers, das mehr Informationen über die Herkunft der hier verarbeiteten Metalle offenlegt.
Editiert von Virginie Mangin; Übertragung aus dem Englischen: Marco Morell
Bildredaktion: Vera Leysinger
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