Heute in der Schweiz
Liebe Schweizerinnen und Schweizer im Ausland
Man kann über die Schweizerinnen und Schweizer sagen, was man will – dass wir reserviert oder verschlossen sind – aber wir sind ein grosszügiges Land. In unserem heutigen Briefing werfen wir einen Blick auf die neue Spendenstatistik.
Ausserdem auf der Programm: eine (rekord)verdächtige Nummernschildversteigerung, wie viele Schweizer:innen noch dort leben, wo ihre Vorfahren lebten, und ein Update aus Bern zum Abschluss der Parlamentswoche.
Und die Schweizer Fussballfans warten gespannt auf die Auslosung der Endrunde der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2026, die allerdings erst nach Erscheinen dieses Newsletters bekannt gegeben wird.
Sonnige Grüsse aus Bern
Heute endet die erste Woche der Wintersession des Parlaments. Hier das Neueste aus dem Bundeshaus.
Der Bundesrat hat den Entwurf des Verhandlungsmandats für ein Handelsabkommen mit den USA genehmigt. Das Zollabkommen mit den USA hat die Schlagzeilen der Schweiz während eines Grossteils dieses Jahres überschattet, wie wir an dieser Stelle immer wieder berichtet haben.
Das am 14. November unterzeichnete Memorandum of Understanding dient als Grundlage: Die derzeitigen 39%-igen Zölle sollen durch einen Pauschalzoll von 15% ersetzt werden. Das Mandat muss nun von den Kantonen und den parlamentarischen Kommissionen geprüft werden. Die Zollzugeständnisse müssen mit der Schweizer Agrarpolitik vereinbar bleiben. Zur Vereinbarung gehören soll, dass die Schweiz weder Zölle auf elektronische Übertragungen erheben noch eine Steuer auf digitale Dienstleistungen einführen wird. Und Schweizer Unternehmen versprechen, über fünf Jahre mindestens 200 Milliarden Dollar (160 Milliarden Franken) in den USA zu investieren.
Die Schweiz wird auch den Mechanismus zur vorübergehenden Wiedereinführung der Visumspflicht für bestimmte Drittländer verschärfen, im Einklang mit einer geänderten EU-Verordnung im Rahmen des Schengener Abkommens. Das heisst: Die Visumspflicht könnte wieder eingeführt werden, wenn die Asylschwellen überschritten werden oder die öffentliche Ordnung gefährdet ist.
Und schliesslich wurde der erste Vertrag über acht F-35-Kampfjets unterzeichnet. Laut Armasuisse wurde die Vereinbarung mit der US-Regierung und Lockheed Martin im September abgeschlossen. Wie Le Temps berichtet, trägt die Schweiz die zusätzlichen Kosten.
Zudem hat der Bundesrat mitgeteilt, dass bei der Vernehmlassung zu den Bilateralen III eine «klare Mehrheit» das Paket Schweiz-EU befürwortet. Er plant, noch gewisse Anpassungen vorzunehmen.
Die Schweizer Bevölkerung ist grosszügig: Eine neue Studie zeigt, dass 82% der Schweizer Haushalte spenden. Doch wohin fliessen diese Beiträge?
Laut dem aktuellen Spendenbericht der Zertifizierungsorganisation ZEWO spendeten die Schweizer Haushalte im Jahr 2024 2,25 Milliarden Franken – und damit ähnlich viel wie in den letzten Jahren. Gemäss dem Jahrbuch der Hilfswerke 2025 kommen die Spenden vermehrt der humanitären Arbeit im Ausland zugute und etwas weniger oft den NGOs, die sich in der Schweiz für soziale Anliegen einsetzen.
Die Verschiebung sei vor allem auf die Kriege in der Ukraine und in Gaza zurückzuführen, sagt Studienautor Luzius Neubert von PPC-Metrics: «Diese Konflikte sind für die Schweizer Bevölkerung ein wichtiges Thema.»
Im Inland löste die Katastrophe in Blatten eine aussergewöhnliche Solidarität aus, die zu Spenden und öffentlichen Beiträgen in Höhe von 68 Millionen führte.
Die institutionelle Finanzierung schrumpft jedoch: Organisationen, die in der Wohltätigkeitsarbeit tätig sind, stehen unter Druck, da die Unterstützung durch die US-Agentur für internationale Entwicklung zusammengebrochen ist. Und auch Europa und die Schweiz haben ihre Budgets für internationale Hilfe gekürzt. Private Spenden können dies nicht kompensieren, sagte ZEWO-Direktorin Martina Ziegerer gegenüber SRF.
Für 2025 wird wieder mit einem hohen Spendenaufkommen gerechnet, Zahlen liegen aber noch nicht vor. «Die letzten Wochen des Jahres sind immer entscheidend«, sagt Ziegerer.
Das Höchstgebot für das Nummernschild «SO 1» hat den Schweizer Rekord gebrochen – vermeintlich. Denn jetzt hat der Kanton die Auktion wegen missbräuchlicher Angebote gestoppt.
Am späten Donnerstagabend überstieg das Gebot für «SO 1» die Grenze von 1 Million Franken und übertraf damit alle bisherigen Schweizer Rekorde. Der alte Rekord war bereits wenige Stunden nach Beginn der Auktion gefallen.
Die Idee zur Versteigerung hatte der Solothurner Nationalrat Richard Aschberger von der SVP. Er schlug vor, das Schild, das seit 2008 beim Strassenverkehrsamt lagert, zu verkaufen, um die leeren Kassen des Kantons zu füllen. «Damals wurde ich belächelt», sagt er gegenüber Blick.
Auch Aschberger hatte nicht mit dem Bieterwettstreit gerechnet. «Ich dachte, 80’000 Franken seien realistisch. Was jetzt passiert, ist aussergewöhnlich.»
Die Auktion begann bei 10’000 Franken, mit Steigerungen von 1’000 Franken. Ein Bieter mit dem Pseudonym «Incest» trieb den Preis auf 1 Million Franken. Ob das Gebot echt war, blieb unklar.
Die Behörden räumten zunächst ein, dass spielerische oder unseriöse Gebote möglich seien, da kein finanzieller Nachweis verlangt werde. Der Leiter des Solothurner Strassenverkehrsamtes, Kenneth Lützelschwab, sagte gegenüber Blick jedoch, dass unbezahlte Gebote juristisch verfolgt werden.
Am Freitagnachmittag hat der Kanton die Versteigerung nun aber ausgesetzt – wegen «missbräuchlicher Angebote». Die Auktion soll zu einem späteren Zeitpunkt wiederholt werden.
«SO 1» wurde 1994 schon einmal versteigert, damals für 20’000 Franken, womit Solothurn ein Pionier der Kennzeichenversteigerung war. Heute verdienen die Kantone mit diesem System Millionen.
Zu den teuersten Schildern gehören bisher «ZH 25» mit 299’000 Franken, «ZG 10» mit 233’000 Franken und «ZH 100» mit 226’000 Franken. Der bisherige Solothurner Rekord lag bei CHF35’000 für ein zweistelliges Nummernschild.
RTS hat eine interaktive Karte erstellt, die zeigt, wie verwurzelt die Schweizerinnen und Schweizer bleiben.
Jede fünfte Schweizerin und jeder fünfte Schweizer – fast 1,35 Millionen – lebt immer noch in ihrer Heimatgemeinde, berichtet RTS auf der Grundlage von Daten des Bundesamtes für Statistik.
In den Städten bleiben die Einwohner:innen tendenziell länger als in den ländlichen Gebieten. In Yverdon-les-Bains (56%) und Bellinzona (54%) wohnt mehr als die Hälfte der einheimischen Bevölkerung noch in ihrer Gemeinde. Lausanne und Biel weisen mit 45% ebenfalls eine starke Bindung auf.
Zwar wohnen 80% der Bevölkerung nicht mehr in ihrem Heimatbezirk, aber die meisten ziehen nicht weit weg: 55% leben noch in ihrem Herkunftskanton. Am stärksten ist die Verwurzelung in Genf, wo mehr als vier von fünf gebürtigen Genferinnen und Genfern noch im Kanton leben.
Das Emmental hingegen weist eine dramatische langfristige Abwanderung auf. Die Karten von RTS zeigen, dass die starke Abwanderung im späten 19. Jahrhundert – als die Armut viele zum Weggehen zwang – auch heute noch sichtbar ist. In mehreren Emmentaler Gegenden leben weniger als 5% der Einheimischen noch vor Ort, und in einigen Gemeinden gibt es zehn- bis zwanzigmal mehr Menschen mit Wurzeln in der Region als Menschen, die tatsächlich da wohnen.
Der Adventskalender von Swiss Oddities
Bis zum 24. Dezember finden Sie in unserem Newsletter jeden Tag einen Überraschungsartikel aus unserer Serie Swiss Oddities – interessante, ungewöhnliche und manchmal skurrile Geschichten aus der Schweiz.
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