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Fünf erstaunliche Fakten über Schweizer Nummernschilder

Nummernschild JU 54018 an einem VW-Käfer
Es ist offensichtlich Geschmackssache, aber gestehen wir uns ein, dass die Schweizer Nummernschilder Stil haben. Keystone / Christian Beutler

Sie sind so alltäglich, dass man sie kaum bemerkt. Doch können Autokennzeichen Überraschungen bereithalten – in der Schweiz zum Beispiel für Touristinnen und Touristen.

1. Das Nummernschild ist personen- und nicht fahrzeugbezogen

In der grossen Mehrheit der Länder sind die Nummernschilder an das Fahrzeug gebunden. Konkret wird eine Nummer erstellt, wenn ein Fahrzeug erstmals zugelassen wird.

Das Nummernschild bleibt dann während der gesamten Lebensdauer des Fahrzeugs mit diesem verbunden – unabhängig davon, wer es besitzt.

In der Regel wird diese Nummer vernichtet, wenn das Fahrzeug endgültig aus dem Verkehr gezogen wird, und sie wird nie wieder vergeben. Dies ist beispielsweise in Frankreich der Fall.

Die Schweiz gehört hingegen zu den wenigen Ländern, in denen die Nummernschilder nicht an ein Fahrzeug, sondern an dessen Halterin oder Halter gebunden sind.

Dieses weit weniger verbreitete System gibt es unter anderem auch in Liechtenstein, Norwegen, Schweden oder in einigen US-Bundesstaaten wie Kalifornien oder Oregon.

In der Schweiz erhält man beim ersten Fahrzeugkauf einen Satz Nummernschilder und behält diesen in der Regel, solange man ein Auto besitzt.

Diese Schilder werden bei jedem Fahrzeugwechsel übertragen. Es ist auch erlaubt, denselben Schildersatz als so genannte Wechselnummern für zwei Fahrzeuge zu verwenden.

Wer nostalgisch ist, kann diese Nummer an ein Familienmitglied übertragen, wenn selbst nicht mehr gefahren wird, oder sie reservieren, falls die Schilder für eine Dauer von über einem Jahr hinterlegt werden, um sie später wieder zu verwenden.

Bei endgültiger Nichtverwendung wird die Nummer vernichtet oder einer neuen Person zugeteilt. Die Praxis unterscheidet sich aber je nach Kanton.

Eine Frau hält das Nummernschild BL 137 111 hoch
Der Wechsel der Nummernschilder ist eines der unmittelbar sichtbarsten Zeichen eines Kantonswechsels, wie es 1994 der Fall war, als die Region Laufen, bis dahin bernisch, dem Kanton Basel-Landschaft (BL) eingegliedert wurde. Keystone

Die verschiedenen Kantone verwalten ihre Nummernschilder selbst. Für die Eigentümerinnen und Eigentümer hat dieses föderalistische System zur Konsequenz, dass die Nummer nicht behalten werden kann, wenn man in einen anderen Kanton umzieht.

2. Die Halterin oder der Halter kann leicht identifiziert werden

Die schweizerischen Standard-Kontrollschilder haben einen weissen Hintergrund mit schwarzen Zeichen. Es gibt auch Varianten für begrenztere Verwendungszwecke, zum Beispiel einen schwarzen Hintergrund mit weissen Zeichen für Armeefahrzeuge.

KArtons voller schwarzer Militärnummernschilder
Die Militärnummernschilder gehören zu denjenigen, die ein anderes Aussehen als die Norm aufweisen. Keystone / Christian Beutler

Die Standardkennzeichen sind vorne rechteckig und hinten entweder rechteckig oder beinahe quadratisch geformt. Sie bestehen aus zwei Buchstaben, die den Kanton repräsentieren (zum Beispiel BE für Bern), sowie einer Zahlenreihe zur Identifikation mit maximal sechs Stellen. Auf dem hinteren Kennzeichen sind die Wappen der Schweiz (links) und des Kantons (rechts) zu sehen.

In den meisten Ländern sind die Zulassungsregister nicht für die Öffentlichkeit zugänglich, sondern nur für Organisationen wie Polizeikräfte oder Versicherungen.

In der Schweiz ist die Praxis viel lockerer: Die Daten sind online verfügbar und ermöglichen in der Regel die Ermittlung von Namen und Wohngemeinde der Halterin oder des Halters.

Ein verschneites Nummernschild
Um seine Anonymität zu wahren, kann man auf reichlich Schneefälle setzen, aber das funktioniert in Zeiten der Klimaerwärmung nicht immer. Keystone / Salvatore Di Nolfi

Auch hier unterscheiden sich die Regeln aber je nach Kanton und dessen mehr oder weniger strikter Auslegung des Bundesgesetzes über den Datenschutz.

Einige, wie der Kanton Tessin (TI), erlauben es nicht, das Online-Verzeichnis einzusehen, während andere, wie FreiburgExterner Link (FR), dabei sehr flexibel sind.

Wieder andere, wie BernExterner Link, wählen einen Mittelweg: Sie verlangen eine Online-Registrierung, um das Register einzusehen, und erheben eine Gebühr von einem Franken pro Ergebnis.

In den meisten Fällen ist die Praxis jedoch grosszügig. Aber gemäss Artikel 89 des StrassenverkehrsgesetzesExterner Link ist es möglich, der Weitergabe der eigenen Daten zu widersprechen, indem ein entsprechender Antrag gestellt wird. Die verschiedenen kantonalen Strassenverkehrsämter bieten dafür ein Online-Formular anExterner Link.

3. Ein kleiner Ostschweizer Kanton ist auf Schweizer Strassen allgegenwärtig

Bestimmte Nummernschilder sind auf Schweizer Strassen selten zu sehen. Zum Beispiel jene des Kantons Uri (UR). Das ist schade, denn sie haben mit ihrem schwarzen Stierkopf auf gelbem Hintergrund so viel Stil.

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Hingegen begegnet man viel häufiger einem schwarzen Bären auf weissem Grund mit den Buchstaben AI. Das bedeutet, dass das Fahrzeug aus Appenzell Innerrhoden stammt.

Doch wie Uri ist auch dieser charmante kleine Kanton sehr dünn besiedelt und weit entfernt von den grossen städtischen Zentren.

Muss man daraus schliessen, dass die Appenzellerinnen und Appenzeller eine abenteuerlustige Seele haben, die sie mehr als andere dazu antreibt, die Strassen des Landes zu durchqueren?

Das ist eher unwahrscheinlich, denn meistens fährt nicht eine in Appenzell wohnhafte Person das Auto, sondern eine Touristin oder ein Tourist. Tatsächlich ist ein grosser Teil der Schweizer Mietwagenflotte in Appenzell Innerrhoden zugelassen.

Die Gründe dafür sind die sehr niedrigen Verkehrssteuern und die vereinfachten Verwaltungsverfahren für Immatrikulationen, die Mietwagengesellschaften magnetisch anziehen.

Dieses Geschäft generiert stabile Einnahmen für den kleinen Kanton. Der Erfolg ist gesichert, da dort jedes Jahr so viele Zulassungen wie Einwohnerinnen und Einwohner gezählt werden.

Es sei angemerkt, dass es sich nicht um den einzigen Kanton handelt, der so vorgeht. Das ist auch bei Schaffhausen (SH) der Fall, das ebenfalls viele Mietwagen zählt.

4. «Spezielle» Nummern können viel Geld einbringen

Erinnern Sie sich noch an das Nummernschild «EWING 1» aus der berühmten amerikanischen TV-Serie «Dallas» aus den 1980er-Jahren? Eine solche Extravaganz wäre auch in der Schweiz fast möglich geworden.

In den bevölkerungsreichsten Kantonen stösst das sechsstellige Nummernsystem nämlich bald an seine Grenzen. Daher wurde die Idee geboren, personalisierte Nummernschilder mit einer Kombination aus Zahlen und Buchstaben zu ermöglichen.

Es wird jedoch noch lange dauern, bis man ein Nummernschild mit der Kombination «SWISSINFO 007» sehen kann: Ende letzten Jahres gab das Bundesamt für Strassen bekannt, von dieser Idee abzusehen, da die komplette Umgestaltung des Systems zu kostspielig wäre – besonders in einer Zeit, in welcher der Staat sparen muss.

Zur Lösung des Problems setzt das Bundesamt für Strassen (Astra) auf die Umstellung auf ein siebenstelliges Nummernsystem, das im Kanton Zürich bereits im Jahr 2027 Realität werden könnte.

Dieser Entscheid enttäuschte einige Kantone, besonders das Tessin, wo man gehofft hatte, mit personalisierbaren Nummernschildern substanzielle Einnahmen generieren zu können.

Glücklicherweise ermöglicht das aktuelle System den Kantonen bereits, etwas zusätzliches Geld zu verdienen: Die meisten Strassenverkehrsämter erlauben gegen Bezahlung die Auswahl aus den noch nicht vergebenen Nummern.

Noch rentabler ist aber die Versteigerung bestimmter so genannter «spezieller» Nummern – beispielsweise einstellige oder solche mit identischen Ziffern.

Auktion des Nummernschilds TI 9
Spezialnummern werden oft in Auktionen verkauft. Im Mai 2017 kam das Tessiner Nummernschild TI 9 für die Summe von 80’000 Franken unter den Hammer. Keystone / Ti-Press / Gabriele Putzu

Der absolute Rekord liegt derzeit beim Zürcher Nummernschild ZH 24, das am 3. Juli 2024 im Rahmen einer anlässlich der Fussball-Europameisterschaft 2024 organisierten Versteigerung für 299’000 Franken versteigert wurde.

Der vorherige Rekord betraf das Nummernschild ZG 10 (Zug), das 2018 für 233’000 Franken verkauft wurde. In der Westschweiz liegt der Rekord bei 160’100 Franken für VS 1 (Wallis) und im Tessin bei TI 10, das für 135’000 Franken verkauft wurde.

5. Die Schweizer Nummernschilder genügen den Sicherheitsanforderungen nicht mehr

Ob bei Tresoren, Banknoten, Pässen oder Datenspeicherung, die Schweiz geniesst einen soliden Ruf in Sachen Sicherheit. Die Kontrollschilder werfen jedoch einen Schatten auf dieses Bild.

Seit 1971 unverändert, entsprechen sie nicht mehr den aktuellen Sicherheitsnormen und sind leicht zu fälschen. Gefälschte Schilder können über das Internet aus dem Ausland bestellt werden.

«In puncto Sicherheit befinden wir uns in der Steinzeit», bemängelte André Seiler, Chef von Plaques Suisses, dem Marktführer, der die Nummernschilder von zwanzig Kantonen herstellt, in der Presse.

Diese Problematik fand auf politischer Ebene Widerhall bei Werner Salzmann, Berner Ständerat der Schweizerischen Volkspartei. Er interpellierte deswegen kürzlich die RegierungExterner Link.

In seiner Antwort gab der Bundesrat an, dass seit 2024 zwanzig Fälschungsfälle entdeckt worden seien, es jedoch keine nationalen Statistiken zu diesem Thema gebe.

Während der letzten Parlamentssession relativierte Verkehrsminister Albert Rösti vor der Kantonskammer das Problem und gab an, es bestehe kein grösseres Risiko für die Staatssicherheit.

Salzmann, der mit der Antwort unzufrieden war, reichte umgehend ein PostulatExterner Link ein, in dem er den Bundesrat auffordert, die Frage detaillierter zu prüfen.

Editiert von Samuel Jaberg, Übertragung aus dem Französischen mithilfe von Deepl: Christian Raaflaub

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Debatte
Gastgeber/Gastgeberin Zeno Zoccatelli

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