TAGESÜBERBLICK WIRTSCHAFT
Bern (awp/sda) – Montag, 4. Oktober
MASSIVER STELLENABBAU BEI ALSTOM: Der französische Industriekonzern Alstom will im Kraftwerksbau rund 4000 Stellen streichen. Laut einer Konzernsprecherin könnten dabei bis zu 750 Stellen in der Schweiz, vor allem im Aargau, wegfallen. Der Abbau solle bis März 2012 vollzogen werden. Besonders betroffen seien neben der Schweiz die Standorte in Deutschland und den USA. 1000 Arbeitsplätze sollen dadurch wegfallen, dass Mitarbeiter in Pension gehen oder Temporärverträge nicht verlängert werden. Das Unternehmen zählt weltweit rund 81’000 Mitarbeiter, davon rund 6000 in der Schweiz. Im Aargau ist Alstom der grösste private Arbeitgeber.
MEHR LEERE WOHNUNGEN: In der Schweiz gibt es wieder mehr freie Wohnungen. Am 1. Juni standen landesweit 36’710 Wohnungen leer. Das sind 1950 mehr als vor Jahresfrist. Einzig in den Regionen Zürich und Tessin ist das Angebot gesunken. Der Anteil leerer Wohnungen am Gesamtbestand betrug am Stichtag in der Schweiz 0,94 Prozent, was einem Anstieg um fast 6 Prozent gegenüber dem 1. Juni 2009 entspricht. Wohnungsnot herrscht im Kanton Genf, wo nur 0,23 Prozent aller Wohnungen leer standen. Am meisten unbewohnte Wohnungen gab es im Kanton Jura (2,08 Prozent). Im Kanton Solothurn stieg die Zahl der leeren Wohnungen am stärksten, im Kanton Appenzell Innerrhoden sank sie am deutlichsten.
MEHR BEFRISTETE JOBS: Teilzeitarbeit, befristete Anstellungen, Arbeit auf Abruf und Temporär-Jobs spielen in der Schweiz eine eher untergeordnete Rolle: 2008 handelte es sich bei 3,3 Prozent aller Stellen um solche flexible Arbeitsverhältnisse, wie das Beratungs- und Forschungsunternehmen Ecoplan in einer Studie im Auftrag der Aufsichtskommission der Arbeitslosenversicherung herausfand. Die Zahl der sogenannten atypisch-prekären Arbeitsverhältnisse nahm seit 2002 um lediglich 0,4 Prozent zu. Dies ist im Wesentlichen der Zunahme der befristeten Anstellungen, namentlich Praktikumsstellen, aber auch der Arbeit auf Abruf zuzuschreiben. Laut Ecoplan sind Frauen, Jugendliche, Ausländer und Personen mit unzureichender Ausbildung «besonders gefährdet von atypisch-prekären Arbeitsbedingungen».
THURELLA BELIEFERT APROZ: Die Migros-Tochtergesellschaft Aproz füllt künftig im Wallis Thurgauer Most in Flaschen ab. Dazu wird das Getränkeunternehmen Thurella jährlich rund 2500 Tonnen Mostobst-Konzentrat nach Aproz VS liefern, wofür das Unternehmen rund 20’000 Tonnen Obst benötigt. Die angeschlagene Thurella hatte im Juli angekündigt, dass sie ihren Abfüllbetrieb in Eglisau ZH schliessen und rund 100 Stellen abbauen wird.
MIGROS ÜBERIMMT GEFLÜGEL-SCHLACHTER: Das Berner Familienunternehmen Favorit Geflügel AG geht in neue Hände über: Der Migros-Betrieb Micarna hat die Firma in Kappelen übernommen und führt sie als eigenständige Aktiengesellschaft weiter. Die 50 Mitarbeitenden behalten ihre Stelle. Damit sei die Nachfolge des Berner Unternehmens geregelt, teilte Micarna mit. Die 1965 gegründete Favorit Geflügel AG produziert ein Standardsortiment an Frischgeflügel und abgepackten Geflügelprodukten für Detailhändler und Grossisten.
PREIS FÜR MIRIAM BLOCHER: Der «Idee Suisse Award» für besonders innovative Unternehmer geht dieses Jahr an Miriam Blocher. Die Besitzerin der traditionsreichen Confiserie-Kette Läckerli-Huus und Tochter von Unternehmer und Ex-Bundesrat Christoph Blocher sei früh im Leben erfolgreich ihren eigenen Weg gegangen, schreibt die preisverleihende Schweizerische Gesellschaft für Ideen- und Innovationsmanagement. Miriam Blocher stehe für die «Generation U» wie «Unternehmerkinder», die in Schweizer Chefetagen nicht nur aufgestiegen seien, sondern auch erfolgreich gewirkt hätten.
EBNER ERHÖHT ANTEIL AN MYRIAD: Der Investor Martin Ebner hat seine Beteiligung am Dübendorfer Handy-Software-Hersteller Myriad ausgebaut. Gemäss Börsen-Pflichtmitteilung stieg der Anteil seiner Gesellschaft Patinex per 30. September auf 6,65 Prozent von im April 2009 gemeldeten 2,22 Prozent. Ebner ist unter anderem auch an der Handy-Ladenkette Mobilezone beteiligt.
UNTERSTÜTZUNG: Der Verwaltungsrat der italienischen Swisscom-Tochtergesellschaft Fastweb, welche Swisscom nun vollständig übernehmen will, hat das Angebot aus der Schweiz gutgeheissen. Der offerierte Preis von 18 Euro je ausstehende Aktie oder insgesamt 256 Mio. Euro sei fair, teilt Fastweb mit. Swisscom hält bereits 82,082 Prozent der Aktien von Fastweb über ihre Tochtergesellschaft Swisscom Italia.
AUS FÜR OPEL-WERK IN ANTWERPEN: Nach monatelangem Ringen wird das Opel-Werk im belgischen Antwerpen geschlossen. Für etwa 1300 Mitarbeiter stirbt damit jede Hoffnung auf eine Weiterbeschäftigung. Die Suche nach einem Investor sei ohne Erfolg geblieben, teilte der deutsche Autohersteller mit. Die General-Motors-Tochter hatte sich bis Ende September eine Frist gesetzt, um einen Abnehmer für die Fabrik mit ihren ursprünglich rund 2600 Mitarbeitern zu finden. Gut die Hälfte der Mitarbeiter ist nach einem Sozialplan bereits ausgeschieden. Der Rest soll das Unternehmen mit Abfindungen bis Jahresende verlassen.
GROSSE ÖLRESERVEN: Der Irak hat Schätzungen zufolge die drittgrössten Ölreserven der Welt. Sein Land verfüge über Vorkommen von 143,1 Mrd. Fass Öl, sagte der irakische Ölminister Hussein Scharistani. Die neue Zahl liegt rund ein Viertel über der bisherigen Schätzung. Der Irak hatte seine Reserven seit den 70er Jahren nicht mehr erkundet. Den neuen Zahlen zufolge haben nur Saudi-Arabien und Venezuela grössere Ölvorräte.
DRITTES REZESSIONSJAHR: Das hoch verschuldete Griechenland rechnet 2011 mit dem dritten Rezessionsjahr in Folge. Die Regierung in Athen prognostizierte in Budgetentwurf für 2011 einen Rückgang des Bruttoinlandprodukts um 2,6 Prozent. Für dieses Jahr kalkuliert sie mit einem Wirtschaftseinbruch von 4 Prozent. Die Staatseinnahmen sollen im nächsten Jahr um 8,2 Prozent steigen nach 10 Prozent 2010. Wegen höherer Zinszahlungen dürften aber auch die Ausgaben 2011 wieder um 1,5 Prozent höher ausfallen. Dieses Jahr sollen sie um 7,6 Prozent gesenkt werden.
SANOFI-AVENTIS MACHT ERNST: Der französische Pharmakonzern Sanofi-Aventis will den US-Biotechnologiekonzern Genzyme jetzt feindlich übernehmen. Sanofi biete insgesamt 18,5 Mrd. Dollar oder 69 Dollar je Anteilsschein in bar, teilte das Unternehmen mit. Das Übernahmeangebot liegt bereits seit mehr als einem Monat auf dem Tisch. Genzyme hatte die Offerte als zu niedrig abgelehnt, während Sanofi mehrmals erklärte, nicht aufstocken zu wollen. Sanofi begründete das nun abgegebene feindliche Übernahmeangebot damit, dass Genzyme nicht zu Gesprächen bereit sei. Die Offerte läuft bis zum 10. Dezember.