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TAGESÜBERBLICK WIRTSCHAFT

Bern (awp/sda) – Montag, 4. Januar 2010
NOVARTIS ÜBERNIMMT ALCON GANZ: Novartis lässt sich den Einstieg in den Markt für Augenheilmittel viel kosten. Gegen 50 Mrd. Dollar legt der Pharmakonzern für die Übernahme der Nestlé-Tochter Alcon auf den Tisch. Es ist die teuerste Übernahme, die ein Schweizer Unternehmen je getätigt hat. Die Übernahme der Mehrheit am Augenheilmittelkonzern Alcon kommt nicht überraschend. Bereits vor knapp zwei Jahren hatten Novartis und Nestlé dies vereinbart und an die Transaktion eines 25-Prozent-Anteils eine Option zum Kauf der übrigen Aktien in Nestlé-Besitz gebunden. Nun nutzt Novartis den erstmöglichen Termin, um diese Option einzulösen und überweist Nestlé für 52 Prozent an Alcon 28,1 Mrd. Dollar. Insgesamt wird der Nahrungsmittelkonzern für sein in den 1970er-Jahren gekauftes Tochterunternehmen damit 38,5 Mrd. Dollar gelöst haben. Novartis will die schweizerisch-amerikanische Alcon vollständig übernehmen und mit der eigenen Kontaktlinsensparte Ciba Vision zu einer neuen Division für Augenheilkunde verschmelzen.
MILLIARDENKLAGE GEGEN CS: Der Grossbank Credit Suisse steht in den USA eine Milliardenklage ins Haus. Immobilienbesitzer lasten ihr ein fragwürdiges Vorgehen bei der Finanzierung von Luxus-Feriensiedlungen an. Im Fokus der am Sonntag beim Bundesbezirksgericht im US-Bundesstaat Idaho eingereichten Klage auf 24 Mrd. Dollar Schadenersatz stehen vier Luxus-Feriensiedlungen. Die Projekte in den US-Bundesstaaten Montana, Nevada, Idaho sowie auf den Bahamas hatte die CS demnach zusammen mit der Immobilienfirma Cushman & Wakefield finanziert. Dabei seien hohe Schulden aufgelaufen, die der Bank «enorme» Gebühren eingebracht hätten, heisst es in der Klageschrift. Die Kläger werfen der Bank vor, von Anfang an im Sinn gehabt zu haben, die Immobilien von zahlungsunfähig gewordenen Investoren günstig unter Marktwert übernehmen zu können. Die Credit Suisse hält die Klage für unbegründet und wird sich entsprechend dagegen wehren, wie es in einer Stellungnahme heisst.
GAS AUS HOLLAND: Swissgas kauft in den Niederlanden ein: Die Einkaufsgesellschaft der Schweizer Erdgas-Wirtschaft hat mit der niederländischen GasTerra einen neuen Vertrag bis 2023 abgeschlossen. Dieser deckt fast einen Fünftel des jährlichen Erdgas-Bedarfs der Schweiz. Der neue Vertrag diene der Versorgungssicherheit der Schweiz mit Erdgas aus zuverlässigen europäischen Quellen, heisst es in einer Mitteilung. Swissgas verfügt seit rund vier Jahrzehnten über Einkaufsverträge mit GasTerra, der vormaligen Gasunie. Die Niederlande sind nach Norwegen der grösste Exporteur von einheimisch gefördertem Erdgas in Europa.
EVOLVA FORSCHT FÜR ROCHE: Die Basler Biotechfirma Evolva und der Pharmakonzern Roche haben ein Forschungsabkommen geschlossen. Die beiden Unternehmen wollen über die Technologieplattform von Evolva Wirkstoffe für onkologische Erkrankungen und Infektionskrankheiten entwickeln. Roche wird Evolva im Voraus eine Gebühr für den Zugang zur Technologie des Unternehmens sowie fortlaufende Forschungsgebühren zahlen, wie Evolva mitteilte. Zahlen nannte die kürzlich mit der Baselbieter Arpida fusionierte Firma nicht.
BIRKENFELD WILL GELD: Ein Anwalt des zu 40 Monaten Haft verurteilten US-Bankers und ehemaligen Kundenberaters der Grossbank UBS, Bradley Birkenfeld, hat eine hohe Belohnung für seinen Klienten gefordert. Im US-Fernsehsender CBS sagte Stephen Kohn, Birkenfeld, der seine Haftstrafe am kommenden Freutag antreten muss, habe einen gesetzlichen Anspruch auf bis zu 30 Prozent der Summe, die er dem US-Fiskus durch die Nennung von Steuerhinterziehern einbringe. Birkenfeld sagte in der Sendung, er habe auf 19’000 UBS-Kunden aus den USA hingewiesen, die auf geheimen Konten der Schweizer Bank rund 20 Milliarden Franken angelegt hätten. Es sei ungerecht, dass nur er ins Gefängnis müsse.
MEDIA MARKT IN CHINA: Der deutsche Handelskonzern Metro will 2010 erstmals einen Media Markt ausserhalb von Europa eröffnen. Mit dem chinesischen Partner Foxconn Technology Group sei der Vertrag für ein Gemeinschaftsunternehmen unterzeichnet worden, teilte Metro am Montag mit. Die ersten Märkte sollen 2010 in Shanghai eröffnet werden, bis Mitte des Jahrzehnts werde ein Potenzial von über 100 Märkten in China gesehen. An dem Gemeinschaftsunternehmen hält Metro 75 Prozent, Foxconn den Rest.
LANGWIERIGER WÄHRUNGSWECHSEL: Die Deutschen wollen auch acht Jahre nach Einführung des Euro-Bargeldes offenbar noch immer nicht endgültig Abschied von ihrer geliebten D-Mark nehmen. Insgesamt seien Mitte Dezember noch 13,6 Mrd. D-Mark im Umlauf gewesen, sagte eine Sprecherin der Bundesbank. Dies entspricht umgerechnet Münzen und Banknoten im Wert von rund sieben Milliarden Euro. Im Gegensatz zu den meisten anderen Ländern der Euro-Zone gibt es in Deutschland keine zeitliche Begrenzung für den Umtausch der Mark, die bis Ende 2001 gültig war. Bezahlen kann man damit heute nicht mehr.
SELBSTBEWUSSTER BERNANKE: US-Notenbankchef Ben Bernanke hat erneut die Politik der Fed vor Ausbruch der Finanzkrise verteidigt. «Exotische Hypotheken» und ein zu starkes Vertrauen in die Immobilienpreise hätten die schlimmste Rezession seit den 30er Jahren ausgelöst und nicht niedrige Leitzinsen, sagte Bernanke auf einer Wirtschaftskonferenz. Eine Reihe von Senatoren hatte Bernanke jüngst wegen der Krisenpolitik der Fed attackiert. Sie argumentierten, dass die US-Notenbank die Leitzinsen viel zu lange zu niedrig gehalten habe. Die Fed hat im Kampf gegen die Rezession die Zinsen auf nahe Null gesenkt und massiv Wertpapiere gekauft, um Liquidität in das angeschlagene Finanzsystem zu pumpen.

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