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Soziale Medien: Ständig präsent und doch suspekt

Social Media Apps auf einem Smartphone.
Welchen Einfluss haben die sozialen Medien? Diskutieren Sie mit auf "dialog". KEYSTONE/Christian Beutler

Soziale Medien werden in der Schweiz intensiv genutzt, aber auch sehr kritisch beurteilt. Das zeigt eine Umfrage der SRG mit über 57'000 befragten Personen. Nicht einmal die Jüngeren sind vom Nutzen der sozialen Medien restlos überzeugt.

Harvard University, 4. Februar 2004: Die Adresse «thefacebook.com» wird eingerichtet. Dies ist der Startschuss für das erste weltweit bekannte und anerkannte soziale Netzwerk. Heute, zwanzig Jahre später, sind zwar andere Angebote wie Instagram oder TikTok populärer, aber insgesamt sind die sozialen Medien aus dem Alltag der Schweizerinnen und Schweizer nicht mehr wegzudenken.

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Drei Viertel von ihnen nutzen soziale Netzwerke mindestens einmal täglich. Nur fünf Prozent geben an, diese Plattformen nie zu nutzen. Das zeigt die Umfrage «Wie geht’s, Schweiz?», die das Institut GfS Bern im Auftrag der SRG im April durchgeführt hat und an der über 57’000 Schweizerinnen und Schweizer im In- und Ausland teilgenommen haben.

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Gemäss der Umfrage sind Frauen häufiger in sozialen Netzwerken unterwegs als Männer. 71 Prozent der Frauen geben an, «mehrmals täglich» auf Social Media zu sein, bei den Männern sind es 62 Prozent. Wenig überraschend nutzen junge Menschen die sozialen Plattformen viel häufiger als ältere. 81 Prozent der 16- bis 39-Jährigen tun das «mehrmals täglich», verglichen mit 47 Prozent bei den über 65-Jährigen.

Auch bei den Sprachregionen fallen Unterschiede auf. 81 Prozent der französischsprachigen und 80 Prozent der italienischsprachigen Bevölkerung sind einmal pro Tag auf sozialen Medien. In der Deutschschweiz sinkt dieser Anteil auf 76 Prozent und in der rätoromanischen Schweiz auf 64 Prozent.

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Das Smartphone ist heute in der Schweiz das mit Abstand am häufigsten genutzte Gerät, um ins Internet zu gelangen. Neun von zehn Befragten nutzen es dafür mehrmals täglich. Bei den jüngeren Befragten (16–39 Jahre) liegt dieser Anteil bei 96 Prozent. Die Hälfte der Befragten in dieser Altersgruppe gibt an, «fast ständig» mit dem Handy online zu sein, Frauen noch mehr als Männer.

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Für Michael Latzer, Professor für Medienwandel an der Universität Zürich, unterstreichen die Umfrageergebnisse «die hohe Bedeutung – bis hin zur Abhängigkeit – der regelmässigen Nutzung digitaler Dienste». Diese seien zu «Alltagsroutinen und -ritualen» geworden.

Doch trotz dieser intensiven Nutzung stehen die Schweizerinnen und Schweizer den sozialen Plattformen kritisch gegenüber. Nur eine Minderheit ist der Meinung, dass sie ihr Leben bereichert hätten. Vier Prozent stimmen dieser Aussage voll zu, 30 Prozent eher. Nicht einmal bei den Jüngeren findet sich eine Mehrheit, die voll oder eher mit dieser Aussage einverstanden ist.

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Darüber hinaus finden 17 Prozent der Befragten voll oder eher, sie seien abhängig von sozialen Medien. Bei den Jüngeren (16–39 Jahre) steigt der Anteil auf fast ein Drittel. 69 Prozent stimmen eher oder voll zu, dass Kinder so lange wie möglich von sozialen Medien ferngehalten werden sollten. 71 Prozent stimmen eher oder voll zu, dass die sozialen Medien unsere Gesellschaft spalten würden.

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Professor Latzer interpretiert das so, dass die Gefahren der sozialen Netzwerke und des Internets tendenziell «eher für andere als für sich selbst wahrgenommen werden». Er spricht von einem «Third-Person-Effekt». Diese kognitive Verzerrung führe also dazu, dass wir den Einfluss von Medienbotschaften auf andere überbewerten und gleichzeitig den Einfluss auf uns selbst unterschätzen.

Übertragung aus dem Französischen: Matthias Hug

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