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Schweizer liebäugeln mit superschneller Tunnelbahn

Studenten der EPFL nehmen mit ihrem Projekt EPFLoop an der Hyperloop Pod Competiton in Hawthorne, Kalifornien teil
Nein, das ist keine Rakete, die am Boden liegt. Studenten der EPFL bereiten im kalifornischen Hawthorne ihr Gefährt für die "Hyperloop Pod Competition" in der 1,5 km langen Teströhre der Raumfahrt-Firma SpaceX von Elon Musk vor. AFP or licensors

Der kreative Wirbelwind Elon Musk will mit seiner Idee einer Magnetschwebebahn in einer Vakuumröhre das Transportwesen revolutionieren. Ende Juli liess er Studententeams gegeneinander antreten, darunter auch zwei aus der Schweiz. Doch neu ist die Idee nicht: In der Schweiz wurde mit Swissmetro bereits ein ähnliches Projekt lanciert. Könnte es nun zu einer Neuauflage kommen?

Elon Musks Idee eines so genannten HyperloopsExterner Link ist für die Schweiz kein Neuland. Bereits vor Jahrzehnten wurde hierzulande ein ähnliches Projekt diskutiert: die SwissmetroExterner Link. Marcel Jufer war damals Promotor der Idee einer pfeilschnellen Magnetschwebebahn in Tunnels unter der Schweiz hindurch. Sie scheiterte 2009 schliesslich an der Finanzierung.

Swissmetro-Netz, Vorschlag 2005
Swissmetro-Netz, Vorschlag 2005. Wikimedia Commons

Seit Musks Initiative spürt Jufer wieder etwas Rückenwind. “In der Schweiz ist es unmöglich, neue Bahnstrecken zu bauen: Opposition, Bodenpreise, die Schwierigkeit, durch Städte zu bauen, usw.”, gibt Jufer zu bedenken. “Wenn wir schneller fahren wollen, braucht es ein neues Transportsystem. Und das ist nur möglich im Untergrund”. Als optimale Geschwindigkeit in den Vakuumröhren erachtet er zwischen 400 und 500 km/h. Eine höhere Geschwindigkeit mache wegen der kurzen Distanzen in der Schweiz keinen Sinn.

Machbarkeitsstudie gefordert

“Es ist gut, das Interesse bei jungen Ingenieuren zu wecken und so das Thema aktuell zu halten und wieder Begeisterung dafür zu wecken – in Industrie und Forschung, aber auch in der Bevölkerung”, sagt Silvio Foiera. Der Generalsekretär der Interessengemeinschaft “SwissMetro-NG”Externer Link (NG = Next Generation) setzt sich dafür ein, das Projekt des superschnellen Personentransports wieder auf die politische Agenda zu bringen.

Die Kapazitäten des Schweizer Schienennetzes seien teilweise schon heute am Anschlag, Störungen würden sich mehren. Prognosen sagten voraus, dass sich das Passagieraufkommen bis 2040 verdoppeln werde. “Wir steuern auf einen Engpass zu, der mit gängigen Technologien oder mehr vom Gleichen nicht mehr zu lösen ist”, warnt er.

Nun liege es an der Politik, “ob man bereit ist, auch neue Wege zu gehen. Das haben wir angestrebt, indem wir in der Vernehmlassung zum Ausbauschritt der Bahninfrastruktur 2030/35Externer Link eine Machbarkeitsstudie gefordert haben. Ob das Sinn macht für die Schweiz, auch raumplanerisch.”

Zuerst nur für Güter?

Kleinere Brötchen backen wollen die Studierenden der beiden Technischen Hochschulen ETH und EPFL. Beide Teams haben angekündigt oder sprechen zumindest davon, den Gütertransport in der Schweiz revolutionieren zu wollen. “Das wäre dann eine kleine, unterirdische Vakuumröhre, welche die grösseren Ballungszentren der Schweiz unterirdisch verbinden könnte”, sagt Gabriela Fernandes, zuständig für Finanzielles und Sponsoring beim ETH-Projekt “Swissloop”Externer Link.

Projektbild Paket-Pod
Visualisierung einer möglichen Paket-Schnellbahn des ETH-Projekts Swissloop. Swissloop

Den Einwand, mit der unterirdischen Güterbahn Cargo Sous Terrain (CST) sei in der Schweiz bereits ein ähnliches Projekt in Planung, kontert sie: “Für einen Grossteil des Gütertransports würde CST Sinn machen. Bei Sendungen aber, die schnell geliefert werden müssen – ‘same day delivery’ –, deckt CST den Bedarf nicht ab. Die zwei Ansätze für den Güterverkehr könnte man verbinden, mit einem schnelleren und einem langsameren System.”

Auch Denis Tudor, technischer Leiter des EPFL-Projekts “EPFLoop”Externer Link, möchte in der Schweiz eine Infrastruktur bauen. “Der beste Weg wäre, mit Gütern anzufangen und alle kritischen Parameter im Vakuum zu prüfen. Dann kann man die Infrastruktur für Personentransport umdenken.”

Jufer allerdings sieht wenig Sinn in einer superschnellen Güterbahn. “Ich kann mir vorstellen, dass es interessant sein könnte, ein schnelles Transportsystem für Güter zum Beispiel zwischen Los Angeles und New York zu haben. Aber nicht in der Schweiz.”

Erste kommerzielle Projekte

Die beiden Firmen Virgin Hyperloop OneExterner Link und Hyperloop Transportation TechnologiesExterner Link (HTT) sind derzeit die führenden Privatunternehmen in diesem neuen Transportbereich. Beide planen, in verschiedenen Weltregionen Routen zu bauen, um darin Güter- oder Personentransporte durchzuführen.

HTT kündigte 2017 an, im französischen Toulouse ein Testzentrum zu eröffnen. Dieses Jahr wurde mit dem Bau einer Teststrecke im Massstab 1:1 begonnen.

Virgin Hyperloop One führt mit einem kleineren Modell seit Mitte 2017 auf einer 500 Meter langen Strecke ausserhalb von Las Vegas Testfahrten durch.

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