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Unwetterlage entspannt sich

Locarno am Langensee. swissinfo.ch

Nach den Regenfällen der letzten Tage sind die Tessiner Seen über die Ufer getreten. Der Luganersee stand am Mittwoch so hoch wie seit einem halben Jahrhundert nicht mehr.

Besseres Wetter brachte Entspannung, auch in den Unwettergebieten Graubündens. In Felsberg gab es einen Felssturz.

Der Pegelstand des Luganersees betrug laut Auskunft von Daniel Streit vom Bundesamt für Wasser und Geologie am Mittwochnachmittag auf über 272m – 65 Zentimeter über der Schadensgrenze. Sogar um 1,18 Meter über dieser Marke stand der Langensee mit einem Pegelstand von über 196m.

Erstmals seit Jahrzehnten trat der Luganersee an der zentralen Schifflände über die Ufer und setzte die Promenade sowie einen Teil der Seestrasse unter Wasser. Letztmals war der Pegelstand 1951 höher. An der kritischen Uferstelle wurden vor Jahren die Seemauer entfernt und das Ufer leicht abgesenkt, um die Promenade zu verbreitern.

Wegen Erdrutschen mussten rund ein Dutzend Familien evakuiert werden. In Agno wurde ein Mehrfamilienhaus beschädigt, in Vacallo wurden die Zugänge zu zwei Gebäuden verschüttet. In Morcote, Montagnola, Riva San Vitale, Magliaso und Caslano wurden Keller und Strassen überflutet.

Die Kantonsstrasse von Lugano-Paradiso nach Melide war zeitweise gesperrt. Der Zollübergang in Ponte Tresa wurde geschlossen, weil die Brücke über den Grenzfluss Tresa überschwemmt war. Bei Bellinzona wurde ein Teil des Schwerverkehrs in Richtung Norden von der A2 auf die San-Bernardino-Route umgeleitet.

Das Schlimmste scheint jedoch für den Moment überwunden: Die Pegel der Hauptzuflüsse gehen zurück.

Graubünden: Weiterhin viele Menschen evakuiert

Auch in den Unwettergebieten Graubündens entspannt sich die Lage, meldet das kantonale Amt für Zivilschutz und Katastrophenhilfe. Am Mittag ging in Felsberg ein Felssturz nieder, der einen Stall beschädigte.

In den Bündner Ortschaften Rueun, Schlans, Roveredo, Churwalden sowie im Puschlav konnten 240 evakuierte Menschen weiterhin nicht in ihre Häuser zurück. Weiterhin waren 450 Armeeangehörige und rund 195 Zivilschützer am Aufräumen.

Bundesrat Samuel Schmid besuchte am Morgen die Surselva. «Einmal mehr wird einem bewusst, wie schwach die Menschen gegen Naturgewalten sind», sagte er der «Tagesschau» von SF DRS. Am Nachmittag besuchte er in Appenzell-Ausserrhoden die letzten August von Unwettern heimgesuchten Gebiete.

Bis Donnerstagabend dürfte es in der Südschweiz und in Graubünden trocken bleiben, wie es bei MeteoSchweiz hiess. Danach soll es bis etwa Freitagmittag erneut regnen, allerdings mit erheblich geringeren Mengen. Vor allem gebe es keinen Südstau mehr. Die Schneefallgrenze dürfte gegen 1500m sinken.

Bei der Glückskette sind in einer Woche über 1 Mio. Franken Spenden für die Unwetteropfer eingegangen. Diese haben den Privatversicherern bisher Schäden für knapp 40 Millionen Franken gemeldet – Gebäudeschäden in Graubünden nicht inbegriffen.

Viel Solidarität

Wie die Glückskette am Donnerstag mitteilte, treffen immer noch täglich Spenden für die Sammlung «Unwetter Schweiz» ein. Die Hilfe werde vor allem den Betroffenen im Bündner Oberland, aber auch jenen im Tessin sowie in der Zentral- und Westschweiz zugute kommen.

swissinfo und Agenturen

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