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WOZ zum Tausendsten

Seit der ersten WOZ hat sich viel geändert. WoZ

Die Wochenzeitzung, WOZ, kam am Donnerstag (26.10.) zum tausendsten Mal heraus. Damit erscheint die einzige grössere linke Zeitung länger, als ihr selbst die MacherInnen zutrauten. Die lange Zeit überlebte die WOZ allerdings nur mit vielen Änderungen.

Die WOZ-Werbung posaunte, dass die Ausgabe 1’000 gar nicht von den üblichen Macherinnen und Machern gemacht werde, sondern von Fremdschreibern. Bekannte Köpfe aus Journalismus, Kultur und Literatur hätten sich verpflichtet, die Jubiläums-WOZ zu schreiben: Giaccobo, Cavalli, Bichsel, Leutenegger, Rist, Hohler, Audenhove… heissen einige davon.

Doch wer ein Ritual der salbungsvollen Lobhudelei ob der einzigen richtigen linken Zeitung in der Schweiz und der innigen Verbundenheit der Links-Prominenz über vier Bünde erwartete, wird wohlwollend überrascht: Auf der Front steinewerfende Kinder in Gaza (von der alternativen Fotoagentur Lookat) und ein Vergleich zwischen den Ereignissen in Cisjordanien und Serbien (von Top-Mann Werner van Gent). Auch der Rest der WOZ kann von der Informations-Hungrigen gelesen werden, ohne dass ein schulterklopfendes Milleniumsjubel-wir-habens-geschafft-Gefühl hochkommt.

In der Schwebe

Dass es die Wochenzeitung je schaffen würde, 1’000 Ausgaben zu veröffentlichen, daran hat wohl bei der Gründung 1981 niemand geglaubt. Genügend Abos hat man heute noch keine und nicht selten wurde der Einheitslohn des Kollektivs einigen zuwenig und sie wanderten ab zu kommerzielleren Medien.

Marktgerechter musste auch die WOZ selber werden. Die Grabenkämpfe ob Computer oder nicht sind schon beinahe vergessen. Der Basisdemokratie ein bisschen abgeschworen hat man auch und die Redaktion ins trendy Zürich-West verlegt.

Zeitgemäss

Die WOZ ist mit ihren Macherinnen und Machern mitgegangen: Das Papier, das sich vor Jahren auf dem Küchentisch mit Kaffee vollsog, ist heute Pflichtlektüre für urbane Leute auf dem Glastisch ihres Lofts. Mit diesem Wandel ist eine Alienierung von den alten Idealen hin zur Sozialdemokratie des Dritten Weges einhergegangen, die zwar gewisse Kreise entäuscht, aber wenigstens eine LeserInnenschaft garantiert (das grosse “I” verdanken wir auch der WOZ).

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