Zürcher Gemeinderat bewilligt grössten Rahmenkredit der Geschichte
Der Zürcher Stadtparlament hat am Samstag den grössten Rahmenkredit der Stadtgeschichte bewilligt. Es genehmigte 2,26 Milliarden Franken für den Ausbau des Fernwärmenetzes. Dagegen war einzig die SVP. Das letzte Wort hat das Volk.
(Keystone-SDA) Das sei ein «Monsterkredit», der dazu führen werde, dass man künftigen Generationen einen finanziellen Scherbenhaufen hinterlasse, sagte Johann Widmer (SVP). Zudem würden ja nur 60 Prozent des Siedlungsgebietes an die Fernwärme angeschlossen. «Und was machen die restlichen 40 Prozent?»
Alle anderen Fraktionen waren jedoch dafür, den grössten Rahmenkredit der Geschichte zu genehmigen. «Es ist unfassbar viel Geld, aber sinnvoll», sagte GLP-Gemeinderat Beat Oberholzer. Auch die SP sagte Ja. «Wir kommen nicht um einen massiven Ausbau der Fernwärme herum», sagte Patrick Tschirrig.
Heizen mit Abfall
Etwas Vorbehalte hatte die AL – nicht nur wegen des Betrags. Fernwärme basiere auf Abfallverbrennung, sagte Christian Häberli. «Und gleichzeitig versuchen wir, die Abfallmenge zu reduzieren.» Das sei doch ein Widerspruch. Das Ziel müssten eigentlich Null-Energie-Häuser sein, sagte er.
Für Stadtrat Michael Baumer (FDP) ist das Fernwärmenetz eines der wichtigsten Projekte der kommenden Jahrzehnte. Heute seien erst 30 Prozent des Siedlungsgebiets an die Fernwärme angeschlossen. Bis 2040 sollen es mit dem Rahmenkredit 60 Prozent sein.
Bei den restlichen 40 Prozent sollen «dezentrale Lösungen» zum Zug kommen, etwa Wärmepumpen. Im verschachtelten Ober- und Niederdorf dürfte es aber auch in Zukunft nicht ohne Gasheizung gehen.
Viele neue Baustellen
Das letzte Wort zum Riesenkredit hat das Volk. Die Abstimmung findet im kommenden Jahr statt und dürfte wohl kaum für Überraschungen sorgen. Bei früheren Rahmenkrediten in den Jahren 2021 und 2022 sagten die Zürcherinnen und Zürcher jeweils deutlich Ja. Diese früheren Rahmenkredite im Wert von rund 900 Millionen Franken sind nun im neuesten Kredit enthalten.
Die Steuern müssen wegen des Fernwärme-Ausbaus nicht erhöht werden. Die Investitionen kommen vom städtischen Elektrizitätswerk ewz, welches das Geld dann über die angeschlossenen Haushalte wieder hereinholen wird.
Die unterirdischen Fernwärmeleitungen werden in den kommenden 15 Jahren auch oberirdisch zu spüren sein: in Form von Baustellen. Von Quartier zu Quartier müssen die Strassen aufgerissen und die Leitungen verlegt werden.