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"Die Bank und kein Geheimnis"

Erfüllte die hohen Erwartungen nicht: Urs Widmers neues Stück "Bankgeheimnisse". Keystone

Vor zehn Jahren schrieb er "Frölicher - ein Fest", die Geschichte des Schweizer Botschafters in Berlin zur Hitler-Zeit. 1997 wurde er für das Manager-Stück "Top Dogs" als Dramatiker des Jahres ausgezeichnet: Urs Widmer (62), Schriftsteller und Dramatiker. Am Freitag (12.05.) fand in der Gessnerallee in Zürich die Premiere zu seinem neuem Stück "Bankgeheimnisse" statt.

Dieser Inhalt wurde am 12. Mai 2001 publiziert

Dass Geld allein nicht glücklich macht, ist immer tröstlich für diejenigen, die keines haben. Ist aber kein Trost für die Tatsache, dass kein Geld nicht zwangsläufig Glück verspricht. Und so rennen wir hinterher, dem Mammon, dem schnöden und versuchen als Kleinaktionäre ein kleines bisschen vom grossen weltweiten Geldkuchen zu ergattern. Und Mal boomt die Börse und Mal fällt der Dow Jones. Und die Moral geht vor die Hunde, reklamieren die einen, aber dafür haben wir ja die andern, die Dramatiker, die Intellektuellen, die Kritischen..., meinen die Dritten.

Aktuelles Thema

Gross waren und sind die Erwartungen an Widmers neues Stück "Bankgeheimnisse", in Koproduktion mit dem Vaudeville Theater. Erstens ist das Thema brandaktuell - wer weiss wie lange die Schweiz ihr teuerstes Geheimnis noch halten kann - und zweitens ist sein Name ein gewichtiger in der schweizerischen zeitgenössischen Literaturlandschaft. Dasselbe gilt für das Vaudeville-Theater, einer Truppe, die seit langem für Können und sicheres Gespür in der Stoffwahl steht.

Dunkel marmorierter Boden, marmorierte Wände, eine (Sitz)-Bank, eine Drehtüre, eine Bar, ein Bäumchen, ein Kaffee-Automat, ein Bancomat, ein grosses Rundbogenfenster. Nüchtern, kalt. Abwechselnd als Schalterhalle, als Innenhof, als Restaurant-Bar in Szene gesetzt, so präsentiert sich das Bühnenbild. Das Spiel, laut Pressetext ein leichtes Stück, eine Farce vielleicht gar, kann beginnen.

Die Farce der Farce

Schon nach einigen Minuten wird klar, dass hier gar nichts so klar ist. Zwei Kellner (Helmut Vogel und René Ander-Huber) servieren Espresso, derweil ein Mann, ein Kleinbürger? (Klaus Henner Rusius), die Geschichte vom Mord im Theater erzählen will. Und die ganz in schwarz gekleidete Frau (Graziella Rossi), die nicht mehr ins Freie kann, versucht auf der Bank bei der Bankangestellten (Marie-Thérèse Mäder) einen Geldkoffer zu deponieren. Das Stichwort heisst Bellinzona. Und an der Bar glimmt eine Zigarette vor sich hin.

Und so glimmt die Farce. Bellinzona wird konjugiert, Witze, die keine sein wollen kolportiert, ein Kalauer jagt einen anderen Kalauer und immer wieder der Versuch das Kriminalstück und oder die Bankgeheimnisse ins Scheinwerferlicht zu stellen. Oder beides gleichzeitig und ergänzend und konkurrierend. Alles ist möglich. Dazwischen wird noch gesungen. Alles kommt dran; Global Players, das Märchen mit den drei Wünschen, die Halsabschneider in den Banken, die Liebe, Globi, der Überfall mit der Gurke, Geld und Gold, und nichts wirklich. Einige wenige witzige Wortspielereien über die Lichtgeschwindigkeit, oder die Aktienkurse im Fussballspiel, ein Spiel um Regen und Schirm. Aber zur Farce reicht das alles nicht. Zu harmlos ist alles inszeniert (Stefan Viering), zu einfach ist Widmers Text gestrickt.

Die Schauspieler geben was sie geben müssen, mehr wurde offensichtlich auch nicht verlangt. Kein Wunder hatte die Credit Suisse kein Problem damit einen Teil dieser "Bankgeheimnisse" zu sponsern.

Die Zigarette ist längst ausgegangen. Das Premieren-Publikum spendet höflichen Applaus. Draussen ist eine der ersten lauen Nächte angebrochen. Schön.

Das Stück ist noch bis zum 31. Mai 2001 in der Gessnerallee, ab 12. September in Basel zu sehen.

Brigitta Javurek

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