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AKTIEN FRANKFURT: Kursgewinne am ‹Hexensabbat› – Indizes Richtung Jahreshoch

FRANKFURT (awp international) – Der Dax hat am Freitag den Grossteil seiner Vortagsverluste wieder wettgemacht. «Es ist Hexensabbat», sagte Marktanalyst Christoph Schmidt vom Wertpapierhandelshaus N.M.F. AG. Da lasse sich selten vorhersagen, wo es langgeht im Markt. «Doch der Dax zeigt sich stabil trotz schwacher Bankenwerte. Allerdings sind die Umsätze, wenn man den Verfallstermin herausrechnet, recht dünn.» So gut wie keinen Einfluss auf die Börse hatte der ifo-Index, der die Stimmung in der deutschen Wirtschaft widerspiegelt. Er bestätigte wie erwartet die konjunkturelle Erholung hierzulande.
Bis zur Mittagszeit stieg der Leitindex Dax um 0,73 Prozent auf 5.887,28 Punkte, nachdem er am Donnerstag ein Prozent verloren hatte. Der MDax gewann 0,56 Prozent auf 7.445,72 Zähler und der TecDax rückte um 0,50 Prozent vor auf 819,79 Punkte. An den Derivatebörsen laufen an diesem Freitag Optionen und Futures auf Indizes und einzelne Aktien aus. Dieser grosse Verfall an den Terminbörsen wird am Markt als «Hexensabbat» bezeichnet und kann grössere Schwankungen in der sonst ruhigen Vorweihnachtszeit auslösen.
Die Aktien von Adidas und SAP zählten zu den grössten Gewinnern im Dax und profitierten von den Quartalszahlen ihrer US-Konkurrenten. So überraschte SAP-Konkurrent Oracle in den USA mit einem Gewinn- und Umsatzsprung. Allerdings hat der Softwarekonzern Oracle laut seinem Chef Charles Phillips SAP zum vierten Mal in Folge Marktanteile in jeder Weltregion weggenommen. Die SAP-Papiere gewannen 1,87 Prozent auf 32,145 Euro. Analyst Thomas Becker von der Commerzbank urteilte etwa: Die Oracle-Zahlen zum zweiten Geschäftsquartal und der Ausblick auf das dritte versprächen auch Gutes für SAP. Zudem zeigte der Geschäftsbericht der Amerikaner, dass SAP zwar weiter Marktanteile an Oracle verloren habe, aber nicht mehr so stark wie zuvor. Sein Aktienurteil lautet «Hold» mit einem Kursziel von 31,50 Euro
Die Adidas-Aktie profitierte vom Nike-Bericht mit plus 1,29 Prozent auf 39,13 Euro. Der amerikanische Sportartikelhersteller übertraf trotz eines Umsatz- und Gewinnrückgangs die Markterwartungen. Zudem könnten Nikes Geschäfte in Kürze besser laufen, denn der Auftragsbestand mit Lieferfrist zwischen Dezember 2009 und April 2010 stieg um vier Prozent.
Positive Studien trieben die Infineon an die Dax-Spitze, wo die Aktien 3,78 Prozent auf 3,570 Euro zulegten. JPMorgan hob das Kursziel für den Titel des Chipherstellers von 4,25 auf 5,50 Euro an und bestätigte die Aktie mit «Overweight». Auch die Commerzbank äusserte sich positiv und stufte die Aktie von «Hold» auf «Add» mit einem neuen Kursziel von 3,80 Euro hoch.
Die Stammaktien von Volkswagen gewannen 1,02 Prozent auf 80,82 Euro. Ein Händler verwies darauf, dass die Papiere in Erwartung einer baldigen Herausnahme aus dem Dax seit Ende November überwiegend nachgegeben habe. «Viele Investoren sind davon ausgegangen, dass das Emirat Katar die dritte Tranche seiner VW-Kaufoptionen spätestens an diesem Freitag ziehen wird, was aber bislang zumindest nicht der Fall war», sagte er. Nun seien jene Anleger auf dem falschen Fuss erwischt worden, die am Derivatemarkt auf den Rauswurf bis zum 18. Dezember gesetzt hätten. Andere dürften sich freuen, dass die VW-Stämme wohl doch länger im Dax bleiben. Die Anteilsscheine des Sportwagenbauers Porsche fielen ausserhalb der grossen Indizes um 1,12 Prozent auf 44,13 Euro. Porsche wird im Tagesverlauf seine Zahlen zum ersten Geschäftsquartal vorlegen und zudem eine Indikation zum aktuellen Geschäftsverlauf geben.
Die Aktien der Commerzbank büssten 0,74 Prozent auf 6,040 Euro ein. Titel der Deutschen Bank verloren 0,35 Prozent auf 50,820 Euro. Händler verwiesen auf mehrere Gründe. Ein Börsianer sagte insbesondere zur Deutschen Bank, dass es wieder mehr Sorgen über eine drohende Kapitalerhöhung gebe, weil wohl mehrere Milliarden für die RBS-Tochter benötigt würden. Ein anderer sah als Auslöser für die Verluste der Bankenwerte die «üblichen Schwankungen am Tag des grossen Verfalls.» Zudem seien auch in Japan die Banken weiter unter Druck gekommen, da sich die jüngsten Spekulationen um eine Verschiebung strikter Kapitalregelungen nun nicht bewahrheitet hätten.
Im TecDax kletterten die Titel von Roth & Rau mit plus 8,36 Prozent auf 30,97 Euro an die Spitze. Das Unternehmen liefert mehrere komplette Produktionsanlagen für die Solarzellen-Fertigung nach Indien im Wert von 68 Millionen Euro. Die Bestellung könnte auch auf 80 Millionen Euro aufgestockt werden. Ein Börsianer sagte: «Das ist ein grosser Erfolg, dass die Auftragslage wieder auftaut.» Zudem locke das neue Jahreshoch Käufer an./ck/fat
— Von Claudia Kahlmeier, dpa-AFX —

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