
AKTIEN FRANKFURT: Sehr schwach wegen Gewinnmitnahmen, China-Sorge und Inflation
FRANKFURT (awp international) – Gewinnmitnahmen haben den deutschen Aktienmarkt am Freitag deutlich ins Minus gedrückt. Der Dax verlor am Mittag 2,65 Prozent auf 5.490,03 Punkte. Wegen Sorgen um eine Wachstumsabschwächung in China und die anziehende Inflation in der Eurozone zögen Anleger ihr Kapital aus den Aktienmärkten wieder ab, begründeten Börsianer die Verkäufe nach der jüngsten Erholung. Der MDax mittelgrosser Werte fiel um 2,98 Prozent auf 8.378,46 Punkte und das Techbarometer TecDax verlor 2,47 Prozent auf 665,01 Punkte.
Seit dem Zwischentief am vergangenen Freitag hatte der Dax dank der Hoffnung auf beherzte Schritte zur Lösung der Euro-Schuldenkrise in der Spitze fast 15 Prozent zugelegt. Einen erneuten Schlag für den Markt hätten die Inflationsdaten der Eurozone bedeutet, die Analysten zufolge eine Zinssenkung zunächst sehr unwahrscheinlich machen. Zudem schwappten Wachstumssorgen aus Asien herüber. Zu den negativ aufgenommen Daten aus China gesellte sich die Industrieproduktion in Japan. Diese stieg zwar im August im fünften Monat in Folge, die weiteren Aussichten sind aber wegen der Stärke des Yen und der schwächelnden Weltwirtschaft eingetrübt. «Window Dressing» kann sich am letzten Handelstag des sehr schwachen dritten Quartals nicht mehr durchsetzen. Dabei versuchen Fondsmanager mit Käufen vor dem Quartalsende ihre Bilanzen aufzupolieren, um über eine gute Entwicklung ihrer Portfolios zu berichten.
DEUTSCHE BANK AM DAX-ENDE
Am Dax-Ende rutschten Auto- und teils auch Finanzwerte besonders stark ab. Deutsche Bank verloren als Schlusslicht 8,00 Prozent auf 25,990 Euro. In den vergangenen Tagen hatten sich die Aktien der zuvor im Zuge der Krisen arg gebeutelte Branche deutlich von ihren Tiefs erholt, nun federten sie wieder zurück. Einige Börsianer verwiesen auch auf einen Bericht des «Handelsblatt», dass die Deutsche Bank Schwierigkeiten haben könnte, ihr Gewinnziel zu erreichen. «Diese Sorge ist aber alles andere als neu», sagte ein Händler. Commerzbank-Aktien rutschten auch mit 4,11 Prozent ins Minus, die Titel des Versicherers Allianz gaben 4,03 Prozent ab.
BMW-Papiere verloren 6,03 Prozent, Daimler sackten um 4,29 Prozent ab. Händler verwiesen hier besonders häufig auf neuerliche Sorgen um eine Wachstumsabschwächung in China, die den Sektor ausbremse. Aber auch Metro-Aktien zählten mit minus 5,37 Prozent zu den grössten Verlierern, nachdem die Einzelhandelsumsätze in Deutschland im August deutlich stärker abgesackt waren als von Volkswirten erwartet. Die Infineon-Papiere litten indes unter besonders schwachen Vorgaben für Technologiewerte aus dem US-Handel und auch aus Asien.
HHLA RUTSCHEN INS MINUS
HHLA konnten ihre Gewinne im Kielwasser einer Hochstufung der US-Bank Morgan Stanley von «Underweight» auf «Equal-Weight» nicht bis zum Mittag halten. Sie rutschten zuletzt im MDax um 2,09 Prozent ab. Nach der besonders schwachen Entwicklung der Papiere des Hafenbetreibers im bisherigen Jahresverlauf sei das Chance-/Risikoverhältnis nun ausgeglichener, hiess es in einer Studie.
Die Solarworld-Titel zählten im TecDax mit einem Abschlag von 6,46 Prozent zu den grössten Verlierern. Die Credit Suisse hatte das Kursziel für die Anteile an dem Solarkonzern auf 4,50 Euro halbiert. Es gebe weiter keine Verbesserungen und die Gewinnmargen dürften weiter schrumpfen, schrieb Analyst Karsten Iltgen./fat/la
— Von Frederik Altmann, dpa-AFX —