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Mediziner will Anabolikaabhängige behandeln dürfen

Der Chefarzt des Zürcher Suchtmedizinzentrums Arud fordert eine Gesetzesanpassung über die Betreuung anabolikaabhängiger Menschen. "Das Gesetz ist sogar so ausgelegt, dass nur schon eine Beratung von Anabolikakonsumenten strafbar sein könnte", sagte Philip Bruggmann. (Symbolbild) KEYSTONE/DPA/OLIVER BERG sda-ats

(Keystone-SDA) Der Chefarzt des Zürcher Suchtmedizinzentrums Arud fordert eine Gesetzesanpassung über die Betreuung anabolikaabhängiger Menschen. “Das Gesetz ist sogar so ausgelegt, dass nur schon eine Beratung von Anabolikakonsumenten strafbar sein könnte”, sagte Philip Bruggmann.

“Wegen des Sportförderungsgesetzes gegen Doping und der Standesregeln für Ärztinnen und Ärzte dürfen wir für einen Patienten, der Anabolika konsumiert, streng genommen nicht einmal eine Laboruntersuchung machen”, legte Bruggmann im Interview mit der “SonntagsZeitung” dar. “Sei es auch nur, um zu testen, ob er schwere Nebenwirkungen wie etwa Leberschäden hat.”

Schätzungsweise gibt es laut dem Suchtmediziner in der Schweiz 200’000 überwiegend männliche Anabolikakonsumenten. Ein Drittel entwickelt eine Abhängigkeit. “Das wären in der Schweiz über 60’000 Personen, die süchtig sind nach Anabolika.”

Keine Hormone zur Behandlung erlaubt

Zurzeit könnten diese nur nur dahingehend beraten werden, dass sie mit dem Konsum aufhören sollten. Danach dürften nur Medikamente eingesetzt werden, die nicht auf der Dopingliste stehen, so Bruggmann. “Aber keine Hormone oder Medikamente, die in den Hormonkreislauf eingreifen. Dies wäre aber wichtig, um einen Entzug erträglich zu machen.”

Laut dem Suchtmediziner gibt es zahlreiche – und oft unterschätzte – Nebenwirkungen beim Konsum von Anabolika: So besteht das Risiko von Herz-Kreislauf-Problemen und Herzinfarkten. Bei Männern können die Hoden schrumpfen und Erektionsprobleme auftreten. Bei längerer Konsumation kann die Testosteronproduktion dauerhaft unterdrückt werden. Bei Frauen kann die Menstruation ausbleiben und sie können unfruchtbar werden. Dazu kommen häufig psychische Probleme.

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