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Amerikaner in der Schweiz freuen sich auf Obama

Rund 300 Personen waren in Basel an der Party zur Amtseinführung Obamas. swissinfo.ch

Für Amerikaner aus der Region Basel hat die Antrittsfeier von Barack Obama als 44. Präsident der USA ein neues Kapitel ihres Lebens im Ausland aufgeschlagen.

«In meinen 57 Lebensjahren ist dies das Beste, was mir je passiert ist», sagt Stefan Lano, Operndirigent aus Massachusetts, der seit 12 Jahren in der Nordwestschweiz lebt.

«Amerika wurde – wie die Schweiz – auf der Idee gegründet, dass alle Menschen eine Stimme in der Regierung haben sollten. Obama kann diese Ideale wieder herstellen», so Lano.

«Ich bin überwältigt und begeistert, dass wir eine derart inspirierende und intelligente Person haben, die sich auf das konzentriert, was wir brauchen», erklärt Patricia Kadvan, die 1977 nach Basel zog und heute zwischen New York und Basel hin- und herpendelt. «Ein frischer Wind.»

Kadvan und Lano gehören zu einer Gruppe von etwa 300 Personen, die am Dienstag im kleinen Kunsttreffpunkt und Nachtclub «Die Kuppel» in Basel an einer Party der Ausland-Demokraten mit Champagner auf den neuen Präsidenten angestossen hat.

Eine Theatervorführung umrahmte die Übertragung der Zeremonie. Trotz der Distanz zu Washington verhält sich das Publikum, als wenn es mitten in der Millionenmenge wäre und begleitet die Antrittsrede Obamas mit Klatschen und zustimmenden Pfiffen.

Festliche Stimmung

Die Stimmung steigt, als Obama verspricht, sich für erneuerbare Energien einzusetzen, mit anderen Staaten zusammenzuarbeiten und das Vertrauen in die amerikanische Regierung wieder herzustellen.

Nach der Rede steigt Mitorganisatorin Mariah Silkey auf die in rot-weiss-blaues Licht getauchte Bühne und toastet Obama zu. Die 300 Gäste folgen sogleich und stossen auf den neuen Präsidenten an.

«Auf den Wechsel, auf bessere Zeiten!», sagt Silkey, eine Demokratin aus dem Gliedstaat Minnesota, die seit acht Jahren in der Schweiz lebt. «Obama wird jeden von uns brauchen, jetzt mehr denn je. Ich hoffe, ihr bleibt alle dran.»

Vorsichtiger Optimismus

Andere Amerikaner in der Schweiz, wie zum Beispiel der zurückgetretene Präsident der Ausland-Republikaner, geniessen Obamas ersten offiziellen Tag im Amt mit optimistischer Zurückhaltung.

«Wir sind alle sehr stolz darauf, dass unser Land einen Afro-Amerikaner gewählt hat und praktisch alle seine ernannten Kabinetsmitglieder hoch qualifiziert sind», sagt Bob Gebhardt, der den Vorsitz der Ausland-Republikaner am 20. Januar an Ed Flaherty, einen Genfer Anwalt, abgetreten hat.

Aber er gibt auch zu bedenken: «Wir sind besorgt über allfällige Masslosigkeit. Die Regierung arbeitet besser, wenn sich die Parteien gegenseitig kontrollieren. Meine grösste Angst dreht sich um die demokratische Mehrheit im Kongress, wo die Tendenz zu fast unbegrenzten Ausgaben überwiegt.»

Während andere in Basel über die Zukunft spekulieren, etwa was Obama für die Bildung tun werde, fürchtet Gebhardt, dass die Schweizer Pharmindustrie unter Druck geraten könnte.

Dann nämlich, wenn die USA Schritte in Richtung allgemeine Gesundheitsversorgung unternehmen würden, was zu Preislimiten bei rezeptpflichtigen Medikamenten führen könnte.

«Wir müssen abwarten», meint Gebhardt. «Aber es ist ein aufregender Tag. Obama ist charismatisch und in der Welt beliebt. Wir wünschen ihm und seiner Administration viel Erfolg.»

Zeit zum Tanzen

An der Party in Basel nehmen sowohl Kinder wie auch ältere Semester teil. Auch Ausland-Amerikaner, die Obamas Wahlkampagne von der Schweiz aus aktiv unterstützt haben, sind dabei.

Wie Silkey beispielsweise, die zusammen mit Sharon Alexander, der Gründerin der Ausland-Demokraten in Basel, und mit Anna Dell’Era, einer aus North Carolina stammenden Tänzerin, via Internet-Telefon Skype rund 3000 Personen in den USA aufgefordert hatte, wählen zu gehen.

Andere wiederum wie Kate Edson, die seit 18 Jahren in Basel lebt, organisierte rund um Basel Registrierungs-Stände für potenzielle Wähler. «Meine Frau wartete jeweils bei Starbucks auf Englisch-sprachige Leute, und fragte sie, ob sie schon als Wähler registriert seien», sagt Hannes Giger, ein Schweiz-Amerikaner.

Als DJ MoZart den Saal mit Hiphop und Reggae füllt und in eine Tanzparty verwandelt, schneidet sich Alexander ein grosses Stück von einem Kuchen ab, der mit Obamas Bild dekoriert ist.

«Es war so wunderbar», schwärmt sie und reicht einer hungrigen Achtjährigen ein Stück von Obamas Nase.

«Acht Jahre lang reiste ich nicht mehr mit meinem US-Pass, ausser wenn ich in die Vereinigten Staaten flog», sagt sie. «Es ist ein fantastisches Gefühl, wieder stolz auf Amerika sein zu können.»

swissinfo, Tim Neville, Basel
(Übertragung aus dem Englischen: Gaby Ochsenbein und Christian Raaflaub)

Barack Obama, 1961 in Honolulu auf Hawaii geboren, ist Jurist. Ab 2004 war er Senator für Illinois.

Barack Obama ist mit Michelle verheiratet und hat zwei Töchter, Sasha und Malia.

Am 10. Februar 2007 verkündete er vor 18’000 Zuhörern in Springfield (Illinois) seine Präsidentschafts-Kandidatur.

In den Vorwahlen gewann Obama in 29 der 50 US-Bundesstaaten. Dass sich seine Hauptkonkurrentin Hillary Clinton dennoch bis zuletzt ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit ihm lieferte, lag vor allem daran, dass Obama in den meisten bevölkerungsreichen Staaten schwächer abschnitt als sie.

Am 3. Juni 2008 erreichte Obama die notwendige Zahl von Delegiertenstimmen, um sich eine Mehrheit für die Nominierung zum Präsidentschafts-Kandidaten seiner Partei zu sichern.

Am 4. November 2008 gewann Obama die US-Präsidentenwahl gegen den Republikaner John McCain.

Er ist der erste afroamerikanische Präsident der Vereinigten Staaten.

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