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Entlassungen bei Swissmetal in Reconvilier

Swissmetal-Werk "Boillat" während des Streiks. Keystone

Swissmetal entlässt 112 Mitarbeiter seiner Fabrik im Berner Jura, die in der Folge der letzten Arbeitsniederlegung 30% ihrer Kunden verloren hat.

Nach einmonatigem Stillstand dreht das Werk in Reconvilier im Leerlauf. Auch nach drei Mediationsrunden konnte der Konflikt bisher nicht gelöst werden.

Trotz laufenden Mediationsverhandlungen hält Swissmetal an ihrem harten Kurs fest: Sie entlässt 112 Mitarbeiter. Dieser im Februar angekündigte Schritt sei unumgänglich. Die Betroffenen erhielten am Donnerstag die Kündigung.

Der Streik im Swissmetal-Werk im bernischen Reconvilier habe zu einem Wegbleiben von rund 30% der Kunden des Standortes geführt, schreibt Swissmetal in einer Mitteilung vom Freitag. Diese Situation führe zur “ökonomischen Notwendigkeit, 112 Stellen in Reconvilier zu streichen”.

Neue Vorwürfe

Swissmetal hält weiter fest, durch ein “bummelstreikartiges Arbeitsverhalten” werde die Leistungsfähigkeit des Werks in Reconvilier zusätzlich “massiv reduziert”.

Rund 60 der 320 Beschäftigten hätten sich krank schreiben lassen. Der Output liege rund 50% unter dem üblichen Wert. Die Kosten im Werk würden dagegen voll weiterlaufen.

Trotz dieser unerfreulichen Situation habe der Verwaltungsrat von Swissmetal erneut den Willen bekundet, am Standort festzuhalten und “die restlichen 200 Arbeitsplätze erhalten zu wollen”. Es würden keine zusätzlichen Entlassungen ausgesprochen.

Gewerkschaft empört

Die Gewerkschaft Unia bezeichnete die angekündigten 112 Entlassungen als “völlig unverantwortlich im Hinblick auf mögliche Lösungen”. Damit werde auch willentlich der mögliche Verkauf des Werks gefährdet, den Unia als den “einzigen gangbaren und realistischen Weg” erachtet.

Auch der Kanton Bern bedauerte die Entlassungen in einer Mitteilung und kündigte die Betreuung der Betroffenen an. Auch die Berner Behörden fordern Swissmetal auf, den Verkauf des Werks im Berner Jura weiterzuverfolgen.

Mediation ohne Ergebnis

Erst am Donnerstag war die dritte Mediationsrunde zu keiner Lösung für das Werk “Boillat” in Reconvilier gekommen. Die Mediation geht jedoch weiter – wann, steht noch nicht fest.

Die Parteien hatten nach Angaben von Vermittler Rolf Bloch über einen möglichen Verkauf sowie über die Zukunft des Werks in Reconvilier innerhalb der Swissmetal-Gruppe gesprochen. Swissmetal prüfe die vorliegenden Kaufinteressen.

Swissmetal teilte dazu am Freitag mit, es würden “in diesen Tagen” Gespräche mit Kaufinteressenten für das Werk im Berner Jura geführt. Die vorliegenden Interessenbekundungen gingen jedoch von teilweise unrealistischen Voraussetzungen aus.

swissinfo und Agenturen

Swissmetal stellt hochwertige Produkte aus Kupfer und Kupferlegierungen her für die Elektro-, Automobil-, Schreibwaren- und Uhren-Industrie sowie für Luftfahrt und Telekommunikation.

Das Werk will seine Aktivitäten in Reconvilier und Dornach, im Kanton Solothurn, verstärken. Reconvilier soll hochwertige Seile und Stäbe herstellen.

Nach der Ankündigung von Entlassungen haben die Angestellten von Reconvilier protestiert.

16. 11. 2004: 400 Angestellte und Führungskräfte der Swissmetal Reconvilier streiken, um gegen die Entlassung des Direktors zu protestieren.
25. 1. 2006: Die Arbeiter streiken erneut. Sie stellen sich den von der Direktion Ende 2005 angekündigten Restrukturierungs-Massnahmen entgegen.
9. 2.: Der Industrielle Rolf Bloch wird zum Mediator im Konflikt ernannt.
23. 2.: Das Personal stimmt für eine Aufschiebung des Streiks. Die Mediation beginnt.
24. 3.: Swissmetal entlässt 112 Angestellte.

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