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Basler Kulturbild will mehr Qualitäts-Selektion und faire Löhne

Keystone-SDA

Das Basler Präsidialdepartement (PD) hat am Montag das Kulturleitbild für die Jahre 2026 bis 2031 präsentiert und in die Vernehmlassung geschickt. Es setzt den Fokus unter anderem vermehrt auf faire Löhne sowie auf Selektion zugunsten der Qualität.

(Keystone-SDA) Der Kanton erwartet neu von den geförderten Institutionen, dass sie die branchenspezifischen Grundlagen für faire Löhne und Gagen berücksichtigen. Auch in der freien Szene solle die Förderung diesen Aspekt begünstigen, was dann angesichts begrenzter Mittel zu einer selektiveren Kulturförderung führe.

«Wenn man irgendwo Abstriche machen könnte, dann in der Quantität», präzisierte Katrin Grögel, Leiterin der Abteilung Kultur, vor den Medien. Dies bedeute etwa weniger Veranstaltung, dafür mehr Qualität und Ausstrahlung nach aussen.

Als Beispiel, bei dem dieses Prinzip bereits zum Zug kam, nannte sie die Spielstätte Garde du Nord, für welche die Basler Regierung dem Parlament einen neuen Betriebsbetrag beantragt. Zum ersten Mal sei der besagte Punkt aus dem neuen Kulturleitbild verhandelt worden, sprich Profilschärfung, fairere Arbeitsbedingungen und dafür weniger Veranstaltung. Der Kulturbetrieb habe diese Anforderungen gut aufgenommen, sagte Grögel.

Mehr Festival-Förderung und Erinnerungskultur

Insgesamt führt das neue Kulturleitbild neun spartenübergreifende Handlungfelder auf. Nebst Qualität und fairer Entlöhnung nennt es Zugänglichkeit und Inklusion, Erinnerungskultur und gesellschaftlicher Zusammenhalt, strategische Partnerschaften bei der Finanzierung, ökologische Verantwortung und Ausstrahlung nach aussen.

Ein eigenes Handlungsfeld bilden die Kulturbauten. Bei mehreren davon stehen kurz- und längerfristig Sanierungen bevor, so beim Kunstmuseum, Kirschgarten-Museum, dem Berri-Bau mit dem jetzigen Naturhistorischen Museum sowie bei der Kaserne.

Beim Thema der Finanzierung sollen etwa die Festivals in den nächsten fünf Jahren einen Förderschwerpunkt «zur Stärkung des Kulturstandorts» bilden, wie es im Leitbild heisst. Mit dem neuen Ziel der Erinnerungskultur im Leitbild möchte der Kanton Zugänge zu weniger sichtbaren Themen der Basler Geschichte fördern.

Dazu werde der Kanton eine Studie in Auftrag geben, sagte Grögel. Als bereits geplantes Beispiel für Erinnerungskultur nannte PD-Vorsteher Conradin Cramer (LDP) den Brunnen am Rümelinsplatz. Dieser soll als «Brunnen der Erinnerung» mit einem Kunstwerk versehen werden und an das Progrom gegen die jüdische Gemeinde im 14. Jahrhundert erinnern.

Noch Luft nach oben bei der «Musikstadt»

Erstmals baut der Kanton im Kulturleitbild ein sogenanntes Wirkungscontrolling auf. Mit qualitativen und quantitativen Messmethoden soll er periodisch die Wirksamkeit der Kulturförderung ermitteln. Geplant sind etwa Befragungen der Kulturakteurinnen und -akteure und Feedbackrunden der Anspruchsgruppen.

Erstmals flossen Ergebnisse aus einer Bevölkerungsbefragung mit zufällig ausgewählten Personen mit ein in die kulturpolitische Strategie. Ein externes Unternehmen verfasste zudem einen Wirkungsbericht mit einer Bilanz zum noch laufenden Leitbild 2020 bis 2025.

Bei der Positionierung als Museumsstadt, der Unterstützung der freien Szene mit Infrastruktur wie Proberäumen wie auch bei der Chancengleichheit und kulturellen Teilhabe stellte dieser Bericht dem Kanton ein positives Zeugnis aus. Bei der Wahrnehmung Basels als Musikstadt gibt es jedoch gemäss Wirkungsbericht «noch Luft nach oben», wie Grögel einräumte.

Die Regierung schickt den Entwurf des Leitbilds in die öffentliche Vernehmlassung. Bis am 22. Dezember haben Parteien, Verbände, Gemeinden und Kulturschaffende die Möglichkeit, sich dazu zu äussern.

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