
CH/Verstärkung der Beziehungen zu Kasachstan – BR Calmy-Rey weiht Botschaft ein
Astana/Bern (awp/sda) – Aussenministerin Micheline Calmy-Rey hat am Mittwoch die neue Schweizer Botschaft in der kasachischen Hauptstadt Astana eingeweiht. Mit diesem Schritt wird der wachsenden wirtschaftlichen Bedeutung Kasachstans Rechnung getragen.
Auf der dritten Etappe ihrer Zentralasien-Tour kam Calmy-Rey zu Gesprächen mit dem kasachischen Premierminister Karim Massimov und Aussenminister Kanat Saudabaïev zusammen.
Beide Parteien hätten zufrieden festgestellt, dass die Beziehungen der Schweiz und Kasachstans in den letzten Jahren erheblich verstärkt wurden, teilte das Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) mit.
Die Schweiz war in Kasachstan, das als wirtschaftliches Boomland in Zentralasien gilt, bislang nur mit einem Generalkonsulat vertreten. In jüngster Zeit hat der Handel zwischen beiden Ländern stark zugenommen. 2008 überschritt er erstmals die Milliardengrenze, wie das EDA weiter schreibt.
Kasachstan ist einer der wichtigsten Rohöllieferanten der Schweiz – die Importe stiegen im vergangenen Jahr auf ein Volumen von über 800’000 Tonnen.
Mit Öl aus Kasachstan und dem Nachbarland Aserbaidschan sowie aus Algerien wurde in den letzten Monaten der libysche Lieferboykott ausgeglichen, wie Rolf Hartl, Geschäftsführer der Schweizer Erdöl-Vereinigung, auf Anfrage erklärte.
Zugleich haben mehrere Schweizer Firmen vor allem im Energie- und Rohstoffsektor Geschäftsinteressen in dem zentralasiatischen Land. Calmy-Rey traf sich am Mittwoch an der Seite von Handels- und Industrieminister Aset Issekeshev auch mit Wirtschaftsvertretern beider Länder.
Kasachstan und die Schweiz wollen bei der Leitung der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) und des Europarats zusammenarbeiten, betonten beide Seiten bei den Gesprächen in Astana.
2010 wird Kasachstan die Leitung der OSZE übernehmen, während die Schweiz für sechs Monate dem Europarat vorsteht. Bundesrätin Calmy-Rey habe sich gleichzeitig nach dem Stand der von Kasachstan versprochenen demokratischen Reformen erkundigt, teilte das EDA weiter mit.
Präsident Nursultan Nasarbajew, der sein Land seit dem Zerfall der Sowjetunion autoritär regiert, will Kasachstan international besser positionieren und ist in den letzten Jahren eine Reihe von neuen politischen Allianzen eingegangen, um sich insbesondere vom übermächtigen Nachbarn Russland zu lösen.
Mit der Eröffnung eines Ölexportweges über Georgien versucht sich Kasachstan der Kontrolle Moskaus zu entziehen. Auch der Export von Gas nach Europa soll mit dem Bau der Nabucco-Pipeline künftig unter Umgehung russischen Terroriums möglich sein.
rt