
Verstärkter Kampf gegen die Malaria

Wissenschaftler aus der Schweiz, Australien und Neuguinea haben beim Testen eines möglichen Malaria-Impfstoffes bedeutende Fortschritte erzielt. Die Versuche bieten den jährlich mehr als 300 Millionen Opfern akuter Malaria neue Hoffnung.
Das Schweizerische Tropeninstitut in Basel hat in Neuguinea an den Testversuchen eines in Australien entwickelten Impfstoffes teilgenommen. Nach erfolgreichen Tests mit Erwachsenen wurden weitere Versuche mit rund 120 Kindern aus einer abgelegenen Gegend Neuguineas durchgeführt.
«Diese Kinder wurden während rund zweier Monate überwacht um zu sehen, ob sie Parasiten im Blut hatten», erklärt Blaise Genton, Spezialist für Seuchen und Tropenmedizin, der in Basel und Lausanne tätig ist.
«Wir stellten fest, dass der Impfstoff unbedenklich war und dass er das Parasiten-Aufkommen bei Kindern, die geimpft worden waren, um 62% reduzierte. Dies im Vergleich zu Kindern, die ein Placebo, also ein Präparat ohne Wirkstoff, erhalten hatten. Das ist das bisher beste Resultat bezüglich der in der Praxis angewandten Malaria-Impfstoffe».
Der Test-Impfstoff bestand aus drei verschiedenen Proteinen oder Antigenen, die eine Immunreaktion bewirken. Der Test bewies erstmals, dass der Impfstoff eine spezifische Wirkung auf einen bestimmten Parasiten-Typ hatte. Genton ist deshalb der Ansicht, dass jetzt Impfstoffe entwickelt werden müssen, die auf einer bestimmten Art von Proteinen basieren, um damit alle Malaria-Typen auszuschalten.
Geissel der Entwicklungsländer
Der Malaria fallen jährlich über eine Million Menschen zum Opfer. Sie bedroht rund 40% der Erdbevölkerung, vor allem in den Entwicklungsländern. Die meisten Malaria-Opfer sind Kinder unter fünf Jahren.
Noch ist aber unbekannt, wie der Test-Impfstoff bei jüngeren Kindern wirkt, die weniger widerstandsfähig und daher anfälliger sind für Malaria-Erkrankungen.
«Wir arbeiten tatsächlich etwas im Dunkeln», legt Genton gegenüber swissinfo dar. «Wir wissen aber, dass Menschen der Malaria gegenüber eine zunehmende Immunität entwickeln. Wenn sie älter werden, werden sie weniger krank und die Sterblichkeitsrate sinkt. Wir wissen, dass sich etwas im Immunsystem befindet, das wirksam ist, aber wir wissen nicht genau, was es ist».
Die Wissenschaftler konzentrieren ihre Bemühungen auf die Herstellung eines Malaria-Impfstoffes, der die Fähigkeit des Parasiten beschränkt, erfolgreich eine grosse Zahl roter Blutkörper zu infizieren. Der Impfstoff würde zwar Infektionen nicht verhindern, aber er würde die Stärke der Krankheit einschränken und durch Malaria verursachte Todesfälle vermindern.
Komplexer Parasit
Heute können Impfstoffe viele Virus- und bakterielle Infektionen verhindern. Bei der Bekämpfung von komplexen, mehrzelligen Parasiten, wie der Malaria-Parasit einer ist, gibt es mehr Probleme: Hier fehlen erfolgreiche Präparate weiterhin.
«Ein Malaria-Impfstoff wird keine Erfolgsquote von 95 bis 99 Prozent haben, wie beispielsweise. die Masern-Impfung, weil sich Parasiten von Viren unterscheiden», erklärt Genton. «Parasiten werden immer versuchen, der Immun-Reaktion des Wirts zu entweichen. Deshalb wird die Entwicklung eines Malaria-Impfstoffes so viel schwieriger sein und das Vakzine wird nie so wirksam sein wie Virus-Impfstoffe».
«Wenn sie einen Impfstoff haben», fährt Genton fort, «der die Malaria-Fälle halbiert und die Zahl der Malaria-Toten reduziert, dann stellt dies bereits eine wichtige Entwicklung dar».
Vincent Landon

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