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Drastischer Schuldenschnitt in Griechenland würde Axa kaum treffen

PARIS (awp international) – Ein deutlicher Schnitt bei den Schulden Griechenlands würde Europas zweitgrössten Versicherer Axa kaum belasten. Ende September hätte eine Abschreibung der griechischen Staatsanleihen auf den Marktwert das Ergebnis des Allianz-Konkurrenten mit vergleichsweise geringen 300 Millionen Euro netto belastet. Dies geht aus einer am Mittwoch veröffentlichten Präsentation hervor. Vor Steuern und der Beteiligung der Versicherungsnehmer hätte die Belastung bei 1,1 Milliarden Euro gelegen. Axa bezifferte den Marktwert der von ihr gehaltenen Griechenlandanleihen auf nur noch 200 Millionen Euro.
Derzeit kosten die griechischen Anleihen am Markt über alle Laufzeiten weniger als die Hälfte ihres Nominalwerts. Eine Abschreibung auf den Marktwert würde die Banken und Versicherer damit deutlich mehr kosten als im Rahmen der bisher angedachten Beteiligung am zweiten Rettungspaket für Griechenland. Dabei rechnen Banken und Versicherer derzeit mit einer Abschreibung von 21 Prozent. Die Stimmen nach einer stärkeren Beteiligung der Banken wurden zuletzt jedoch lauter. Branchenvertreter wie der Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann wehren sich jedoch dagegen. Allerdings hat die Deutsche Bank selbst ihrer Griechen-Bonds inzwischen auf den Marktwert abgeschrieben.
Die nicht realisierten Verluste aus Anlagen in Staatsanleihen der im Mittelpunkt der Schuldenkrise stehenden Länder Griechenland, Irland, Italien, Portugal und Spanien stiegen bei Axa im dritten Quartal um rund 300 Millionen Euro auf knapp eine Milliarde Euro. Dem gegenüber stehen deutliche Kursgewinne bei den Staatsanleihen anderer Länder wie Deutschland, Frankreich und den USA oder Unternehmensanleihen. Bei diesen Anlagen stiegen die nicht realisierten Gewinn um 1,3 Milliarden Euro auf 4,6 Milliarden Euro.
Unter dem Strich stiegen die nicht realisierten Gewinne bei Anleihen in den drei Monaten Juli bis September um eine Milliarde Euro auf 3,6 Milliarden Euro. Die Axa hatte Ende Juni zirka 187 Milliarden Euro in Staatspapiere und 142 Milliarden Euro in Anleihen von Unternehmen investiert. Bei den Staatsanleihen bilden Investitionen in Frankreich und Deutschland den grössten Posten. Axa hat derzeit aber auch rund 17,6 Milliarden in Italien investiert. Diese sind am Markt aktuell aber nur noch 15,9 Milliarden Euro wert.
Zudem ist der Versicherer mit 54 Milliarden Euro stark in Bankanleihen investiert und hält zudem fünf Prozent an der französischen Grossbank BNP Paribas . Daher fürchten viele Investoren, dass Axa von den Folgeeffekten einer möglichen Griechenland-Pleite und einer sich dadurch verschärfenden Bankenkrise besonders stark betroffen wäre. Der Marktwert des Versicherers sank deshalb wie der vieler Finanzunternehmen seit Anfang Juli deutlich – bei der Axa sind es mit 44 Prozent fast so viel wie bei den im Fokus stehenden Banken.
Axa-Chef Henri de Castries betonte am Mittwoch, dass der Versicherer finanziell solide aufgestellt sei. Er zeigte sich zudem zuversichtlich, dass die Bank ihre mittelfristigen Gewinn- und Renditeziele erreichen wird. Demnach soll zum Beispiel der Gewinn je Aktie bis zum Jahr 2015 im Durchschnitt jährlich um zehn Prozent steigen. Dies will er durch ein Wachstum in ausgewählten Geschäftsfeldern in bereits erschlossenen Märkten, den Ausbau des Geschäfts in Schwellenländern und Effizienzsteigerungen erreichen. Dem gegenüber stehen Risiken aus langfristig niedrigen Erträgen bei den Kapitalanlagen./zb/enl/nmu

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