SAir: «Investitions-Politik wie die Pharaonen»
Der Genfer Grosse Rat hat am Dienstag (17.04.) die Aktionäre der SAirGroup öffentlich aufgefordert, dem Verwaltungsrat die Décharge zu verweigern. Er hat dies aber nicht in Genf getan, sondern in einer Anzeige der belgischen Zeitung "Le Soir".
Der gleiche Text soll noch in dieser Woche in französischen und schweizerischen Zeitungen erscheinen. Die SAirGroup habe sich blindlings in ein «völlig irrealistisches Abenteuer» gestürzt, ist unter anderem im zwei Spalten grossen Inserat zu lesen.
Jemand müsse für den Scherbenhaufen dieser «pharaonischen Investitionspolitik» bezahlen, hält das Genfer Kantonsparlament weiter fest. Es fordert deshalb die Aktionäre auf, der «Verlierer- Equipe», sprich SAir-Verwaltungsrat, an der kommenden Generalversammlung die Decharge nicht zu erteilen. Was bedeutet, dass die Mitglieder des Verwaltungsrates von der Verantwortung für die vergangene Geschäftstätogkeit nicht entlastet werden sollen.
Solidarität zeigen
Die Veröffentlichung des Inserats in Belgien habe zum Ziel, ein anderes Bild der Schweiz zu zeigen als «jenes der Bankiers», erklärte Grossrat Remy Pagani, Autor des Inserattextes. Die SAirGroup hält 49,5 Prozent an der belgischen Fluggesellschaft Sabena.
Ein grosser Teil der Schweizer Bevölkerung sei solidarisch mit den belgischen Sabena-Angestellten, die wegen der verfehlten Politik der SAirGroup Nachteile erleiden müssten, fügte Pagani hinzu.
Diese Woche in Schweizer Zeitungen
Das gleiche Inserat werde in dieser Woche in den «24 heures», im «Blick», in der «NZZ» sowie in einer Tessiner Zeitung erscheinen, kündigte Remy Pagani an. Wegen des SAir-Engagements bei den französischen Fluggesellschaften AOM, Air Liberté und Air Littoral werde der Text auch in der Tageszeitung «Le Monde» veröffentlicht. Der Kanton Genf hat wie der Kanton Waadt beschlossen, dem SAir-Verwaltungsrat die Décharge zu verweigern.
SairGroup-Aktien im Absturz
Die Aktie der SAirGroup ist am Dienstagmorgen (17.04.) abgestürzt. Bis um 11.00 Uhr verlor das Papier rund 12,5 Prozent und wurde noch zu 103,75 Franken gehandelt. Anleger und Investoren reagierten damit auf die Äusserungen der Bundesräte Moritz Leuenberger und Pascal Couchepin, dem SAir-Verwaltungsrat keine Décharge zu erteilen, wie Marktbeobachter sagten.
Couchepin hatte in einem Interview gesagt, der Bundesrat verlange an der kommenden Generalversammlung vom 25. April einen Spezialbericht, um über eine eventuelle Verantwortlichkeits-Klage befinden zu können. Auch Leuenberger hatte über Ostern erklärt, dass es keinen Sinn mache, dem Verwaltungsrat eine Décharge zu erteilen.
AOM und Air Liberté: Streik angesagt
Die Angestellten der angeschlagenen französischen SAir-Beteiligungen AOM und Air Liberté streiken am Mittwoch (18.04.). Zahlreiche Flugverbindungen entfallen. Die Direktion der beiden Fluggesellschaften teilte am Dienstag (17.04.) mit, dass es bei den nationalen und regionalen Flügen zu Behinderungen komme. Für die Information der Fluggäste wurde eine Telefonlinie eingerichtet.
Sämtliche Flüge von und nach Nizza, Marseille, Toulouse, Bordeaux und Montpellier zwischen 9.30 und 20.00 Uhr würden ausfallen, hiess es in einer Mitteilung. Die Regionalflüge seien zu 80 Prozent garantiert. Nicht betroffen seien Flüge nach Übersee.
Zum Streik haben die Gewerkschaften der beiden Fluggesellschaften aufgerufen. Sie protestieren gegen den von der Unternehmensspitze angekündigten Rettungsplan. Dieser sieht unter anderem den Abbau von einem Viertel der 5’500 Arbeitsplätze vor.
Swissair «beste Airline Europas»
Die Swissair hat die World-Travel-Awards- Auszeichnung als «Europe’s Leading Airline» und als «World’s Leading Economy Class» erhalten.
Wie die Swissair am Dienstag (17.04.) mitteilte, haben sich über 25’000 Reisebüros und Agenturen an der Wahl der Preisträger beteiligt. Die World-Travel-Awards, die in diesem Jahr in der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur vergeben wurden, zeichneten Topleistungen in der Reise- und Tourismusbranche aus.
Die Swissair habe den Titel der besten Airline Europas bereits zum fünften Mal in Serie gewonnen, gab die Airline weiter bekannt.
swissinfo und Agenturen
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