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Für Svindal ist der Spass der Antrieb

(Keystone-SDA) Aksel Lund Svindal kehrt nach einer Verletzung erneut in grossem Stil zurück. Der Spass ist es, der ihn nach wie vor antreibt und keine Rücktrittsgedanken aufkommen lässt.

Svindal ist zurück in Wengen, wo er vor zwei Jahren die Abfahrt gewonnen hatte, wo für ihn aber im letzten Winter die Wettkampfsaison vorzeitig zu Ende gegangen war – zum zweiten Mal in Folge, nachdem er zwölf Monate zuvor in der Abfahrt in Kitzbühel einen Kreuzbandriss erlitten hatte.

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Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda nennt der Norweger Gründe für seine erneut erfolgreiche Rückkehr. Dazu redet der Gewinner der Abfahrten in Beaver Creek und Val Gardena unter anderem über den Grat zwischen Respekt und Angst und erklärt er seinen Einstieg als Miteigentümer einer Bekleidungsfirma.

Aksel Lund Svindal, die Geschichte wiederholte sich einmal mehr. Sie kamen zu Beginn des Winters erneut nach einer Verletzungspause zurück – und gewannen auf Anhieb wieder Rennen. Sind Sie selber überrascht, dass Sie schon wieder so stark sind?

«Schon ein bisschen. Im Super-G ist es zwar noch nicht wie gewünscht gelaufen, dafür aber in der Abfahrt umso besser. Das hängt wohl damit zusammen, dass ich nach den Verletzungspausen etwas Zeit brauche, um in den Rhythmus zu kommen. Das kriege ich in den Abfahrten dank den Trainings hin. Auf der einen Seite bin ich überrascht, wie gut es schon wieder geht. Anderseits habe ich vor den ersten Speedrennen in Lake Louise während zwei Wochen in Copper Mountain sehr gut trainieren können. Da hatte ich schon gedacht, dass es wieder gut gehen könnte. Aber in Lake Louise und in Beaver Creek hatte ich wieder starke Knieschmerzen und musste entsprechend dosieren. Das gab schon zu denken, denn ich bin einer, der lieber zu viel als zu wenig trainieren will.»

Sie haben sich bei Stürzen schon oft schwer verletzt. Wird da der Grat zwischen Respekt und Angst schmaler?

«Der Grat ist eher breiter geworden. Ich habe weniger Angst als in jungen Jahren. Ich habe selten Angst, wenn ich eine Piste kenne – auch wenn es gefährlich ist. Respekt ist da, wenn ich weiss, wie gross das Risiko ist. Und wenn ich doch einmal Angst habe, kann ich meine Routine ausspielen und eine Lösung finden. Wenn du dich entscheidest, etwas zu riskieren, dann musst du auch akzeptieren, dass es mit einem Sturz enden kann. Ich denke, dass ich auch das Risiko besser abschätzen kann als früher.»

Seit dem Stephanstag sind Sie 35 Jahre alt. Was treibt Sie an, dieses Risiko weiter auf sich zu nehmen?

«Vor allem der Spass an der Sache. Ich finde es nicht nur wie jetzt im Januar mit den Abfahrts-Klassikern cool. Ich habe auch Spass im Sommer, wenn ich mich mit meinen Teamkollegen auf die Saison vorbereite. Zusammen mit anderen Leuten das Ziel zu haben, besser als alle anderen zu sein, und auf dieses Ziel hinzuarbeiten, das hat was. Dieses Gefühl will ich haben, so lange es geht.»

Der Spass basiert auch auf der Harmonie innerhalb Eurer Mannschaft.

«Die Harmonie ist eine unserer Stärken im Team. Wir sind alles gute Freunde. Das ist mit ein Grund, dass es so Spass macht und es für mich schwierig ist aufzuhören. Irgend etwas würde mir fehlen.»

Dann haben Sie für Ihre Karriere auch keinen Zeithorizont.

«Ich grenze da nichts ein. Wegen der Knieverletzung bin ich momentan am Limit. Doch Beat (Feuz) hat mir gesagt, dass es nach einer solchen Verletzung bis zur kompletten Heilung drei Jahre dauert. Und er hat ja weiss Gott genug Erfahrung (lacht). Für mich ist das jetzt das zweite Jahr. Danach sollte es schon etwas besser werden. Geht es aber so weiter, ist es eine Frage der Zeit, bis ich aufhöre.»

Im Hotel sieht man Sie nicht selten hinkend durch die Lobby laufen. Das mehr als einmal operierte rechte Knie schmerzt. In den Trainings halten Sie sich zurück. Doch in den Rennen blenden Sie die Probleme aus. Für Aussenstehende ist das nicht leicht nachzuvollziehen.

«Zum einen ist es die jahrelange Erfahrung. Zum andern macht es vom Kopf her einen Unterschied zwischen Training und Rennen. Im Training will ich mich verbessern, schaue ich, dass ich gut auf dem Ski stehe und kompakt bleibe. Im Rennen läuft das Denken anders ab. Da schaut man primär nach vorne. Das, was im Moment geschieht, ist schon vorbei. Dann spürt man auch die Schmerzen nicht. Es ist eine Mischung aus der Konzentration darauf, immer schnell zu sein, und Adrenalin. Im Moment schaffe ich dieses Denken im Training nicht.»

Das heisst, im Rennen spüren Sie das operierte rechte Knie nicht?

«Nur bei der Landung nach einem weiten Sprung oder wenn ich einen Schlag aufs Knie erhalte. Das Kurvenfahren geht ohne Probleme.»

Sie können nur noch beschränkt trainieren. Wie würden Sie Ihren Trainingsumfang im Vergleich zu den Teamkollegen quantifizieren?

«Wenn die anderen zum Beispiel in einem Super-G-Training sieben Läufe fahren, fahre ich fünf Läufe. Wenn meine Kollegen Slalom und Riesenslalom trainieren, kann ich nicht mitmachen. Ich trainiere auch weniger Tage am Stück.»

Haben Sie keine Angst vor bleibenden Schäden?

«Ich muss taktieren. Ich werde später sicher keinen Marathon laufen können. Ein normales Leben zu führen, sollte aber kein Problem sein.»

Sie sitzen hier im Hotel in Wengen in der offiziellen Kleidung des norwegischen Teams. Sie könnten auch Kleidung Ihrer eigenen Firma tragen. Wie sind das Label «Greater than A» und Ihre Beteiligung daran entstanden?

«Ein Freund von mir, der lange in der Bekleidungsindustrie tätig war, fragte mich an, gemeinsam etwas aufzuziehen. Am Anfang war ich nicht überzeugt. Dann aber haben wir eine Gruppe gebildet mit Fachleuten. Da sind dann einige sehr gute Ideen kreiert worden.»

Bei «Greater Than A» steht die Nachhaltigkeit im Zentrum.

«Die Ölindustrie ist das schlimmste Business für die Umwelt, die Textilindustrie vielleicht das zweitschlimmste, wenn es um Nachhaltigkeit und Verschwendung geht. Du kannst ein T-Shirt billig kaufen, nutzt es vielleicht zwei-, dreimal und wirfst es dann weg. Das kann so nicht weitergehen. Ich und meine Partner haben eine Möglichkeit gesehen, etwas aufzubauen, bei dem es nicht nur ums Verkaufen von Kleidern geht, sondern auch darum, einen kleinen Beitrag im Sinne der Umwelt zu leisten.»

Ab wann gibts die Produkte von «Greater than A» zu kaufen?

«Der Verkaufsstart erfolgt Ende Januar in Oslo. Vorerst beschränken wir uns auf Norwegen, dann sollen auch die Länder in Mitteleuropa dazukommen.»

Welche Art Kleidung wird es sein?

«Vorwiegend Freizeitkleidung.»

Was wollen Sie mit dem Namen des Labels zum Ausdruck bringen? Das «A» steht wohl für Aksel.

«Kann sein, muss aber nicht (lacht). Ich wollte nicht meinen Namen in den Vordergrund stellen. Für mich und meine Partner geht es vielmehr um eine Philosophie, die mehr beinhaltet als nur Kleider zu verkaufen. Die Marke ist mehr als nur Aksel Lund Svindal.»

Sie sind auch an der Börse aktiv und investieren in sogenannte Start-ups, in Firmen-Neugründungen.

«Ich finde es toll, mit anderen Leuten zusammenzuarbeiten, junge Leute zu unterstützen. Ich habe viele Menschen getroffen, die in einem ganz anderen Bereich tätig und auch erfolgreich sind. Das hat mir vor allem gut getan in der Zeit, in der ich verletzt war.»

Eine andere Art der Nachhaltigkeit ist Ihre Partnerschaft mit Red Bull. Die Zusammenarbeit dauert schon neun Jahre. Gut möglich aber, dass sie bald zu Ende sein wird, nachdem der norwegische Skiverband im letzten Frühling den Vertrag mit Hauptsponsor Telenor (Telefongesellschaft) um sechs Jahre verlängert hat. Der Vertrag, der angeblich mit 100 Million en Dollar dotiert sein soll, beinhaltet natürlich auch einen Passus über die Werbung auf der Kleidung der Athleten, unter anderem den Schriftzug auf Helm und Mütze. Telenor könnte die betreffenden Stellen nach diesem Winter für sich beanspruchen. So hätte es also auch Folgen für Sie.

«Ich will während des Winters nicht Polemik machen und mich gegen den Verband stellen. Es kann aber durchaus sein, dass der neue Vertrag für mich Änderungen bringen wird. Ich werde mich damit nach der Saison beschäftigen.»

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