
Gericht Dietikon verurteilt alle drei «Bella Vita»-Beschuldigten

Das Bezirksgericht Dietikon hat am Freitag alle Beschuldigten im "Bella Vita"-Brandstifterfall schuldig gesprochen. Den 34-jährigen Hauptbeschuldigten, der sein eigenes Restaurant anzünden liess, verurteilte das Gericht zu einer Freiheitsstrafe von 6 Jahren und 9 Monaten.
(Keystone-SDA) Der Italiener wurde wegen Anstiftung zu qualifizierter Brandstiftung und wegen versuchten Betrugs verurteilt. Zusätzlich zur Freiheitsstrafe erhielt er einen Landesverweis von 10 Jahren.
Für das Gericht war es kein Zufall, dass der 34-Jährige einige Monate vor dem Brand die Versicherung für Feuer und bei Betriebsunterbruch deutlich erhöhen liess. Dann habe er das Restaurant anzünden lassen, um die Versicherungssumme zu kassieren.
«Ein kaputter Tisch reicht ja nicht»
Dass der 34-Jährige nur «einen kleinen Schaden am Mobiliar anrichten» wollte, wie er in der Befragung beteuerte, glaubte das Gericht nicht. «Er wollte einen grösseren Brand, denn ein kaputter Tisch reicht für einen Betriebsunterbruch ja nicht», sagte die Richterin. Zudem könne man nicht ernsthaft glauben, dass man den Brand von vier Kanistern Treibstoff im Griff habe.
Mit seinem Urteil folgte das Gericht nur teilweise der Staatsanwaltschaft. Diese hatte eine Freiheitsstrafe von 15 Jahren sowie einen Landesverweis von ebenfalls 15 Jahren gefordert.
Das Gericht entschied zudem, den Italiener aus der Sicherheitshaft zu entlassen. Weil das Urteil noch nicht rechtskräftig ist, kommt der Mann somit per sofort auf freien Fuss. Es bestehe keine Fluchtgefahr mehr, so die Richterin.
Direkt in Ausschaffungshaft
Weniger Glück hatte sein 32-jähriger Komplize, der die Brandstiftung im September 2022 organisierte und den eigentlichen Brandstifter beauftragte. Das Gericht verurteilte den mehrfach vorbestraften Italiener zu einer Freiheitsstrafe von 7 Jahren und 10 Monaten, dazu kommt ein Landesverweis von 13 Jahren.
Auch er wird per sofort aus der Sicherheitshaft entlassen. Statt auf freien Fuss kommt er jedoch direkt ins Ausschaffungsgefängnis am Flughafen. Der «Organisator» wird nach Italien gebracht, wo er zuerst noch eine andere Freiheitsstrafe absitzen muss.
Der Dritte im Bunde, der den Treibstoff für das Feuer besorgte, erhielt eine bedingte Freiheitsstrafe von 9 Monaten. Zudem muss der 41-jährige Italiener für 5 Jahre das Land verlassen. Seine Rolle bezeichnete das Gericht als «absolut untergeordnet».
Schaden über eine Million Franken
Das Restaurant «Bella Vita» beim Bahnhof Dietikon ging am 6. September 2022 morgens um 2 Uhr mit einem Knall in Flammen auf: Der Brandstifter hatte vier Kanister Treibstoff in der Nähe des Gasherds angezündet. Acht Menschen, die oberhalb des Restaurants ihre Wohnungen hatten, schreckten wegen der Detonationen aus dem Schlaf hoch und mussten sich ins Freie retten.
Der Schaden am Gebäude wurde auf über eine Million Franken beziffert. Bis heute ist im Haus kein neuer Restaurantbetrieb eröffnet worden. Der eigentliche Brandstifter, ebenfalls Italiener, konnte bislang nicht verhaftet werden. Er tauchte unter.