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Zinedine Zidane oder wenn Fussballhelden rot sehen. footballheroes.org

Der schweizerisch-österreichische Illustrator Jerzovskaja hat mit dem Buch "Fussballhelden sehen rot" ein Werk mit zahlreichen Portraits und Karikaturen herausgegeben. Das Buch ist den Fussballern Europas von einst und heute gewidmet.

Soviel Rot in einem Buch gab es nicht mal im Roten Büchlein mit den Worten des Vorsitzenden Mao, das seit 1966 von der chinesischen Regierung herausgegeben wird.

Bei «Fussballhelden sehen rot» ist es der Vorsitzende Zidane, der die Leitfigur abgibt. Er sitzt – mit Grimm im Gesicht – auf dem roten Buchdeckel.

«Rot ist unsere Grundfarbe, weil es eine Signalfarbe ist», sagt Herausgeber und Illustrator Jerzovskaja gegenüber swissinfo. Und Zidane sei die Leitfigur des Buches, weil er diese Farbe Rot gewissermassen verkörpere.

«Im WM-Final 2006 gegen Italien sah er rot und dann sah er gleich nochmals rot», sagt Jerzovskaja. Eine Legende sei Zidane so geworden. Deshalb gebe es einleitend 22 Zidane-Illustrationen.

Die Teams der Vergangenheit

Weiter geht es im roten Fussballbuch mit dem historischen Teil. Angefangen mit den wirklich gleich aussehenden Portraits des Teams der Sowjetunion von 1960.

Verblüffend, wie Illustrator Beach die Gleichmacherei im Sowjetstaat hingekriegt hat. Nicht mal der legendäre Torhüter Lev Yashin darf etwas individueller aus dem Pullover gucken. Wie Gagarin, der Kosmonaut, sieht er aus.

Später werden die Gesichtszüge der Spieler in den jeweiligen Teams lockerer, und 1988 grinst uns ein Ruud Gullit im holländischen Team fast unverschämt entgegen.

Lustig auch, wie die Haare der Portraitierten immer länger und dann wieder kürzer werden. So von Günther Netzer zu Eric Cantona, der selbstverständlich im Kung Fu-Stil abgebildet ist. Immerhin ging er so mal auf einen Zuschauer los.

Diese zwei und andere Grössen finden wir im Abschnitt Legenden, in der auch ein einziger Schweizer, Stéphane Chapuisat, Aufnahme gefunden hat.

An den Kunden gedacht

Das abschliessende Drittel im Fussball-Kunstband gehört den aktuellen Teams, welche im Juni an der Euro 2008 teilnehmen. Ergänzt mit den besten Teams, die es gerade nicht geschafft haben. Allen voran England.

In dieser Abteilung muss leider festgestellt werden, dass das Schweizer Team in Sennekutteli gezeichnet ist. Wenig originell, Herr Jerzovskaja.

«Wir Illustratoren denken immer zuerst an den Kunden, der uns anstellt», begründet Jerzovskaja – er hat das Schweizer Team gezeichnet – die Alpöhi-Gewänder der Schweizer.

In seiner zwanzigjährigen Illustratoren-Erfahrung sei er nicht darum herumgekommen, auch kommerziell zu denken. «Das unterscheidet uns Illustratoren, die im Auftrag arbeiten, möglicherweise von andern Künstlern, und die Sennen haben allen, die ich kontaktierte, halt am besten gefallen.»

Disziplin herrscht

So hat Mitzeichner und Herausgeber Jerzovskaja den insgesamt 38 Illustratorinnen und Illustratoren genaue Vorgaben mit auf den Weg gegeben. Sie müssten die Zeichnungen so gestalten, dass sie auf rotem Grund bestehen könnten. «Und ich wollte, dass die Uniformität der Teams gezeigt wird.»

Denn den oft zitierten Ballkünstler gebe es für ihn nicht. Das sei alles eine Frage von Disziplin, Ziel verfolgen und Training, eisernem Training.

Das ist dem Buch mit den zahlreichen Spielerportraits anzumerken. Irgendwie herrscht Disziplin von der ersten bis zur letzten Seite.

Wohl deshalb ist «Fussballhelden sehen rot» ein Erfolg. Das Buch komme an, sagt Jerzovskaja. Es richte sich an die «Schnittmenge von Fussballfans und Kunstinteressierten».

Er habe herausgefunden, dass mehr als die Hälfte der Bücher von Frauen gekauft würden. «Die schenken sie dann ihren Männern.»

swissinfo, Urs Maurer

«Football Heroes see red» – «Fussballhelden sehen rot». Das komplette Sammelbilder-Album zur Fussball Europameisterschaft 2008

Herausgeber und Illustrator: Jerzovskaja. Mit Illustrationen von 37 weiteren Künstlern. Erschienen im Herzglut-Verlag.

Das Buch zeigt auf 280 Seiten Portraits und Karikaturen von rund 750 Nationalspielern seit 1960.

Jahrgang 1971, lebt in Zürich. Arbeitet als selbstständiger Illustrator, Grafiker und Animationszeichner im eigenen Atelier.

Ausgebildeter Werk- und Zeichenlehrer. Teilzeit-Lehrtätigkeit an der Gestalterischen Berufsmaturitätsschule Zürich.

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