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«Wir Schweizer sind sehr anpassungsfähig»

Bärtiger Mann mit Jacke und Halstuch in einem Wald
David Schaffner in einem mitteldeutschen Wald. zVg

Wegen einer Frau zog David Schaffner vor gut zwei Jahren nach Mitteldeutschland. Heute ist der 25-jährige Auslandschweizer glücklich mit ihr verheiratet und geniesst das ruhige Leben in einer Kleinstadt. Zu seiner Heimat pflegt er weiterhin enge Kontakte.

swissinfo.ch: Wann und warum haben Sie die Schweiz verlassen?

David Schaffner: Wegen der Liebe. Ich habe die Schweiz 2016 für meine damalige Freundin, mittlerweile Frau, verlassen.

Die in diesem Artikel geäusserten Ansichten, unter anderem zum Gastland, sind ausschliesslich jene der porträtierten Person und müssen sich nicht mit der Position von swissinfo.ch decken.

swissinfo.ch: War es eine Reise ohne Rückkehr, oder haben Sie vor, einmal wieder in die Schweiz zurückzukehren?

D.S.: Eine Rückkehr war und ist bis jetzt nicht geplant, schliesse ich aber auch nicht aus.

swissinfo.ch: Welcher Arbeit gehen Sie nach? Wie läuft es?

D.S.: Ich arbeite in der Lebensmittelindustrie im Vertrieb. Wir sind auf «private label packaging» von Bio-Tee und Bio-Gewürzen spezialisiert und betreuen Gross- und Kleinkunden in Mitteleuropa.

Die Bio-Branche befindet sich im Wachstum und stets im Wandel. Es ist eine sehr interessante und abwechslungsreiche Tätigkeit. Zu dieser Arbeit bin ich auf dem klassischen Weg über eine Stellenausschreibung gelangt.

Nebenberuflich studiere ich noch Betriebswirtschaftslehre (BWL). Mein Terminplan ist dadurch ziemlich voll, aber es ist gut, eine Herausforderung zu haben.

Frau und Mann mit Bart, beide lächelnd
David Schaffner mit seiner deutschen Frau. zVg

swissinfo.ch: Wo leben Sie gegenwärtig, wie ist das Leben, die Küche dort?

D.S.: Ich wohne in einer Kleinstadt in NordhessenExterner Link, nahe der Grenze zu Niedersachsen und Thüringen. Das Leben hier ist sehr ruhig, genau wie ich es mag.

Die deutsche Küche unterscheidet sich nicht so stark von der Schweizer Küche. Wir gehen selten auswärts essen, da meine Frau und ich sehr gerne kochen und auf gesunde und regionale Produkte achten.

swissinfo.ch: Was ist in Deutschland attraktiver als in der Schweiz?

D.S.: Deutschland ist vielfältiger, was Kunst und Kultur betrifft. Die Bildungsmöglichkeiten sind auf einem sehr hohen Niveau und kosten im Vergleich zur Schweiz sehr wenig. Dazu kommen noch einige EU-Vorteile wie z.B. keine Roaming- und Wechselkursgebühren im EU-Ausland.

Zwei grosse Unterschiede, die mir gerade in den Sinn kommen, sind die offene und direkte Art der Deutschen und dass man auf der Autobahn so schnell fahren darf, wie man will 😊.

Mann auf Tretboot
Auf Tretbootfahrt auf dem Edersee. cortesia

swissinfo.ch: Wie denken Sie aus der Ferne über die Schweiz?

D.S.: Die Schweiz ist aus der Ferne sehr klein geworden, und doch ist sie in meinem Leben omnipräsent. Ich verfolge die Nachrichten, Sportresultate, telefoniere mit Freunden und Familie und bin hier in Deutschland Mitglied in einem Schweizer Club.

swissinfo.ch: Fühlen Sie sich manchmal fremd oder sind Sie gut integriert?

D.S.: Anfangs war es nicht einfach, da man auch erst einmal ein neues Umfeld aufbauen muss. Zudem lässt man ja bei einem Umzug ins Ausland auch seine Familie und seine Freunde zurück. Das war und ist manchmal heute noch in gewissen Momenten nicht leicht.

Aber mittlerweile fühle ich mich sehr gut integriert. Durch die Arbeit, die Uni und Vereinsaktivitäten ging es dann doch relativ schnell mit Kontakte knüpfen.

Der offene und herzliche Kontakt zu der Familie meiner Frau hat auch viel zum gelungenen Integrationsprozess beigetragen.

Mann mit Jacke, Halstuch und Bart in einem Wald
David Schaffner auf einem Winterspaziergang in Mitteldeutschland. zVg

swissinfo.ch: Welche kulturellen Unterschiede bereiten Ihnen am meisten Mühe?

D.S.: Ich komme mit den Menschen und der Kultur hier sehr gut zurecht. Das liegt vielleicht auch daran, dass ich meine Frau mittlerweile mehr als acht Jahre lang kenne und natürlich auch schon vor 2016 regelmässig in Deutschland war. Zudem sind wir Schweizer bekanntlich ja sehr anpassungsfähig.

swissinfo.ch: Was freut Sie in Ihrem Alltag in der Fremde am meisten?

D.S.: In der Schweiz habe ich noch bei den Eltern gewohnt. Da mein Arbeitsweg nach der Rekrutenschule nur etwa sieben Kilometer lang war, hätte sich damals eine eigene Wohnung nicht gelohnt.

Daher geniesse ich es, hier eine eigene Wohnung zu haben und einen eigenen Haushalt zu führen. Die Arbeit macht Spass, und ich freue mich jeweils auf die wöchentliche Chorprobe.

Mann in Schwimmweste am Ufer eines Flusses, dahinter ein Paddelboot
Bei einem Paddelboot-Ausflug auf der Werra. zVg

swissinfo.ch: Nehmen Sie an Schweizer Wahlen und Abstimmungen teil?

D.S.: Ja, ich nehme jeweils per E-Voting an den Wahlen und Abstimmungen teil. Wir als Schweizer haben das Privileg, das politische Geschehen in der Schweiz mitbestimmen zu dürfen. Daher finde ich es wichtig, dass man diese Chance wahrnimmt.

Als Auslandschweizer betreffen mich natürlich manche Abstimmungen nur noch indirekt. In solchen Fällen berate ich mich vorher mit von der Abstimmung direkt betroffenen Menschen.

swissinfo.ch: Was vermissen Sie von der Schweiz am meisten?

D.S.: Rivella, Bündnerfleisch und Osterflädli (Osterküchlein).

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