Zollstreit Schweiz-USA: Neuer Satz von 15% angekündigt
15% statt 39% Zölle: Die Schweiz einigt sich im Zollstreit mit den USA auf einen tieferen Satz. Das verkündigte der Handelsbeauftragte der USA, Jamieson Greer, am Freitagnachmittag Schweizer Zeit. Die Details würden später bekanntgegeben.
«Die Schweiz und die USA haben erfolgreich eine Lösung erreicht: Die US-Zölle werden auf 15 Prozent gesenkt», schrieb der Bundesrat am Freitagnachmittag auf der Online-Plattform X.
Und weiter: «Danke Präsident Trump für das konstruktive Engagement.» Das Treffen von Wirtschaftsminister Guy Parmelin mit US-Handelsminister Greer sei «produktiv» gewesen, hiess es. Greer bestätigte den Deal gegenüber dem US-Sender CNBC.
Nachdem US-Präsident Donald Trump Anfang November eine Schweizer Wirtschaftsdelegation im Weissen Haus empfangen hatte, waren Hoffnungen auf eine baldige Einigung in der Zollfrage aufgekeimt.
Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte kurz darauf berichtet, die Schweiz stehe im Zollstreit mit den USA kurz vor einem Abschluss.
Vor allem die Uhren-, Medizinal- und Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie dürften von tieferen Zöllen profitieren, wie die Grossbank UBS auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP festhielt.
Mit der Zollsenkung entfalle für die betroffenen Branchen auch der Wettbewerbsnachteil insbesondere gegenüber der EU-Konkurrenz, hiess es von der Luzerner Kantonalbank.
Für EU-Güter gilt bereits seit einigen Monaten ein tieferer US-Zoll von 15%. Mit der Angleichung der Zölle dürfte zudem der Druck auf Schweizer Exporteure, ihre Produktion in die EU oder in die USA zu verlagern, abnehmen.
Details werde das Weisse Haus im Verlauf des Tags bekanntgeben. «Wir freuen uns sehr über den Deal», sagte Greer und verwies auf dessen Bedeutung für die US-amerikanische Industrie.
Es gehe um «eine Menge» Pharmaprodukte, Gold und Zug-Equipment, welche die Schweiz den USA senden werde.
Die Mitteilung des BundesratsExterner Link.
Seit Jahresbeginn hängen die von US-Präsident Donald Trump angedrohten Zölle als Damoklesschwert über der Schweizer Wirtschaft. Ein Überblick über die bisherigen Entwicklungen.
20. Januar 2025: Trump wird in Washington als 47. Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt. Für seine Zollpläne sehen sich die Schweizer Unternehmen dank ihrer Präsenz vor Ort gut gewappnet. Wer in den USA selber produziert, wähnt sich auf der sicheren Seite. Laut Rahul Sahgal, Direktor der Handelskammer Schweiz-USA, sind insgesamt mehr als 500 Schweizer Unternehmen in den USA aktiv. Viele von ihnen haben mehrere Tochtergesellschaften in verschiedenen Bundesstaaten, insgesamt mehr als 4000. Von den börsennotierten Schweizer Unternehmen sind deren rund 100 in den USA präsent.
2. April 2025: Der US-Präsident kündigt in einer Rede im Rosengarten des Weissen Hauses Zölle in der Höhe von 31 Prozent auf Exporte aus der Schweiz an. Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter reagiert auf der Plattform X umgehend: Der Bundesrat nehme die Zoll-Entscheide der USA «zur Kenntnis», schreibt sie. Der Bundesrat werde rasch das weitere Vorgehen festlegen. Im Vordergrund stünden die langfristigen wirtschaftlichen Interessen des Landes.
9. April 2025: Die von Trump angekündigten Zölle auf Einfuhren aus der Schweiz und aus weiteren Ländern sind in Kraft getreten. Damit werden Schweizer Exporte in die USA neu mit einem Zollsatz von 31 Prozent belastet. Betroffen sind insbesondere die Uhrenhersteller, die Maschinenindustrie und die Medtech-Branche. Pharmaprodukte und Goldexporte aus der Schweiz sind vorerst ausgenommen.
Nach grossen Turbulenzen an internationalen Börsen lenkte Trump ein. Er setzt bestimmte gerade in Kraft getretene Zölle für 90 Tage aus. Während der 90-tägigen Pause soll es Verhandlungen mit den betroffenen Staaten geben. Es gilt ein universeller Zollsatz von 10 Prozent.
29. Mai 2025: Ein Bundesgericht in den USA hat fast alle von Trump erlassenen Zölle für rechtswidrig erklärt. Der Entscheid betrifft auch gegen die Schweiz erlassene Zölle. Die US-Regierung legte umgehend Berufung gegen den Gerichtsentscheid ein.
6. Juni 2025: Das US-Finanzministerium hat die Schweiz zusammen mit acht weiteren Ländern auf eine Überwachungsliste gesetzt. Die Schweiz und die acht weiteren Länder würden einen grossen Handelsüberschuss vorweisen. Die US-Regierung unter Trump akzeptiere keine unausgewogene Handelsbeziehung.
1. August 2025: Das Weisse Haus hat die Schweiz auf einer Liste zu den US-Zöllen mit 39 Prozent erwähnt. Trump begründete die Erhebung von Zöllen mit einem Handelsdefizit, wie er in einer entsprechenden Verordnung schrieb. Damit liegt der auf der Liste aufgeführte Zollsatz für die Schweiz sogar noch höher als im April von Trump angekündigt. Damals war von 31 Prozent die Rede. Der Bundesrat hat laut dem Finanzdepartement die von den USA genannten Zusatzzölle «mit grossem Bedauern» zur Kenntnis genommen.
5. August 2025: Trump hat in einem Telefoninterview mit dem US-TV-Sender CNBC über ein vergangenes Telefonat mit Keller-Sutter gesprochen. «Ich habe kürzlich etwas mit der Schweiz gemacht. Ich sprach mit der Premierministerin», womit Keller-Sutter gemeint war. «Die Frau war nett, aber sie wollte nicht zuhören», sagte Trump über die Bundespräsidentin.
«Ich habe sehr wohl zugehört», erwiderte Keller-Sutter auf die Kritik des US-Präsidenten. Sie habe nur nicht akzeptiert, dass die Schweiz für ein Handelsdefizit von 40 Milliarden verantwortlich gemacht werde.
7. August 2025: Die von den USA angekündigten Zölle von 39 Prozent auf Schweizer Exporte sind formell in Kraft getreten. Ein Ergebnis der kurzfristigen Gespräche zwischen der Schweizer Delegation und US-Vertretern lag bis dahin nicht vor.
26. September 2025: Trump hat auf eine Vielzahl von Importprodukten ab Oktober neue Zölle verhängt. Für die Schweiz von besonderem Interesse ist der angekündigte Aufschlag von 100 Prozent auf Medikamente.
5. November 2025: Vertretungen von Schweizer Privatunternehmen haben sich auf eigene Faust mit Trump getroffen, um Zollfragen zu bereden. Die Beteiligten wollten den US-Präsidenten demnach auf die Folgen der hohen Zusatzzölle aufmerksam machen. Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) sei an der Vorbereitung des Treffens beteiligt gewesen, hiess es beim Eidgenössischen Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF).
10. November 2025: Der «Deal» zwischen der Schweiz und den USA rückt näher. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg vermeldete, zeichnet sich in den Verhandlungen der beiden Länder eine Lösung ab. Trump bestätigte die Verhandlungen mit der Schweiz gegenüber Medien im Weissen Haus.
12. November 2025: Wirtschaftsminister Guy Parmelin reist zusammen mit Helene Budliger Artieda, der Staatssekretärin für Wirtschaft, kurzfristig für Gespräche mit dem US-Handelsministerium in die USA.
13. November 2025: In Washington trifft Parmelin den US-Handelsbeauftragten Jamieson Greer. Offensichtlich gelingt an der Sitzung der Durchbruch. «Wir hatten ein sehr gutes Gespräch und konnten fast alle Punkte klären», sagt Parmelin unmittelbar nach dem Gespräch.
14. November 2025: Nur wenige Stunden nach der Rückkehr von Guy Parmelin aus Washington verkünden die Schweiz und die USA eine Einigung im Zollstreit. Die US-Zölle auf Schweizer Exporte werden von 39 auf 15 Prozent gesenkt.
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