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Botta-Turm auf den Jura-Höhen

Der 29,97 Meter hohe Turm im Jura wurde von Lehrlingen errichtet, ihre Namen in die Turmspitze eingeritzt. Henri Simon

Ein bildungspolitisches Zeichen mit Aussicht von den Vogesen bis zu den Alpen: Das ist der von Mario Botta mitgestaltete Aussichts-Turm auf dem Moron im Jura.

Am Bau beteiligt waren rund 700 Maurer-Lehrlinge, die meisten aus der Westschweiz.

“Wenn die jungen Leute gut betreut werden, können wir von ihnen lernen. Wir haben die Mittel zur Verfügung gestellt, ihre Arbeit jedoch ist ein Geschenk an die ganze Gesellschaft”, sagte der weltweit renommierte Architekt Mario Botta gegenüber swissinfo.

Botta hat an den Plänen und auch beim Bau des Aussichtsturms mitgearbeitet, ohne Honorar. “Ich war auch einmal Lehrling und fühlte mich diesen jungen Leuten sehr verbunden.”

Der 30 Meter hohe Turm auf dem 1330 Meter über Meer gelegenen Höhenzug zwischen Tavannes und Moutier wurde am Freitag – vier Jahre nach Baubeginn – im Beisein von Bundespräsident Joseph Deiss eingeweiht.

Steinbearbeitung – ein verschwindendes Handwerk

Am Anfang des Bauwerks steht ein vom Parlament 1996 genehmigter Kredit von 65 Mio. Franken zur Förderung der Berufslehre. “Zu dieser Zeit fehlten Tausende von Ausbildungsplätzen für den Maurerberuf”, führt Theo Geiser, der Leiter der “Maurerhalle” von Moutier und Initiant des Turms aus.

“Die Bauwirtschaft braucht nicht nur Architekten, sondern auch Berufsleute, die schwindende Fertigkeiten – etwa die Steinbearbeitung – beherrschen und bewahren. Dafür wollten wir mit dem Turm ein Zeichen setzen.”

Rund 700 Lehrlinge im zweiten Lehrjahr haben am Bau mitgearbeitet. Sie stammten – wie auch die beteiligten Lehrmeister – zum grössten Teil aus der Westschweiz.

“Die Arbeit hat Romands, Deutschschweizer und jugendliche Ausländer zusammen gebracht. Natürlich hat sich ein Teil dieser 16- bis 18-Jährigen anfänglich nach Hause gesehnt. Aber wenn man gezwungen ist, die ganze Woche an einem abgelegenen Ort zu verbringen, dann schweisst das zusammen”, erzählt einer der Begleiter der Lehrlinge, Marcel Bulliard.

Namen der Lehrlinge eingraviert

“Unsere Freunde aus Moutier haben es hervorragend verstanden, den regionalen Rahmen zu erweitern und die gesamte Romandie sowie einige Deutschschweizer in das Projekt einzubeziehen”, lobt auch der beim Baumeisterverband Freiburg für die Maurerausbildung verantwortliche Kuno Philipona.

Begeistert äussert sich auch Michael Papaux, einer der beteiligten Lehrlinge: “Ich habe viel gelernt. Mario Botta hat sogar unsere Maurerkellen und unsereTagesrapporte signiert.”

Nicht alle 700 beteiligten Lehrlinge können bei der Einweihung dabei sein, ihre Namen jedoch sind alle in den Stein der Turmspitze eingraviert worden.

360 Grad Rundblick

Der Botta-Turm auf dem Moron ist ein Hohlzylinder aus armiertem Beton, der mit braunen Natursteinen aus dem Burgund verkleidet ist. Darum herum führt eine Treppe über 190 Stufen auf die Aussichtsplattform.

Der 360-Grad Rundumblick reicht bei schönem Wetter von den Vogesen über Schwarzwald und Säntis bis zum Mont-Blanc-Massiv. Die Gemeinde Malleray, auf deren Gebiet der Turm steht, erhofft sich von dem Bauwerk auch Impulse für den regionalen Tourismus.

Pädagogisch wird der Turm ergänzt von Lehrpfaden zu Geologie, Flora und Fauna der Region.

swissinfo

Der Turm auf dem Moron im Jura wird am 9. Juli offiziell eingeweiht.

Es handelt sich dabei um ein Berufsbildungsprojekt.

An den Baukosten von 3 Mio. beteiligten sich neben der Eidgenossenschaft regionale Berufsbildungs-Stellen, Berufsverbände und die Gemeinden der Region.

Mario Botta war am Entwurf und beim Bau beteiligt.

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