
Harry Potter verzaubert Schweizer Fans ein letztes Mal

Eine Minute nach 1 Uhr früh war es soweit: Fans des modernen Zauberlehrlings konnten in der Nacht auf Samstag den siebten Band "Harry Potter and the Deathly Hallows" erwerben, allerdings vorerst nur auf Englisch.
Begleitet wurde der Verkaufsstart des – tatsächlich letzten? – Bandes der weltweiten Erfolgssaga mit Parties und Zaubervorführungen.
Stirbt er oder stirbt er nicht? Die Frage, welche Millionen von Fans rund um den Globus keine Ruhe mehr liess, ist jetzt beantwortet: Harry Potter lebt weiter.
Die ganz Angefressenen unter ihnen haben in der Samstagnacht zahlreiche Buchhandlungen der Schweiz belagert, um sich eine Minute nach Eins den letzten Band der Saga zu sichern. Dies, weil zeitgleich in England eine Minute nach Mitternacht die Buchläden öffneten.
Manche der Potter-Fans, darunter auch ganz Junge, waren als Zauberer, Hexen, Elfen oder Eulen verkleidet. Sie müssen allerdings mit der englischen Originalfassung Vorlieb nehmen, denn die deutsche Übersetzung wird erst Ende Oktober erscheinen.
Wirklich der letzte Band?
Verglichen mit den anderen Bänden der englischsprachigen Ausgabe sei das Interesse an «Harry Potter and the Deathly Hallows» deutlich grösser, sagte Fabienne Kupferschmied von der Buchhandlung Thalia Bern am Samstag.
«Weil es der letzte Band ist, wollen die Leute wissen, ob er stirbt oder überlebt», sagte Fabienne Schaller von der Buchhandlung Bergli in Basel gegenüber swissinfo. Viele Schweizer Käufer wollten nicht bis zum Erscheinen der deutschen Fassung im Oktober warten. Zudem gebe es in Basel eine grosse englischsprachige Gemeinde, sagte Schaller.
Mit dem Ende beginnen
Es sei ein grosser Erfolg, die Verkäufe liefen sehr gut, sagte Catherine Bargier von der Buchhandlung Payot in Genf. Manche Leserinnen und Leser seien so neugierig auf das Ende der Potter-Geschichte, dass sie noch in der Buchhandlung mit Lesen beginnen würden.
Nächtliche Verkäufe gab es im Zürcher Bookshop, der englischsprachigen Filiale von Orell Füssli an der Bahnhofstrasse, im Buchhaus Lüthy in der Sihlcity, bei Thalia in Basel oder bei Stocker in Luzern.
Die Buchhandlung Krebser in Interlaken feierte das Ereignis mit der Vorführung eines Harry-Potter-Films, einem Magier und einem Hogwarts-Büffet, bevor um 1.01 Uhr das erste Buch verkauft wurde. Rund 60 Personen hätten sich eingefunden, vornehmlich Touristen, sagte eine Buchhändlerin im Berner Oberland.
Spuk auf dem Schloss
Das Schloss Lenzburg im Kanton Aargau verwandelte sich für eine Nacht in das Hogwarts der Schweiz. Geboten wurden Zauberei, Spukgeschichten, Minnegesang und eine Nachtwanderung.
Unter den Potterfans gibt es aber nicht nur Nachteulen, sondern auch Frühaufsteher: Als die Buchhandlung Fnac in Lausanne um 7 Uhr ihr Geschäft öffnete, hatte sich bereits eine Schlange von rund 50 Personen gebildet.
swissinfo
In zehn Jahren verkaufte sich die Geschichte um den Zauberlehrling Harry Potter 325 Mio. Mal. Die Zahl wird mit dem letzten Band weiter steigen.
«Harry Potter and the Deathly Hallows» erschien zeitgleich in 97 Ländern. Allein die Auflage in den USA beträgt 12 Millionen Stück.
Die online-Buchhandlung Amazon reservierte 2,2 Mio. Exemplare, das sind knapp 50% mehr als beim 6. Band.
Gemäss Weltpostverein in Bern haben die Postdienste in Grossbritannien und den USA allein am Samstag 2,4 Mio. Exemplare des 7. Bandes verschickt.
Die britische Autorin J.K. Rowling begann die Harry-Potter-Saga 1995 als Sozialhilfe-Bezügerin. Heute ist sie die erste Person, die mit ihren Büchern mehr als eine Milliarde Dollar Umsatz erzielt hat.
Harry wird 1980 als Sohn von Zauberern geboren. Seine Eltern werden vom Schwarzmagier Lord Voldemort umgebracht.
Als Harry ein Jahr alt ist, belegt Voldemort ihn mit einem Fluch. Dieser aber wendet sich gegen Voldemort selber, der zum körperlosen Phantom wird.
Das Waisenkind Harry wächst bei Tante und Onkel auf, die ihm seine Herkunft verschweigen und ihn schlecht behandeln.
Im Alter von 11 Jahren wird Harry mit seinen Freunden Ron Weasley und Hermine Granger von der Zaubererschule Hogwarts aufgenommen.
Jedes Schuljahr in Hogwarts ergibt einen Band, der immer weitere Hinweise auf die Vergangenheit Harrys liefert. Die Geschichte endet – vorläufig? – mit dem Eintritt Harrys ins Erwachsenenalter.

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