Buchpreisbindung – harter Kampf bis zum Letzten

Wer in der deutschen Schweiz ein Buch kauft, bezahlt überall gleich viel. Das soll sich ändern: Die Wettbewerbskommission (WeKo) will die Buchpreisbindung aufheben. Verleger und Händler wehren sich. Jetzt steht der Gang vors Bundesgericht bevor.
«Das ist so ein Buch», sagt Caroline Schluep, Buchhändlerin bei der Berner Buchhandlung zum Zytglogge, und zieht ein Buch aus dem Regal: «Gelächter der Fahräder», von Erwin Messmer, orte Verlag. Umschlag aus handgeschöpftem Papier, 300 signierte Exemplare, 41 Gedichte. «Wir haben es wegen der Solothurner Literaturtage ins Sortiment genommen. Das geht, solange die Preisbindung noch steht», sagt Schluep. Der dicke Band Max Frisch daneben subventioniert den dünnen Gedichtband.
«Schädliche Querfinanzierung»
Diese Querfinanzierung wird durch die sogenannte Buchpreisbindung ermöglicht, einem Fixpreis für deutschsprachige Bücher, der von Verlagen, Zwischenhändlern und Buchläden bestimmt wird. So kostet dasselbe Buch immer gleich viel, egal, ob bei einer nationalen Ladenkette oder im Spartengeschäft gekauft.
Für den Präsidenten der eidgenössischen Wettbewerbs-Kommission (WeKo) sind diese Absprachen ein «knallhartes, vertikales und horizontales Preiskartell und volkswirtschaftlich schädlich», wie er in einem Interview mit der Wirtschaftszeitung Cash darlegte. Zu diesem Schluss war die WeKo im September 1999 nach einer einjährigen Untersuchung gekommen.
Widerstand formiert sich
Dass es die WeKo wagte, an der Buchpreisbindung zu rütteln, stiess auf erbitterten Widerstand. Der Schweizerische Buchhändler und Verleger-Verband (SBVV) legte bei der Rekurskommission (ReKo) der Weko umgehend Beschwerde ein, blitzte damit aber vorletzte Woche ab.
Doch der SBVV gibt sich nicht geschlagen: «Wir ziehen den Fall ans Bundesgericht weiter», sagte Jürg Borer, Rechtsvertreter des SBVV gegenüber swissinfo. Solange noch Rechtsmittel ausgeschöpft werden, wird die Buchpreisbindung nicht aufgehoben.
Auch die Mediengewerkschaft comedia will die fixen Buchpreise nicht kippen. Die Gewerkschaft sammelte im letzten Sommer in kleinen und mittleren Buchläden und bei Mitgliedern innerhalb von zwei Monaten 7’000 Unterschriften für eine entsprechende Petition. Regionalsekretärin Regula Amman begründet den Schulterschluss zwischen Gewerkschaft und Verlegern so: «Das Buch ist Kulturgut. Fällt die Buchpreisbindung, werden Belletristik-Bestseller zwar billiger, Fach- und Spezialbücher allerdings teurer. Ausserdem müssten bis zu einem Viertel aller Buchhandlungen schliessen. Davon wären 600 bis 1’000 Angestellte betroffen.»
Strukturwandel kommt sowieso
Wie immer das Bundesgericht entscheiden wird, die Buchpreisbindung gerät zunehmend auch wirtschaftlich unter Druck: Der Bücherkauf via Internet wird immer beliebter und von Westen her dringt der französische Bücher-Gigant FNAC via Genf in die Deutschschweiz. Trotzdem gibt sich SBVV-Anwalt Borer zuversichtlich: «Sicher wird es in Zukunft eine verstärkte Konzentration geben, aber wir sind überzeugt, dass die heutige Struktur des Bücherverkaufs nicht überholt ist – und wir hoffen, dass die Buchpreisbindung noch über Jahre Bestand hat.»
Philippe Kropf

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