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F1: Sauber mit hohem Ziel

Peter Sauber mit den beiden Fahrern Nick Heidfeld und Felipe Massa. Keystone Archive

2001 sorgte Sauber mit dem 4. Rang im WM-Klassement der Konstrukteure für eine Überraschung. Nun will das Team den Platz an der Sonne unbedingt verteidigen.

Am kommenden Sonntag beginnt in Australien die Formel-1-Saison 2002. Sauber will in diesem Jahr den 4. Platz verteidigen. «Wir wissen, dass wir uns damit ein hohes Ziel gesteckt haben», erklärte Teamchef Peter Sauber (59), der am Dienstag als Nachzügler nach Melbourne flog.

«Im vergangenen Jahr erreichten wir das Optimum, aus unserer Sicht sogar das Maximum. Mehr war nicht möglich, denn Ferrari, McLaren und Williams gehören in eine andere Kategorie. Aber wir betrachten die Herausforderung, unser Glanzresultat zu bestätigen, als Verpflichtung.»

Wieder «junger Erfolg» im 10. Jahr?

Für Sauber wird das 10. Jahr der Mitgliedschaft im exklusiven Formel-1-Zirkel zur Nagelprobe. Nachdem die Fahrer Nick Heidfeld und Kimi Räikkönen 2001 die Erwartungen weit übertroffen und zahlreiche Zweifler Lügen gestraft haben, setzt das Team erneut auf die Karte Jugend.

Der in Meilen am Zürichsee ansässige Heidfeld wird im Mai erst 25; gar noch vier Jahre jünger ist Felipe Massa, sowohl im Auto als auch in der Hinwiler Wohnung der Nachfolger des zu McLaren abgewanderten Räikkönen.

Fragezeichen hinter Massa

Heidfelds Formel-1-Schulsack ist mittlerweile so gut bepackt, dass er schon fast als Routinier gelten darf. Um den Deutschen braucht man sich keine Sorgen mehr zu machen; an ihm wird es kaum liegen, wenn sich Sauber im nächsten Jahr wieder mit höheren Startnummern begnügen muss.

Der Neuling Massa indes hat in den herbstlichen und winterlichen Testfahrten nicht zuletzt mit Drehern und Unfällen von sich reden gemacht. Dass der Brasilianer schnell ist, steht ausser Zweifel; sich über Dutzende von Runden total konzentrieren zu können, scheint ihm jedoch nicht leicht zu fallen.

Die bei den Tests im Januar und Februar erreichten Zeiten waren grossmehrheitlich (auch im Vergleich mit Spitzenteams) so gut, dass der neue Sauber-Petronas getrost als wohlgelungenes Werk der Ingenieure bezeichnet werden kann.

Wagen schnell und zuverlässig

Der C21 erwies sich als schnell und extrem zuverlässig; Heidfeld und Massa legten in den vergangenen Wochen fast 8000 km ohne nennenswertes technisches Problem zurück.

Dem Technischen Direktor Willy Rampf und seinen Leuten gelang es, das Gewicht des Autos noch einmal um ein paar Kilo zu reduzieren. Der Vorteil der Leichtbauweise ist einleuchtend: Weil das Fahrverhalten eines Wagens auch vom Rennstreckentyp abhängig ist, lässt es sich durch das Unterbringen von Zusatzgewichten an geeigneten Stellen bis zum vorgeschriebenen Minimum (600 kg inklusive Fahrer, Wasser und Öl, ohne Benzin) optimieren.

Von Heidfeld und Massa weiss man, dass beide 59 kg schwer sind. Aus dem Gewicht des Autos hingegen pflegen die Teams ein Geheimnis zu machen. Insider gehen davon aus, dass der Sauber C21 höchstens 470 kg wiegt. Wenn dies stimmt, kann er mit rund 70 kg Ballast versehen werden.

Motor als Trumpf

Der «Petronas»-Motor stammt wie bis anhin von Ferrari und befindet sich technisch auf dem Stand September 2001 (GP Italien). Michael Schumacher gewann damit bis dahin acht Rennen und 107 WM- Punkte. Sauber ist mit dem Typ 050, der sich in der vergangenen Saison als überaus standfest erwies, mit Sicherheit gut bedient; er ist kleiner, leichter und stärker als sein Vorgänger und hat einen tiefer liegenden Schwerpunkt.

Im Qualifying stehen jetzt rund 840 PS zur Verfügung (bisher 815), im Rennen ungefähr 25 weniger. Damit liegt Sauber leistungsmässig auch diesbezüglich im vorderen Mittelfeld.

Relativ kleines Budget

In Sachen Budget muss das Sauber mit dem drittletzten Platz vor Arrows und Minardi Vorlieb nehmen. Die wichtigsten Geldgeber sind weiterhin Petronas, Credit Suisse und Red Bull.

Wenn Sauber mit vergleichsweise bescheidenen 110 Mio. Franken – die vom Sponsor Petronas bezahlten Leasingkosten für den Motor nicht eingerechnet – erneut so gut abschneidet wie 2001, dann spricht das für den hohen Standard der Ingenieure und das optimale Ausschöpfen der Ressourcen. Mit Ausnahme von Minardi verfügen alle andern Teams auch über mehr Personal als Sauber; in Hinwil befassen sich nur 240 Personen mit der Formel 1.

Harte Konkurrenz

Ob sich das Schweizer Team im Oktober wieder als «best of the rest» hinter Ferrari, McLaren und Williams wird feiern lassen können, hängt nicht zuletzt von den Gegnern ab.

«Unser schärfster Konkurrent könnte Renault sein», vermutet Nick Heidfeld. «Wir dürfen jedoch auch Jordan und BAR nicht ausser Acht lassen.» Der neue Jaguar ist nicht über alle Zweifel erhaben, Arrows dürfte mit dem Cosworth-Motor etwas stärker geworden sein, Toyota wird noch Lehrgeld bezahlen müssen und Minardi wohl weiterhin das Schlusslicht tragen.

swissinfo und Hans Hug (Si)

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