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Fall Maurice Bavaud – Entschuldigung der Schweiz gefordert

Undatiertes Archivbild von Maurice Bavaud Keystone Archive

Das "Komitee Maurice Bavaud" fordert von der Eidgenossenschaft eine formelle Entschuldigung im Fall Bavaud. Der Neuenburger Theologiestudent hatte kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs Hitler töten wollen und wurde hingerichtet.

Das Komitee wirft den damaligen Schweizer Behörden vor, Bavaud im Stich gelassen zu haben. Mit Blick auf dessen 60. Todestag am Montag fordert es eine moralische und politische Genugtuung. Die Eidgenossenschaft müsse ihre Verantwortlichkeit offiziell anerkennen und sich entschuldigen, heisst es in der Mitteilung vom Samstag (12.05.). Die Schweizer Bundespolizei habe mit der Gestapo kollaboriert.

Missglücktes Hitler-Attentat

Maurice Bavaud hatte im November 1938 in München versucht, Hitler zu erschiessen, war jedoch gescheitert. Er wurde festgenommen und zum Tode verurteilt. Am 14. Mai 1941 wurde er im Alter von 25 Jahren in Berlin-Plötzensee mit der Guillotine hingerichtet.

Bundesrat: Anerkennung

Der Bundesrat anerkannte 1998, dass sich die Schweizer Behörden nicht genügend für Maurice Bavaud eingesetzt hatten. Bavaud verdiene Anerkennung und «einen Platz in unserem Gedächtnis», schrieb die Landesregierung vor drei Jahren auf eine Anfrage aus dem Nationalrat. Die Dokumente könnten die Motive Bavauds und das Verhalten der Schweizer Behörden nicht restlos klären, hiess es weiter. Die schweizerische Gesandtschaft habe 1939 offenbar keine Einzelheiten über die Situation Bavauds in Erfahrung bringen können.

Bedauern allein genügt nicht

Bereits 1989 hatte der Bundesrat in einem Brief an die Familie Bavaud Unterlassungen der damaligen Behörden eingeräumt und sein Bedauern ausgedrückt. Dies genügt aber nach Ansicht des Komitees nicht.

Die Mitteilung des Komitees ist unterzeichnet von den Nationalräten Nils de Dardel (SP/GE) und Paul Rechsteiner (SP/SG) sowie von Adrien Bavaud, Otmar Hersche, Stefan Keller und Peter Spinatsch.

swissinfo und Agenturen

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