
Nationalrat trauert um verstorbenen Zürcher Kollegen Alfred Heer

Die Nationalrätinnen und Nationalräte trauern um ihren verstorbenen Kollegen Alfred Heer. Der Zürcher sei einer gewesen, "der das Leben liebte und es mit ganzer Kraft lebte", sagte Ratspräsidentin Maja Riniker (FDP/AG) in ihrem Nachruf.
(Keystone-SDA) «Völlig unerwartet ist unser Kollege Alfred ‚Fredi‘ Heer in der Nacht auf Freitag aus dem Leben gerissen worden. Einige Stunden nachdem wir ihm hier im Bundeshaus noch begegnet sind», sagte Riniker sichtlich bewegt. «Wir sind alle sehr traurig».
Als Kaufmann und Kleinunternehmer – mit Nationalratskollege Mauro Tuena (SVP/ZH) gründete Heer eine IT-Firma – habe er in der Politik den «sprichwörtlichen Selfmade-Man» verkörpert. Auch in der Aufsicht über die Behörden – bis 2011 war Heer Mitglied der Rechtskommission, danach der Geschäftsprüfungskommission des Nationalrates – habe er eine «grosse Aufgabe» gefunden.
Ab 2015 nahm Heer auch Einsitz in die Geschäftsprüfungsdelegation, der er von Ende 2019 bis 2021 als Präsident vorstand. Es war in seiner Präsidialzeit, als die so genannte «Crypto-Affäre» umfassend untersucht wurde. «Als Geschäftsprüfer war es seine Akribie und seine Zielstrebigkeit, die Alfred Heer auszeichneten. Er war einer, der den Dingen immer auf den Grund gehen wollte», sagte Riniker.
Auch das Mandat in der Europaratsdelegation habe Heer «mit Herzblut ausgeübt». Dort engagierte er sich unter anderem in der Korruptionsbekämpfung, aber auch für die Wahl von alt Bundesrat Alain Berset zum Generalsekretär des Europarates.
Heer sei im Ratssaal und in der Öffentlichkeit «alles andere als ein Leisetreter» gewesen. Wenn er das Wort ergriff, «wurde Klartext geredet, vor verbalen Auseinandersetzungen fürchtete er sich nie. Seine prägnanten Sätze waren fadengerade, ohne aber zu verletzen», sagte Riniker. Zudem habe «Fredi» Heer eine «gehörige Portion Schalk» mitgebracht.
Riniker rief den Verstorbenen als einen sehr authentischen, warmherzigen und lebensfrohen Kollegen in Erinnerung, der sich «ohne Scheuklappen mit allen Menschen verstand». In der Folge erhoben sich im Nationalratssaal die zumeist in Schwarz gekleideten Mitglieder.
Sie gedachten Heers in einem Moment der Stille und mit Cello-Musik. Auf dem leeren Platz im Saal stand ein Gesteck mit Kerze. «Und jetzt müssen wir weitermachen, das hätte Fredi wahrscheinlich aber auch so gewollt», ging Riniker zum Ratsbetrieb über.