Das Thurgauer Kantonsparlament hat entschieden, sich vom Frühfranzösisch zu verabschieden. Der Unterricht auf Primarstufe habe zu wenig gebracht. Gleichentags erklärte das Bundesgericht die Bündner Fremdsprachen-Initiative für gültig. Diese strebt in dem dreisprachigen Kanton nur noch eine Fremdsprache in der Primarschule an.
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swissinfo.ch/ka und SRF (Tagesschau vom 03.05.2017)
Beim Nein zum Frühfranzösisch im Kanton Thurgau handle es sich nicht um einen Entscheid gegen die Romandie, sagte die Thurgauer Erziehungsdirektorin und SVP-Regierungsrätin Monika Knill. Es gehe um den Zeitpunkt, zu dem im Thurgau Französisch gelernt werden solle – und nicht darum, ob diese Landessprache überhaupt gelernt werden solle.
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Noch ist der Entscheid des Kantonsparlaments nicht endgültig. Es folgt eine zweite Lesung und danach besteht immer noch die Möglichkeit eines Behördenreferendums. So hätte das Volk in Sache Frühfranzösisch das letzte Wort.
Symbolcharakter hat der Entscheid aber schon jetzt. Der Sprachenstreit an den Schulen polarisiert, weil Landessprache zu Lasten von populären Sprachen geopfert werden sollen. Entsprechend fallen die Reaktionen in der Politik aus. Die Rede ist unter anderem davon, dass die Kantone Thurgau und Graubünden so zu «Sprachinseln» werden. Das Problem der harzigen Umsetzung der Harmonisierung des Schweizer Schulwesens werde verschärft.
Und in der Romandie sorgt insbesondere der Entscheid im Kanton Thurgau für Aufsehen. Es sei ein schlechter Tag für die französischsprechende Westschweiz, sagt Chefredaktor der Tribune de Genève, Pierre Ruetschi. Der Entscheid könne als Provokation interpretiert werden.
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