
Portugals Wirtschaft trotz heftiger Einsparungen gewachsen
LISSABON (awp international) – Im hoch verschuldeten Euro-Land Portugal ist die Wirtschaft im vergangenen Jahr trotz drastischer Sparmassnahmen des Staates gewachsen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sei 2010 einer ersten Schätzung zufolge um 1,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, teilte die Statistikbehörde INE am Montag in Lissabon mit. Im letzten Quartal sei die portugiesische Wirtschaft aber im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 0,3 Prozent geschrumpft.
Ministerpräsident José Sócrates begrüsste die Nachricht und erklärte, das Wachstum sei doppelt so hoch ausgefallen wie im Staatshaushalt für 2010 vorgesehen. «Wir hatten mit 0,7 Prozent gerechnet, das ist wichtig», sagte der Politiker der Sozialistischen Partei (PS). Sowohl die Regierung als auch die Zentralbank in Lissabon hatten allerdings in ihren letzten Konjunkturberichten beide einen Anstieg von 1,3 Prozent für 2010 angekündigt.
Portugal will seine Neuverschuldung nach einem Negativ-Rekord von knapp 9,4 Prozent 2009 und den für 2010 geschätzten 7,3 Prozent im laufenden Jahr auf 4,6 Prozent drücken. Dazu verabschiedete das ärmste Land Westeuropas nach ersten Sanierungsmassnahmen im vergangenen Jahr für 2011 einen umstrittenen Staatshaushalt mit nie dagewesenen Spar- und Sanierungsmassnahmen.
Die Ausgaben für Löhne und Gehälter im öffentlichen Dienst sollen um 5 Prozent gekürzt werden, die Mehrwertsteuer von 21 auf 23 Prozent steigen. Die Sozialleistungen werden gekürzt, die Renten eingefroren. Für 2011 rechnet die Zentralbank in Lissabon mit einem Konjunkturrückgang um mindestens 1,3 bis 1,5 Prozent./er/DP/he