
E-ID: Ja oder Nein? Weiterhin keine Prognose möglich
Es wurde ein klares Ja erwartet, nun ist das keinesfalls mehr sicher. Was geschieht mit der E-ID?
(Dieser Artikel wird am Abstimmungssonntag laufend aktualisiert.)
Die ersten Hochrechnungen sehen bisher einen 50%-Anteil beider Lager vor, mit einer Fehlermarge von +/- 3%. Somit ist weiterhin unklar, ob die E-ID angenommen wird. Das erstaunt: Die Umfragen im Vorfeld sahen ein relativ deutliches Ja voraus.
Eine Abstimmung im Jahr 2021 fiel an der Urne durch, die prominente Rolle privater Anbieter bei der Entwicklung der E-ID wurde von der Mehrheit nicht goutiert. Die neue, vollständig öffentliche Version überzeugte zunächst bei den Umfragen.
Zu den Unterstützenden der Abstimmung gehört die Auslandschweizer-Organisation, die sich seit langem für eine elektronische Identität aussprichtExterner Link. Die Fünfte Schweiz sprach sich bei vorgängigen Umfragen denn auch stärker für die E-ID aus als die inländische Stimmbevölkerung.
Hier geht es zur Übersicht über den Abstimmungssontag vom 28. September 2025:

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Resultate der Abstimmungen vom 28. September in der Schweiz
Worum geht es bei der E-ID?
Das Bundesgesetz über die elektronische IdentitätExterner Link sieht die Schaffung eines offiziellen, staatlichen und kostenlosen digitalen Identifikationsmittels vor. Zum Nachweis der Identität, aber auch etwa zum Altersnachweis, sind in der Schweiz heute ein Pass oder eine Identitätskarte vorzulegen. Mit der E-ID kann das digital gemacht werden, ohne ein physisches Dokument.
Die elektronische Identität basiert auf Freiwilligkeit. Behörden oder Organisationen, die öffentliche Aufgaben wahrnehmen, würden die E-ID akzeptieren müssen. Analoge Identifikationsmittel wären weiterhin zugelassen.
Für die E-ID braucht es eine Wallet-App auf dem persönlichen Smartphone, anschliessend einen entsprechenden Antrag beim Bundesamt für Polizei. Das Verifikations-Prozedere kann in einem kantonalen Erfassungszentrum oder beim zuständigen Konsulat durchgeführt werden.
Die Gegnerschaft bestand grösstenteils aus Mitgliedern der Piratenpartei, der Jungen SVP, der EDU und Covid-Massnahmen-Kritikern. Die Initianten des Referendums führen staatliche Überwachung und Verletzungen der Privatsphäre als grösste Kritikpunkte an. Dafür ausgesprochen haben sich alle Regierungsparteien sowie der Bundesrat und das Parlament.
Tatsächlich gab der Datenschutz im Abstimmungskampf am meisten zu diskutieren. Die persönlichen Informationen würden nicht zentral in einer staatlichen Datenbank gespeichert, sondern auf dem persönlichen Smartphone. Und Behörden und Unternehmen, die die E-ID überprüfen, könnten keine anderen Daten als die benötigten einsehen oder speichern.

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Ist die E-ID wichtig für Auslandschweizer:innen?
Bei den Umfragen im Vorfeld der Initiative stand die Fünfte Schweiz mehrheitlich hinter der E-ID, und zwar leicht deutlicher als die inländische Stimmbevölkerung. Und auch bei der Diaspora nahm die Unterstützung im Verlauf der Kampagne zu.
Die elektronische Identität ist seit jeher ein Kernanliegen der Community. So würde damit beispielsweise die Kommunikation mit Behörden in der Schweiz oder den Konsulaten im Ausland erleichtert. Und auch das digitale Unterschriftensammeln könnte damit erleichtert werden.
Sowohl die Auslandschweizer-Organisation wie auch der Auslandschweizer-Rat haben sich im Vorfeld für die Initiative stark gemacht. Der Rat verabschiedete sogar eine Resolution zugunsten der E-ID, da er sich einen vereinfachten Zugang zu Dienstleistungen der Schweizer Verwaltung verspricht.
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Was würde die Schweiz mit ihrer E-ID anders machen?
Andere Länder haben bereits seit Jahren Erfahrungen mit einer elektronischen Identität gesammelt. Sie sind aus dem Alltag teilweise kaum mehr wegzudenken.
«Die E-ID existiert in den nordischen Ländern seit vielen Jahren und man nutzt sie tagtäglich. Ich nutze meine bis zu 15 mal pro Tag», sagt beispielsweise Bruno Kaufmann, in Schweden lebender Journalist, der unter anderem für Swissinfo und SRF arbeitet, in unserem Let’s Talk.
Die Systeme unterscheiden sich stark von Land zu Land. In Estland, das als Vorreiter der Digitalisierung in Europa gilt, ist die E-ID sogar obligatorisch. Viele europäische Regierungen schauen sich im baltischen Kleinstaat Methoden digitaler Regierungsführung ab.
Die Schweiz geht wesentlich zaghafter vor. Während anderorts sich Bürger:innen bei Verwaltungsdiensten anmelden, Dokumente online unterschreiben oder sich über eine App identifizieren können, wäre die Verwendung in der Schweiz wesentlich eingeschränkter.
«Die E-ID wird keine dieser Funktionen übernehmen. Sie ersetzt lediglich die Plastikkarte und dient zum Nachweis der Identität, beispielsweise für die Anmeldung bei digitalen Diensten», sagt Annett Laube, Professorin für Informatik an der Berner Fachhochschule.
Sehen Sie hier unser Let’s Talk zur E-ID:

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