Die Woche in der Schweiz
Liebe Schweizerinnen und Schweizer im Ausland
Die Schweizer Wirtschaft kann aufatmen. Die Senkung der US-Zölle wurde diese Woche Realität. Die wirtschaftliche Lage bleibt dennoch angespannt, wie die massiven Entlassungen bei einer grossen Schweizer Versicherung zeigen.
Zudem geht es in unserem Rückblick der Woche um die Wintersession des Parlaments und um das Ende eines Stücks Schweizer Motorsportgeschichte.
Gute Lektüre!
Die Vereinigte Bundesversammlung (National- und Ständerat) wählte am Mittwoch Guy Parmelin zum Bundespräsidenten für 2026.
Diese von vornherein feststehende Wahl stellt nie eine Überraschung dar, aber das Ergebnis ermöglicht es, die Beliebtheit der gewählten Person zu messen. In dieser Hinsicht kann der Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung beruhigt sein: Mit 208 Stimmen bei 228 Wahlzetteln erzielte Parmelin das beste Ergebnis in der Geschichte. Der Vorsteher des Departements für auswärtige Angelegenheiten, Ignazio Cassis, wurde mit einem bescheidenen Ergebnis von 144 Stimmen zum Vizepräsidenten gewählt.
In der zweiten Woche der Wintersession haben National- und Ständerat das Bundesbudget für 2026 verabschiedet, das ein Defizit von 348 Millionen Franken vorsieht. Insgesamt kritisiert die Linke gewisse Kürzungen in sensiblen Bereichen und die Erhöhung der Militärausgaben, während die Rechte weitere Ausgabenkürzungen für notwendig hält. Das Budget scheint ein fragiler Kompromiss vor schwierigeren Jahren zu sein.
Nach dem Nationalrat hat der Ständerat eine Motion angenommen, die verlangt, dass die UKW-Radios in der Schweiz bis 2031 weitersenden können. Ursprünglich war die Abschaltung der UKW-Kanäle für den 31. Dezember 2026 vorgesehen. Die Parlamentarier:innen wollten damit vermeiden, dass die Privatradios bei der Umstellung auf DAB+ einen drastischen Rückgang ihrer Hörer:innenzahlen erleiden, wie es bei den öffentlich-rechtlichen Sendern der Fall war. Im Anschluss daran hat die SRG am Donnerstag ihre Absicht angekündigt, die Verbreitung ihrer Programme über UKW wieder aufzunehmen.
Weiter verschärfte der Nationalrat diese Woche die Regeln bezüglich des Militärdienstes der in der Schweiz wohnhaften französisch-schweizerischen Doppelbürger. Bisher konnten diese ihren militärischen Verpflichtungen in der Schweiz entgehen, indem sie einfach an der «Journée défense et citoyenneté» in Frankreich teilnahmen. Künftig müssen sie einen als gleichwertig beurteilten Dienst leisten, um in der Schweiz von der Wehrplicht befreit zu sein. Diese Änderung betrifft etwa 730 Personen pro Jahr. Das Dossier geht allerdings zuerst zurück an den Ständerat, da der Nationalrat diese Massnahme auf Doppelbürger anderer Länder ausweiten will.
Die meisten schweizerischen Produkte, die in die USA importiert werden, unterliegen nun einem Zollsatz von 15%.
Diese Regelung gilt rückwirkend auf den 14. November. Jenes Datum, an dem Bern und Washington sich auf diesen Satz geeinigt haben. Konkret bedeutet dies, dass Importeure, die Zölle von 39% bezahlt haben, sich die Differenz bei den zuständigen Zollbehörden für die Produkte zurückerstatten lassen können, die seit diesem Datum importiert wurden.
Für die Schweizer Wirtschaft ist die Umsetzung dieses Abkommens eine Erleichterung. Der Satz von 39%, der seit dem 1. August angewendet wurde, war einer der höchsten, die von der Trump-Administration verhängt wurden. Mit 15% befinden sich die Schweizer Unternehmen auf demselben Niveau wie die meisten Länder, insbesondere jene der Europäischen Union. «Dank dieser Änderungen wird sich der Zugang der Schweizer Unternehmen zum amerikanischen Markt erheblich verbessern», sagte der Schweizer Wirtschaftsminister Guy Parmelin.
Trotz der Erleichterung bedeutet dies nicht unbedingt das Ende der Schwierigkeiten für die Schweiz. In einem Kommentar dämpft SRF News die Begeisterung mit der Bemerkung, «das Schwierigste könnte erst noch kommen». Tatsächlich bleibt die Absichtserklärung vom 14. November ziemlich vage und die USA könnten ihre Forderungen bei den Verhandlungen über ein verbindliches Abkommen erhöhen.
Unabhängig davon, wie sich die Beziehungen zu den Vereinigten Staaten entwickeln, scheint die Stimmung für die Schweizer Wirtschaft insgesamt gedrückt zu sein.
Mehrere Nachrichten, die im Laufe der vergangenen Woche bekannt wurden, bestätigen dieses Gefühl. Der auffälligste Fall ist die Ankündigung von massiven Entlassungen im Versicherungssektor.
Am Dienstag kündigte die neu fusionierte Versicherungsgruppe Helvetia Baloise eine umfassende Restrukturierung an. Diese wird bis 2028 zur Streichung von 2000 bis 2600 Stellen führen, davon 1400 bis 1800 in der Schweiz. Die Geschäftsleitung begründet diesen Entscheid mit der Notwendigkeit, die durch die Fusion entstandenen administrativen und IT-technischen Doppelspurigkeiten abzubauen, um die Wettbewerbsfähigkeit der Gruppe auf dem europäischen Markt zu stärken.
Mehrere Indikatoren, die im Laufe der letzten sieben Tage veröffentlicht wurden, deuten auf eine Abschwächung der Schweizer Wirtschaft hin, was zu einem Umsatzrückgang und zum Verlust von Arbeitsplätzen führt. Die Raiffeisenbank erwartet beispielsweise ein auf 1% begrenztes Wachstum im nächsten Jahr und unterstreicht die ausgeprägte Schwäche des Arbeitsmarktes. Die Schweizerische Nationalbank ihrerseits hat ihren Leitzins bei 0% belassen und ist der Ansicht, dass der Inflationsdruck gering ist, die Gefahr einer Konjunkturabschwächung jedoch weiterhin besteht.
Ein Kapitel in der Geschichte der Schweizer Präsenz in der Formel 1 geht zu Ende. Der Schweizer Rennstall Sauber bestritt am letzten Sonntag seine letzte Runde beim Grand Prix von Abu Dhabi. Damit endet eine mehr als drei Jahrzehnte währende Schweizer Präsenz in der exklusiven Welt der Königsklasse des Motorsports.
Der 1993 von Peter Sauber gegründete Rennstall hat an über 600 Grand Prix teilgenommen und mehrere namhafte Fahrer gezählt, darunter Kimi Räikkönen und Felipe Massa. Trotz begrenzter Mittel hat sich das Team einen Ruf für Seriosität und Leidenschaft aufgebaut und wurde zu einem nationalen Stolz für ein Land, das nur einen einzigen Rennstall in dieser Disziplin hat. Seine besten Ergebnisse sind ein 2. Platz im Rennen, 11 Podestplätze, 1 Pole-Position und 3 schnellste Runden im Rennen.
Der Hinwiler Rennstall wird von Audi übernommen. Ab der nächsten Saison wird der Name Sauber endgültig aus den Startaufstellungen verschwinden und durch Audi Team F1 ersetzt. Die Beobachter hoffen, dass die neue Marke dem Zürcher Team die Wettbewerbsdynamik zurückgeben wird, die ihm manchmal gefehlt hat, während das Erbe von Peter Sauber bewahrt wird.
Es ist nicht das erste Mal, dass Sauber sich einem grossen Namen der deutschen Automobilindustrie annähert. Der Schweizer Rennstall stand zwischen 2006 und 2009 kurzzeitig unter der Kontrolle von BMW. Das BMW Sauber F1 Team hatte damals solide Ergebnisse erzielt mit einem Grand-Prix-Sieg 2008 und dem 2. Platz in der Konstrukteurswertung 2007. Aber die bayerische Marke hatte sich 2009 aus der F1 zurückgezogen und Peter Sauber hatte die Mehrheit am Kapital seines Rennstalls zurückgekauft.
Die kommende Woche
Die dritte und letzte Woche der Wintersession des Parlaments wird das grosse politische Thema der nächsten Tage sein. Und es besteht kein Zweifel, dass viel darüber gesprochen wird, da es um das sehr umstrittene Entlastungspaket 2027 geht. Auch in mehreren Kantonsräten und Gemeindeparlamenten, die in der kommenden Woche über ihre Budgets beraten werden, wird es um viel Geld gehen.
Die Wirtschaftswoche wird einige interessante Prognosen liefern, darunter die stets mit Spannung erwarteten Konjunkturprognosen des KOF.
Kulturell findet das wichtigste Ereignis am Sonntag in Genf statt, mit dem grossen Umzug der Escalade, der wie jedes Jahr an die gescheiterte Invasion Savoyens im Jahr 1602 erinnert.
Unser Adventskalender «Ungewöhnliche Schweiz»
Bis zum 24. Dezember präsentieren wir Ihnen in unserem Briefing täglich einen Überraschungsartikel aus unserer Reihe «Ungewöhnliche Schweiz». Entdecken Sie kuriose und manchmal skurrile Geschichten, die Ihnen die weniger bekannte Seite des Landes näherbringen.
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