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TAGESÜBERBLICK WIRTSCHAFT

Bern (awp/sda) – Donnerstag, 12. Mai
MEHR KUNDENGELDER FÜR DIE BANK JULIUS BÄR: Die Bankengruppe Julius Bär hat in den ersten vier Monaten des Jahres die Menge der verwalteten Vermögen erneut gesteigert. Ende April waren der Bank Kundengelder von 173 Mrd. Fr. anvertraut, das sind 2 Prozent mehr als zum Jahresende 2010. Zu verdanken ist dieser Zuwachs unter anderem dem Neugeldzufuss. Konkrete Zahlten nannte Julius Bär aber nicht. Einen weiteren positiven Beitrag lieferte laut Bank auch die Entwicklung der Finanzmärkte, wo Kundenvermögen auf vielfältige Weise investiert sind.
GESCHEITERTE VERHANDLUNGEN ZWISCHEN PERSONALVERTRETER UND BANKEN: Die Verhandlungen über die Arbeitsbedingungen bei den Schweizer Banken sind gescheitert. Die Angestelltenverbände KV Schweiz und SBPV haben sich zurückgezogen, weil die Arbeitgeber auf die Forderung nach kürzeren Arbeitszeiten nicht eingetreten sind. Die bestehende Vereinbarung über die Anstellungsbedingungen der Bankangestellten (VAB) sieht eine Arbeitszeit von wöchentlich 42 Stunden und jährlich 5 Wochen Ferien (bis Alter 60) vor. Sie gilt für rund 70’000 Beschäftigte. Der Verband KV Schweiz und der Schweizerische Bankpersonalverband (SBPV) wollten in den alljährlichen Verhandlungen zusätzliche Ferientage aushandeln. Damit sollte kompensiert werden, dass die Bankangestellten in der Realität wesentlich mehr arbeiteten, als vorgesehen.
ÜBERNAHMESPEKULATIONEN UM NYCOMED: Japans grösster Pharmakonzern Takeda will offenbar den Schweizer Arzneimittelhersteller Nycomed übernehmen. Gemäss diversen Agenturen bietet Takeda mehr als 1 Billion Yen (11 Mrd. Franken). Das Geschäft könnte sich nach Informationen der Agentur Bloomberg sogar auf mehr als 12,6 Mrd. Fr. belaufen. Die Verhandlungen seien weit fortgeschritten, mit einer Bekanntgabe des Deals werde jedoch frühestens nächste Woche gerechnet. Die Gespräche könnten aber auch noch platzen, da noch keine Einigung erzielt worden sei. Takeda wollte sich zu den Berichten nicht äussern. Zuvor hatte der Konzern allerdings erklärt, für künftige Geschäfte Schulden aufnehmen zu wollen. Das Zürcher Unternehmen Nycomed, das 2006 die Pharmasparte der deutschen Altana übernommen hat, beschäftigt 12’500 Mitarbeiter. Es ist mehrheitlich im Besitz von vier Kapitalbeteiligungsgesellschaften.
UBS MIT MILLIONENZAHLUNG AN US-KUNDE: Die UBS ist vom Bezirksgericht Zürich zu einer Zahlung von gut 7 Mio. Fr. an einen amerikanischen Kunden verurteilt worden. Die Grossbank habe einen Verkaufsauftrag zu spät ausgeführt. Dem Kunden sind darum Erlöse entgangen. Die UBS will das Urteil am Obergericht des Kantons Zürich anfechten, wie ein Sprecher der Bank sagte und einen Bericht von “NZZ Online” bestätigte. Gemäss dem Bericht hatte der US-Kunde am 1. September 2008 der Bank den schriftlichen Auftrag erteilt, sämtliche amerikanischen Wertschriften in den Depots seiner Gesellschaft mit Sitz in Hongkong zu verkaufen. Die UBS habe den Auftrag zunächst aber nicht ausgeführt, weil wegen Untersuchungen der US-Steuerbehörden alle Vermögenswerte auf seinen Konti und Depots gesperrt seien.
UMSATZRÜCKGANG BEI BAUMANN: Die starke Schweizer Währung hat das Jahresergebnis des Textilunternehmens Création Baumann getrübt: Das Langenthaler Unternehmen musste 2010 einen Umsatzrückgang um 1,6 Prozent auf 53,8 Mio. Fr. hinnehmen. Währungsbereinigt steigerte Création Baumann den Umsatz um 1,4 Prozent. Das Unternehmen setzte über zwei Drittel seiner Produkte im Ausland ab. Im wichtigsten ausländischen Markt Deutschland blieben die Verkäufe stabil. In der Schweiz konnte Création Baumann den Umsatz um 6,7 Prozent steigern. Das aktuelle Geschäftsjahr 2011 ist wegen der ungünstigen Währungskursen sowie den Problemen in den wichtigen europäischen Märkten nicht optimal gestartet.
TAMEDIA MIT MINDERHEITSBETEILIGUNG AN DOODLE: Tamedia übernimmt 49 Prozent der national und international tätigen Terminplattform Doodle. Lohnt sich das Geschäft, will Tamedia die Plattform bis 2016 vollständig übernehmen. Wie viel Tamedia für die Beteiligung am Start-up-Unternehmen mit Sitz in Zürich bezahlt, will das Medienhaus nicht publik machen. Bevor die Transaktion über die Bühne gehen kann, muss sie zudem noch von der Eidg. Wettbewerbskommission gutgeheissen werden. Die Doodle AG mit ihren elf Mitarbeitern betreibt unter doodle.com die weltweit führende Terminkoordinations-Plattform. Der kostenlose Basisdienst ist in 29 Sprachen verfügbar und wird jeden Monat von 8 Millionen Nutzern verwendet.
UMSATZWACHSTUM FÜR MAYR-MELNHOF: Die österreichische Mayr-Melnhof-Gruppe ist im ersten Quartal 2011 beim Umsatz um 13 Prozent gewachsen auf 494,7 Mio. Euro. Das Betriebsergebnis (EBIT) verbesserte sich um 24 Prozent auf 50 Mio. Euro, der Quartalsüberschuss stieg um gut 27 Prozent auf 35,4 Mio. Euro. Mayr-Melnhof war im letzten Jahr in der Schweiz in die Schlagzeilen geraten: Der Konzern schloss seine Kartonfabrik in Deisswil BE und seine Grosssägerei im bündnerischen Domat/Ems. Die Schliessung in Deisswil kostete rund 250 Personen die Stelle, in Graubünden wurden knapp 130 Angestellte entlassen.
WACHSTUMSPROGRNOSEN FÜR EUROPA: Angetrieben von der starken deutschen Konjunktur wird sich der Aufschwung in Europa fortsetzen. In seiner Frühjahrsprognose sagt der Internationale Währungsfonds (IWF) für Europa ein Wachstum von 2,4 Prozent in diesem Jahr voraus. Das Wachstum im kommenden Jahr schätzt der IWF auf 2,6 Prozent. Die hoch verschuldeten Krisenländer Griechenland und Portugal stecken vorerst aber weiter in der Rezession – wobei der IWF zumindest Athen zutraut, 2012 wieder zu wachsen. Die Wirtschaft im Euroraum wird mit 1,6 Prozent in diesem und 1,8 Prozent im kommenden Jahr langsamer zulegen als Europa insgesamt. Dabei bleibt Deutschland mit einem Anstieg des Bruttoinlandproduktes (BIP) um 2,5 Prozent in diesem und 2,1 Prozent im kommenden Jahr die Konjunkturlokomotive. Das Wachstum der Schweizer Wirtschaft in diesem Jahr schätzt der Fonds nach seiner Prognose vom März auf 2,4 Prozent, 2012 dürfte das BIP hierzulande laut dem IWF um 1,8 Prozent steigen.
VOLVO MIT SCHWARZEN ZAHLEN: Der schwedische Autohersteller Volvo Cars hat für seinen neuen chinesischen Mutterkonzern Geely schon im ersten Jahr schwarze Zahlen eingefahren. Der operativen Gewinn (EBIT) betrug 2,3 Mrd. Kronen (230 Mio. Franken). Das sei eine Verbesserung um 7,5 Mrd. Kronen gegenüber 2009, als Volvo noch zum US-Konzern Ford gehörte. Der Absatz stieg im vergangenen Jahr um 11,6 Prozent auf 37’525 Autos. Das Plus in China bezifferte Volvo (ohne Nennung absoluter Zahlen) auf 36,2 Prozent und in Europa auf 10,4 Prozent. Auf dem wichtigen US-Markt sackte der Absatz dagegen um 12,2 Prozent ab.
SCHÄRFERE BANKVORSCHRIFTEN IN CHINA: Chinas Notenbank strafft im Kampf gegen Blasen an Anlagemärkten erneut die geldpolitischen Zügel. Die Mindestreserveanforderung für die Banken wird um 50 Basispunkte auf den Rekordwert von 21 Prozent erhöht Die Vorgabe trete am 18. Mai in Kraft. Es ist bereits das achte Mal seit Oktober, dass die Anforderungen für die Banken angehoben werden. Die Banken müssen nun mehr Geld bei der Notenbank hinterlegen und können deswegen weniger Kredite vergeben. China hofft, damit überschüssiges Geld aus der Wirtschaft abzuziehen. Die ausufernde Kreditvergabe der Banken gilt als ein Hauptgrund für die hohe Inflation in dem Schwellenland.

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