TAGESÜBERBLICK WIRTSCHAFT
Bern (awp/sda) – Donnerstag, 22. April
TELEKOM-FUSION UNTERSAGT: Das Telekomunternehmen Orange darf den Konkurrenten Sunrise nicht übernehmen. Die Wettbewerbskommission (Weko) hat den Deal untersagt, weil sie mehr als nur zwei Mobilfunkunternehmen mit eigenem Netz will. Zusammen mit der Swisscom hätte das fusionierte Unternehmen eine kollektiv marktbeherrschende Stellung im Mobilfunkmarkt erhalten, erklärte die Weko. Zudem wäre mit Sunrise der aktivste Netzbetreiber aus dem Markt ausgeschieden. Mit drei Anbietern bleibe noch eine gewisse Wettbewerbsdynamik bestehen. Und der Markt sei offen für Innovationen. Die Muttergesellchaften von Orange und Sunrise, France Télécom und die dänische TDC, reagierten enttäuscht.
MEHR EXPORTIERT: Die Schweizer Export-Industrie hat sich aus der Rezession gekämpft. Erstmals seit dem dritten Quartal 2008 nahmen die Ausfuhren von Januar bis März wieder zu. Im ersten Quartal 2010 stiegen die Exporte im Vergleich zur Vorjahresperiode um 6,9 Prozent auf 47,2 Mrd. Franken, wie die Eidgenössische Zollverwaltung mitteilte. Allein im März nahmen die Ausfuhren um 16,7 Prozent auf 17,8 Mrd. Fr. zu. Die Liste der dynamischsten Branchen wird von der Uhrenindustrie angeführt, die im ersten Quartal um 16,6 Prozent zulegte. Ungeachtet der Franken-Stärke kehrte auch die Metall-Industrie – auf den Erfolgspfad zurück (+14,5 Prozent).
CREDIT SUISSE VERDIENT GUT: Die Credit Suisse (CS) hat nach einem Durchhänger Ende letzten Jahres im ersten Quartal 2010 wieder über 2 Mrd. Gewinn geschrieben: Im Vergleich zum Vorquartal hat sich der Konzerngewinn von 793 Mio. auf 2,055 Mrd. Fr. mehr als verdoppelt. Während die Konkurrentin UBS weiter unter ihrer Reputation leidet und in den ersten drei Monaten einen Geldabfluss von netto rund 18 Mrd. Fr. beklagte, verzeichnete die CS einen rekordhohen Geldzufluss von 26 Mrd. Franken – trotz des gelockerten Bankgeheimnisses und der Affäre um gestohlenen Bankdaten. Im Vergleich zum Schlussquartal 2009 hat sich der Nettoneugeldzufluss der CS damit mehr als verdoppelt.
UBS ZÜGELT ZAHLUNGSVERKEHR: Die Grossbank UBS konzentriert die Abwicklung ihres Zahlungsverkehrs in Zürich, Lausanne und Lugano. Der Standort Bern wird geschlossen, betroffen sind 178 Mitarbeitende. Sie erhalten Stellenangebote für die verbleibenden drei Standorte. Für Mitarbeitende, die die Stellenangebote nicht annehmen oder denen der neue Arbeitsweg nicht zugemutet werden kann, besteht ein Sozialplan. Der Standort Bern wird schrittweise ab Oktober 2010 bis Ende März 2011 geschlossen.
NESTLÉ WÄCHST STARK: Nestlé ist überraschend gut ins neue Jahr gestartet. Der Umsatz des weltgrössten Nahrungsmittelkonzerns stieg im ersten Quartal um 4,4 Prozent auf 26,3 Mrd. Franken. Das organische Wachstum erreichte 6,5 Prozent, wie Nestlé mitteilte. Analysten hatten im Schnitt nur ein Wachstum aus eigener Kraft von Nestlé von 5,2 Prozent erwartet. Wechselkurseffekte drückten den Umsatz um 2,7 Prozent, Akquisitionen erhöhten ihn um 0,6 Prozent. Auch das interne Realwachstum lag mit 4,8 Prozent über den Erwartungen von 4,1 Prozent.
ABB WARTET AUF AUFSCHWUNG: Der Elektrotechnikkonzern ABB hat im ersten Quartal 2010 Einbussen bei Umsatz und Aufträgen sowie einen Gewinneinbruch um 29 Prozent auf 464 Mio. Dollar erlitten. Als Folge der Wirtschaftskrise verzögerten sich Grossaufträge für die Energie-Infrastruktur. Der Umsatz sank gegenüber dem Vorjahresquartal um 4 Prozent auf 6,934 Mrd. Dollar. ABB profitierte dabei von Wechselkursen, in Lokalwährungen tauchten die Verkäufe um 11 Prozent. Während andere Industriekonzerne bereits wieder eine Zunahme der Bestellungen melden können, muss ABB als typischer Spätzykliker auf die Trendwende warten: Der Auftragseingang ging von Januar bis März gegenüber dem Vorjahr um 12 Prozent auf 8,067 Mrd. Dollar zurück.
ACTELION WÄCHST: Der Biopharmakonzern Actelion ist im ersten Quartal 2010 rasant gewachsen. Der Umsatz des europäischen Marktführers stieg um 24 Prozent auf 501,6 Mio. Franken. Davon entfielen 405,2 Mio. Fr. (+15 Prozent) auf Tracleer, ein Medikament gegen Bluthochdruck in der Lunge, wie Actelion mitteilte. Der Reingewinn des Baselbieter SMI-Konzerns kletterte um 29,9 Prozent auf 132,8 Mio. Franken.
NATIONALE SUISSE WÄCHST TROTZ KRISE: Der Versicherer Nationale Suisse hat 2009 beim Umsatz und beim Gewinn zugelegt. Die Prämien stiegen um 1,8 Prozent auf knapp 1,7 Mrd. Franken, während unter dem Strich mit 76,4 Mio. Fr. 19,1 Prozent mehr Gewinn übrig blieb als 2008. Gestützt werden die Ergebnisse von soliden Anlageerträgen dank der Börsenerholung im Lauf des vergangenen Jahres, wie Konzernchef Hans Künzle am Donnerstag vor den Medien in Zürich erläuterte. Naturereignisse rissen trotz Hagelzügen im Sommer kein Loch in die Kasse:
MIKRON HOFFNUNGSVOLL: Der Bieler Fertigungs- und Montagesystem-Hersteller Mikron hat im ersten Quartal mit 49,1 Mio. Fr. über 60 Prozent mehr Bestellungen erhalten als im Vorjahr. Der Umsatz des von der Krise schwer getroffenen Unternehmens ging um 11,5 Prozent auf 39,3 Mio. Fr. zurück. Dass die Bestellungen damit im zweiten Quartal in Folge über dem Umsatz lägen, sei erfreulich, teilte Mikron mit. Ob dies schon eine Trendwende bedeute, sei erst in den kommenden Quartalen feststellbar.
VON ROLL MIT WENIGER UMSATZ: Der Industriekonzern Von Roll hat im ersten Quartal einen Umsatzrückgang erlitten. Im Vergleich zur Vorjahresperiode fielen die Verkäufe um 8 Prozent auf 143 Mio. Franken. Gegenüber dem Schlussquartal 2009 nahm der Umsatz indes um 6 Prozent zu. Der Bestellungseingang nahm im Jahresvergleich um 15 Prozent auf 139 Mio. Fr. zu, wie Von Roll mitteilte. Zum Vorquartal ergab sich sogar ein Plus von 16 Prozent.
SCHINDLER HAT WIEDER MEHR AUFTRÄGE: Beim Schindler-Konzern füllen sich die Auftragsbücher wieder. Der Auftragseingang steigerte sich im ersten Quartal gemessen am Vorjahr von 3,02 Mrd. Fr. auf 3,22 Mrd. Franken. Der Umsatz stieg um 0,7 Prozent auf 3,02 Mrd. Franken, wie der Lifthersteller am Donnerstagnachmittag überraschend bekannt gab. Der Gewinn dagegen ging um 2,6 Prozent auf 152 Mio. Fr. zurück. Bereinigt um einen einmaligen Buchgewinn aus dem Vorjahr von 31 Mio. Fr. wäre der Konzerngewinn um 22 Prozent gestiegen, schrieb der Konzern.
SWISSMETAL ABGESTÜRZT: Nach dem Taucher in die roten Zahlen im Vorjahr ist Swissmetal im 2009 abgestürzt. Der Umsatz brach um 41 Prozent auf 191,7 Mio. Fr. ein. Der Buntmetallhersteller erlitt den zweitgrössten Verlust seit dem Börsengang vor zwei Jahrzehnten. Unter dem Strich musste das Unternehmen mit Sitz in Dornach (SO) ein Defizit von 28,5 Mio. Fr. hinnehmen nach einem Verlust von 4 Mio. Fr. ein Jahr zuvor. Ein Loch in die Kasse riss auch der Lohn von Ex-Swissmetal-Chef Martin Hellweg, der Mitte Mai das Unternehmen verlassen hatte: Er bekommt noch ein Jahressalär von 1,4 Mio. Franken.
mk