Wimbledon: Federer auf den Spuren von Borg

Seit 2003 Titelhalter in London, startet der Baselbieter am Montag zur Eroberung des fünften Titels in Folge auf dem Rasen von Wimbledon.
Im Fall eines Sieges würde die Nummer 1 des Welttennis den bisherigen Rekord von Björn Borg, Wimbledon-Gewinner 1976 bis 1980, egalisieren, ebenso die Anzahl von 11 Grand-Slam-Siegen des Schweden.
Wie Björn Borg gehört Roger Federer zum exklusiven Kreis von einigen Tennisspielern, die das Wimbledon-Turnier in London sowohl in der Junioren- wie auch in der Elite-Kategorie gewonnen haben (zusammen mit Stefan Edberg und Pat Cash).
Um die Rekorde von Björn Borg zu egalisieren, muss Federer seine Höhenflüge der letzten vier Jahre wiederholen und sich auf dem Centre Court von Wimbledon, der weltweit als «sein Garten» gilt, durchsetzen.
Keine Gegner
«Ich sehe niemanden, der Roger Federer daran hindern könnte, Wimbledon zum fünften aufeinander folgenden Mal zu gewinnen. Für mich gibt es derzeit keinen Spieler, der ihm auf diesem Rasen Probleme bereiten könnte», sagt Ilie Nastase, die erste Welt-Nummer 1 im Profi-Tennis (ATP), gegenüber swissinfo.
Der Rumäne, der für ein Wohltätigkeits-Turnier zugunsten einer karitativen Organisation in Genf weilte, hatte seinerzeit die Tenniswelt zusammen mit Tony Roche, Rod Laver, Arthur Ashe und Björn Borg dominiert.
«Es ist absolut unmöglich, das Tennisspiel zu unseren Zeiten mit jenem zu vergleichen, das Roger Federer heute spielt», so Anastase weiter. «Das ist eine andere Klasse, und vielleicht werden wir in zehn Jahren nochmals dasselbe sagen. Die einzige Gewissheit ist, dass Roger einer der ganz grossen Champions der Tennisgeschichte ist.»
Und Nadal?
Laut Nastase wird der Basler in nächster Zukunft auch noch das einzige Grand Slam Turnier gewinnen, das ihm bisher fehlt: Roland Garros in Paris.
«Er hat auf diesem Sandplatz bereits grosse Fortschritte gemacht. Wie übrigens auch Rafael Nadal, Federers Top-Gegner, auf dem Rasen. Ich glaube, Nadal wird eines Tages fähig sein, Wimbledon zu gewinnen», so Nastase.
Dieser Ansicht ist auch ein anderer in Genf anwesender Tennis-Champion, der Spanier Emilio Sanchez. «Der einzige Unterschied ist, dass sich Federer in London so zu Hause fühlt wie Nadal in Paris.»
Auf dem Rasen müsse Federer sein Spiel nicht forcieren, erklärt Sanchez. «Er kann sich auf das konzentrieren, was er gut beherrscht.» Und im entscheidenden Moment spiele er seine Trümpfe aus.
«Kurz gesagt: In Paris ‹hilft› der Sandplatz Nadal, in London ‹hilft› der Rasenplatz Federer. Auf diesem hohen Niveau gibt es keine Wunder, man gewinnt oder verliert auf mentaler Ebene», so Sanchez.
Die anderen Schweizer in Wimbledon
Neben Roger Federer, der zum Auftakt gegen den Russen Teimuras Gabaschwili (ATP 85) spielt, nehmen noch fünf weitere Schweizer und Schweizerinnen am Wimbledon-Turnier teil.
Bei den Männern ist es Stanislas Wawrinka, der 2006 die dritte Runde erreichte. Er hat, wie letztes Jahr, kein einziges Vorbereitungsspiel auf dem Rasen gewinnen können. Sein Gegner ist der Franzose und anschlagstarke Linkshänder Michael Llodra.
Vier Frauen sind in London auch dabei: Martina Hingis, die seit Mitte Mai keine Turnierspiele mehr gespielt hat, die Baslerin Patty Schnyder, die den Rasen nicht liebt, die Genferin Emmanuelle Gagliardi und die Lausannerin Timea Bacsinszky.
swissinfo, Mathias Froidevaux
(Übertragung aus dem Französischen: Jean-Michel Berthoud)
Der Schwede Björn Borg hält mit fünf aufeinander folgenden Siegen (1976-1980) den Wimbledon-Rekord. Roger Federer kann ihn in diesem Jahr egalisieren.
Nach seiner Final-Niederlage bei Roland Garros in Paris erklärte Roger Federer für das Rasen-Turnier in Halle forfait. Dieses hatte er bereits vier Mal gewonnen. Der Basler begründete seinen Schritt damit, er wolle nach dem langen Finalspiel in Paris «jegliche Verletzung vermeiden».
Bisher hat Roger Federer 10 Grand Slam Turniere gewonnen. Björn Borg gewann deren 11 und Pete Sampras gar 14.
Das Wimbledon-Turnier in London (25. Juni bis 8. Juli) ist das dritte Grand Slam Turnier in diesem Jahr nach dem Australian Open und Roland Garros.
Sieger und Siegerin von Wimbledon erhalten dieses Jahr erstmals die gleiche Prämie, nämlich 1,73 Mio. Franken.
Der Wimbledon-Court Nr. 1 ist mit dem neuen technologischen «Hawk-Eye Challenge System» ausgerüstet. Dieses System erlaubt es den Spielern, zweimal pro Set per Video eine Bestätigung eines Schiedsrichter-Entscheids zu verlangen.

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