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Wie die künstliche Intelligenz unsere Arbeitswelt verändert

Symbolbild zu ChatGPT
Der Chatbot ChatGPT des Softwareentwicklers OpenAI gilt als potenzieller Jobkiller. Copyright 2023 The Associated Press. All Rights Reserved

Der Einfluss künstlicher Intelligenz auf Arbeitsprozesse wächst rasant, während in der Schweiz und in der EU Fachkräftemangel herrscht. Wie wirkt sich diese Konstellation auf Arbeitsmarkt und Inflation langfristig aus?

Nein, dieser Text ist nicht von einer KI geschrieben. Er könnte es aber schon bald sein. Die künstliche Intelligenz nämlich rasend schnell Fortschritte.

Nicht nur journalistische Texte könnten künftig vom Computer geschrieben werden, auch für viele andere Arbeiten sind bald keine Menschen mehr nötig: Zum Beispiel Fotobearbeitung, Inventarisierung und das Führend der Buchhaltung.

Im SWI swissinfo.ch-Podcast Geldcast haben wir mit dem Ökonomen Jan-Egbert Sturm von der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich gesprochen und unter anderem gefragt: Wird es also schon bald weniger Arbeitsplätze geben?

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Zwei Mega-Trends im Kräftemessen

Kurzfristig ist die Antwort: Nein. Zumindest für die Schweiz. Denn gleichzeitig passiert hier nämlich noch etwas anderes auf dem Arbeitsmarkt. Etwas, das es so in der jüngeren Vergangenheit noch nicht gegeben hat: Gemäss den BerechnungenExterner Link von Patrick Eugster, selbstständiger Ökonom und Finanzmarkexperte, werden nämlich schon bald netto 30’000 Arbeitskräfte den Schweizer Arbeitsmarkt verlassen – und zwar pro Jahr.

Der Grund: Die Baby-Boomer mit den Jahrgängen 1959 bis 1964 gehen in Pension. Und diese Leute werden nur teilweise von jungen und ausländischen Arbeitskräften ersetzt.

Unter dem Strich resultiert ein Minus auf dem Arbeitsmarkt. Es herrscht ein Fach- und Arbeitskräftemangel – und das nicht nur in der Schweiz. Eine ähnliche Entwicklung gibt es zurzeit auch in der Eurozone.

Der Inflationsdruck steigt

Dieser Arbeitskräftemangel zeigt sich in den Arbeitslosenzahlen. Die sind nämlich noch immer auf sehr tiefem Niveau – trotz der sehr starken Zinserhöhungen der Zentralbanken in den letzten Jahren.

In der Schweiz liegt die Erwerbslosenquote gemäss internationaler Definition aktuell bei 4,2 Prozent (gemäss nationaler Definition sind es 2 Prozent), in den USA bei 3,7 Prozent und in der Eurozone bei 6,5 Prozent. Im historischen Vergleich ist das sehr tief.

Für die Arbeitnehmenden ist der Arbeitskräftemangel eine gute Nachricht: Sie gewinnen gegenüber den Arbeitgeber:innen an Verhandlungsmacht.

Mittelfristig wird das zu höheren Löhnen führen, schreiben beispielsweise die Ökonomen Charles Goodhart und Manoj Pradhan in ihrem Beststeller-Buch «The Great Demographic ReversalExterner Link». Sie erwarten für die nächsten Jahre einen weiterhin hohen Inflationsdruck.

KI schwächt die Verhandlungsmacht

Diesem Inflationsdruck entgegen wirkt allerdings die künstliche Intelligenz; sie schwächt kurzfristig die Position der Arbeitnehmenden.

Wer von einem Computer ersetzt werden kann, wird kaum eine Lohnerhöhung durchsetzen können. Die Produktion von Gütern und Dienstleistungen wird so günstiger. Das verringert den Teuerungsdruck.

Doch welcher Effekt wird dominieren? Steigen die Preise weiter, weil die Arbeitskräfte knapp werden? Oder sinken die Preise künftig gar, weil immer mehr von Computern gemacht werden kann?

So klar sei die Antwort nicht, sagt Jan-Egbert Sturm im Geldcast von SWI swissinfo.ch: Langfristig können die Zentralbanken die Inflation zwar in der Nähe des Zielwerts halten.

Kurz- und mittelfristig wird diese Aufgabe aber schwieriger werden, denn auch die Zentralbanken werden nicht in Echtzeit wissen, welcher Faktor gerade dominieren wird.

So fasst KI diesen Artikel zusammen

Fazit: Künstliche Intelligenz beschleunigt den Wandel in der Arbeitswelt. Gleichzeitig steht der Arbeitsmarkt vor einem möglichen Fachkräftemangel.

Der Eintritt der Baby-Boomer ins Rentenalter verstärkt diese Herausforderung und stärkt die Position der Arbeitnehmenden.

Gleichzeitig übernimmt KI zunehmend Aufgaben und schwächt die Position der Arbeitnehmer:innen. Die langfristige Auswirkung auf die Inflation bleibt jedoch unsicher.

Und ja, das Fazit ist von KI geschrieben. Allerdings nur zum Teil: Ganz ohne Überarbeitung des Autors ging es dann doch (noch) nicht.

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Das Gespräch finden Sie auch auf SpotifyExterner Link, Apple PodcastsExterner Link und in der Geldcast-Sammlung von SWI swissinfo.ch.

Illustration: Artificial Intelligence, Künstliche Intelligenz

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